"Du kommst mit uns mit", entschied ich kurzerhand und zog Jeongin in meine Arme. Sofort spürte ich, wie er sich verkrampfte und anspannte, was ich nur als schlechtes Zeichen werten konnte, aber ich hatte keine Wahl. Auch wenn ich ihn nicht kannte, machte ich mir Sorgen um ihn und konnte ihn nicht hier lassen. Das schlechte Gewissen würde mich nur plagen und ich würde mir Vorwürfe machen. Außerdem... was sollte so ein kleiner Junge schon anrichten? Er war geschwächt und erschöpft. Sicherlich konnte er nicht einmal einer Fliege etwas zuleide tun.
Die anderen Jungs musterten den Jungen in meinem Arm skeptisch, aber das war mir egal. Ich nickte Woojin zu, wusste genau, dass er auf meiner Seite war. Er wollte jedem helfen und sich um andere kümmern, da er ein großes Herz hatte und viel Empathie besaß. Ihm würde ich darum auch die Versorgung Jeongins überlassen. Nur Woojin vertraute ich ohne Bedenken jemanden an. Und ich war mir sicher, dass auch Jeongin ihm gegenüber schnell Vertrauen fassen konnte.
"Chan...", sprach mich Hyunjin leicht von der Seite an und fragend sah ich zu ihm. Der Größere war ziemlich eigensinnig und stur, weshalb ich von ihm meist zu hören bekam, was er dachte und was die anderen verschwiegen. Darum war es für mich auch nichts Neues, dass er mich soeben angesprochen hatte. Jedoch wollte ich nicht, dass Jeongin das mitbekam, also schüttelte ich kaum merklich meinen Kopf und sah auffordernd zu den anderen, damit wir endlich heim gingen. Ihre Feierstimmung war vergangen, stattdessen spiegelten sich Misstrauen und Besorgnis in ihren Blicken. Aber wenigstens sagte keiner von ihnen etwas. Dafür war ich ihnen wirklich dankbar.
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Als wir später Zuhause ankamen, verzogen sich die meisten direkt in ihre Zimmer. Bis zum Nachmittag würde ich wahrscheinlich keinen von ihnen mehr zu Gesicht bekommen, aber das sollte mir recht sein. So konnte ich mich besser um Jeongin kümmern, dem ich nun auch sein Zimmer zeigen würde. Die Zimmer von uns waren nicht sehr groß, wir lebten in einem alten, verlassenen Haus, darum hatte keiner wirklich viel Raum zum Zurückziehen. Doch es reichte für ein mittelgroßes Bett, in das zwei Menschen passten (wenn sie zusammenrückten), einen großen, geräumigen Schrank und einen Schreibtisch plus einen Stuhl. Mehr brauchte keiner von uns, von den privaten Gegenständen mal abgesehen, und wir waren alle zufrieden damit. Deswegen hoffte ich auch darauf, dass Jeongin sich wohl fühlen würde.
"Dieses Zimmer hat eigentlich als 'Gäste-' oder 'Notfallzimmer' gedient, also wirkt es womöglich etwas leer. Aber es ist alles drin, was du brauchen könntest, Klamotten wirst du von uns bekommen und Woojin kommt gleich mit einem Medizin-Kasten", erklärte ich ihm und führte ihn zu den Bett. Leicht nickte Jeongin und ließ sich auf der Matratze nieder, wohingegen ich daneben stehen blieb. Ich beobachtete, wie er sich etwas umsah und wohl versuchte, sich hier heimisch zu fühlen. Er versuchte sich an die neue Umgebung zu gewöhnen und wirkte wenigstens nicht abgeschreckt von der Unordentlichkeit, die die anderen sieben nahezu überall hinterließen. Darüber war ich wirklich erleichtert, denn das hatte ich eigentlich befürchtet.
Gern würde ich mich jetzt einfach neben ihn setzen, ich mochte es nicht sonderlich zu stehen. Aber ob Jeongin sich dann noch wohl fühlen würde, war ziemlich unwahrscheinlich und deswegen riss ich mich zusammen, wartete währenddessen auf Woojin, der jeden Moment kommen würde. Wir wollten ihm helfen, darum brauchten wir zuerst einmal sein Vertrauen und das konnte man nun einmal nicht einfach so erhalten. Deswegen war Geduld und etwas Abstand gerade einfach wichtig.
"Chan, darf ich?", vernahm ich auf einmal Woojins Stimme und trat sofort zur Seite, um ihm Platz zu machen. Leicht nickte er mir zu und setzte sich dann mit einem kleinen, beruhigenden Lächeln neben Jeongin. Den roten Kasten legte er neben sich auf dem Bett ab und sah dann zu dem Jungen, der ihn schüchtern aus großen Augen musterte. Es war offensichtlich, dass er am liebsten etwas wegrutschen würde, aber Woojins sanftes Verhalten beruhigte ihn wieder.
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Stray Kids - The Untold Story
Fanfiction¡INTERAKTIVE GESCHICHTE! [BEENDET] Stray Kids. Eine Gruppe. Acht Jugendliche. Eine Geschichte. Jeder hat seinen Hintergrund, jeder hat seine Geschichte, wieso er hier ist. Sie rebellieren, stellen sich gegen ihre Eltern und versuchen durch illegale...