"Ich überlege, wie wir an Geld gelangen", seufzte ich ergeben, wohl wissend, dass ich Woojin nun alles sagen würde. Es brachte mir nichts, zu lügen, früher oder später würde er es sowieso erfahren und vielleicht hatte er mir doch einen guten Ratschlag. Zwar bezweifelte ich es, jedoch könnte ich auch völlig falsch liegen. Ich musste lernen zu vertrauen. Meine Jungs wollten mir bloß helfen.
"An was hast du gedacht?", wollte Woojin interessiert wissen und nahm mir meine Karte aus der Hand, betrachtete, was ich eingezeichnet hatte. Er studierte es ziemlich genau, wollte offenbar so bereits erahnen, was in mir vorging, doch das würde nicht klappen. Ich hatte absichtlich sehr detaillos geschrieben, sodass ich es verstehen würde, andere aber verzweifeln. Immerhin konnte ich nicht wissen, wer diese Pläne je in seinen Händen halten würde.
"Morgens um 4 Uhr fährt hier zweimal pro Woche ein Geldtransporter vorbei. Jedes Mal nimmt er eine andere Strecke, aber ich habe herausgefunden, dass es insgesamt nur fünf verschiedene Wege sind, welche er nimmt", fing ich an zu erklären und deutete auf die unterschiedlichen Markierpunkte, "Die Männer, die diese Transporter fahren, verlassen sich auf ihre Strategie, damit sie nicht erwischt werden und sind demnach immer allein unterwegs. Das bedeutet, nur ein einziger Transporter fährt pro Nacht. Wohin sie fahren, ist je nach Tag verschieden, jedes Mal müssen sie woanders Geld abliefern. Da sie aber nur zweimal pro Woche fahren, wählen sie - ebenso regelmäßig - ihre Ziele unterschiedlich nacheinander aus. Und bisher hat noch keiner sie abgefangen oder aufgehalten."
Kaum hatte ich meine Erklärung beendet, hob ich wieder meinen Blick von der Karte und schaute Woojin an, der mich total entgeistert und ungläubig anstarrte. Fragend legte ich meinen Kopf schief, weil ich nicht ganz verstand, wieso er so reagierte. Meine Beobachtungen waren doch gut... oder?
"Was zur Hölle hast du vor, Chan?", wollte er ernst wissen und durchbohrte mich förmlich mit seinem strengen Blick. Darunter sank ich leicht zusammen und schluckte einmal verunsichert.
"Die Rennen bringen nicht so viel Geld ein, wie wir brauchen... und um Jeongin zu retten brauchen wir eine Menge", gab ich zu Bedenken und biss mir fest auf die Unterlippe. Meine Sorgen um Jeongin schimmerten durch meine Worte hindurch und ich musste meinen Blick abwenden, weil ich diese Strenge in Woojins Augen einfach nicht standhalten konnte. Er wusste doch, wie ich empfand, also wieso verstand er mich nicht?
"Und jetzt willst du mit den anderen zusammen einen Geldtransporter überfallen? Bist du verrückt, Chan? Ich weiß, wir haben nicht so viel Gewinn gemacht, wie erhofft, aber wir werden morgen wieder auf ein Rennen können und in zwei Tagen stehen auch wieder drei an. Es sind schwere Rennen dabei, die natürlich gefährlich werden können, aber unsere Fahrer haben mehr als genug Erfahrung inzwischen. Irgendwie schaffen sie das schon. Und wenn nicht... dann müssen wir Jeongin nun einmal vergessen." Gegen Ende hin wurde Woojins Stimme leiser, vorsichtiger, weil er ganz genau wusste, wie sehr mich dieser Satz traf. Jeongin seinem Schicksal zu überlassen, weil ich versagt hatte, war für mich das Schlimmste, was nur passieren konnte. Ich wollte das nicht zulassen, ich konnte das nicht zulassen. Und wenn es sein musste, zog ich es allein durch und ließ die andere dort heraus.
"Ich liebe Jeongin", sagte ich also leise, mit gebrochener Stimme, "Und ich kann ihn nicht zurücklassen... das geht nicht. Lieber opfere ich mich selbst dafür."
"Und was ist mit den anderen? Sind sie dir etwa egal? Selbst wenn du es allein durchziehst und ihn rettest, ohne dich sind wir aufgeschmissen. Du bist der, der sich um alle kümmert und wenn du nicht bei uns bist, werden wir ein großes Problem haben. Deswegen ist dein Tod keine Option, es sei denn, du willst die anderen in ihr Verderben laufen lassen", redete Woojin auf mich ein. Vollkommen erst schaute er mich an, ließ sich nicht einmal mit meinen vorsichtigen Blicken erweichen und setzte offenbar alles daran, mir diese Idee wieder auszureden. War sie etwa so schlimm?
"Aber ich brauche Jeongin...", versuchte ich mich erneut zu verteidigen, scheiterte aber.
"Ich weiß, Chan. Aber du lässt dich von deiner Liebe blenden. Jeongin wird nicht der Einzige sein, den du jemals lieben wirst, außerdem kennst du ihn gar nicht wirklich! Wir werden unser Bestes geben, das verspreche ich dir, aber wenn wir es nicht schaffen, werden wir dennoch nichts illegales tun. Das Leben von uns acht ist wichtiger als Jeongins und so eine Aktion könnte uns unsere gesamte Zukunft verbauen. Darum nein. Wir werden keinen Geldtransporter ausrauben." Woojins Stimme war schneidend kalt und er sprach die Wahrheit in solch' einer Härte aus, dass mein Herz darunter zerbrach. Geknickt ließ ich meinen Kopf hängen und presste meine Lippen fest aufeinander, bis ich plötzlich ein anderes Geräusch wahrnahm.
Sogleich schoß mein Kopf wieder hoch und ich sah, wie Woojin meinen Plan zerriss. Die Karte, an der ich seit Monaten für absolute Notfälle vorbereitet hatte, zerriss er einfach und drückte sie mir dann zerknickert in die Hand. Ich war viel zu geschockt, um zu reagieren und starrte ihn fassungslos an, verstand nicht, wie er das tun konnte. Ja, er war absolut dagegen, aber wieso zerriss er dann einfach die Karte? Sie wäre sicher auch für andere Notfälle wichtig gewesen...
"Ich gehe morgen gemeinsam mit Changbin unser viertes Auto verkaufen. Die ganze Nacht schon arbeitet er daran, deswegen sollten wir es möglichst bald hinter uns bringen. Dafür erhalten wir sicherlich auch einen guten Preis. Auf legale Weise", betonte Woojin. Danach drehte er sich um und wollte das Dach verlassen, mich mit der zerissenen Karte in der Hand zurücklassen, jedoch blieb er nochmal stehen. Über seine Schulter hinweg meinte er zu mir:
"Du kannst ja mitkommen, wenn du möchtest."
Danach verschwand er. Ich blieb schweigend zurück und schaute auf die Überreste meiner wertvollen Karte. Die Wut wollte nicht in mir entfachen, dafür war ich zu erschöpft, also versuchte ich einfach zu überlegen, ob ich mit zu dem Verkauf gehen sollte oder nicht.
Damit könnte ich Woojin natürlich zeigen, dass ich nach wie vor verantwortungsbewusst war, allerdings hatte ich für morgen bereits etwas anderes geplant. Ich wollte Waffen kaufen, zu unserer Verteidigung und zum Schutze von Jeongin. Immerhin lebten wir in einem gefährlichen Viertel und dass wir angegriffen wurden, war leider nicht sehr unwahrscheinlich. Und gerade für Jeongins Rettungsaktion wären sie sehr hilfreich.
Das bedeutete, entweder würde ich selbst dorthin gehen, oder ich würde Minho losschicken müssen. Denn nur mit diesen verdammten Waffen konnte ich mich ohne Bedenken zu dem Ort begeben, an dem wir Jeongin zurückholen würden.
~~~
Tut mir leid, dass dieses Kapitel so kurz ist und dazu auch noch so spät kommt. Das nächste könnte ebenso relativ kurz sein, was daran liegt, dass ich aktuell eher wenig Inhalt zum Ausbauen habe. Ich hoffe, das stört euch nicht. Ich muss demnächst auch einen kleinen Zeitsprung machen, weil ich gerade an einer Art Fitzelarbeit und Fillern hänge und ich bezweifle, dass ihr daran große Freude habt. ^^'
Aber zurück zu den wichtigen Dingen: Wie soll Chan sich entscheiden, meine Kindas?
1. Mit Woojin und Changbin mitgehen
Oder
2. Die Waffen besorgen
Bitte abstimmen!
~Cookie
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Stray Kids - The Untold Story
Fanfiction¡INTERAKTIVE GESCHICHTE! [BEENDET] Stray Kids. Eine Gruppe. Acht Jugendliche. Eine Geschichte. Jeder hat seinen Hintergrund, jeder hat seine Geschichte, wieso er hier ist. Sie rebellieren, stellen sich gegen ihre Eltern und versuchen durch illegale...