✦20 ~ Slowly appearing Truth✦

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"Was ist?", zischte ich etwas genervt und drehte mich mit verschränkten Armen zu Hyunjin. Ich hatte keine Lust darauf, ihm nun zuzuhören, es war mir viel wichtiger, Jeongin zu suchen. Er war mir wichtiger als Hyunjin. Allerdings hatte ich bereits genug von dem Jungen mir gegenüber verlangt. Würde ich ihn nun einfach stehen lassen und ihm keine Beachtung schenken, wäre ich definitiv das falsche Beispiel und könnte Hyunjin erst recht verlieren. Und das wollte ich nicht. Er war immerhin trotz allem noch ein Teil des Teams.

"Ich hab keine Ahnung, was hier passiert ist, aber als ich gerade zurückgelaufen bin, habe ich einen seltsamen Mann hier herumstreunern sehen. Er hat mich angegriffen und gegen eine Wand gepresst, hat Andeutungen darauf gemacht, mich verprügeln zu wollen. Aber dann hat er plötzlich leer vor sich hergestarrt und ein paar komische Sätze wie 'Nicht verletzen, nur geben' vor sich her gemurmelt. Und dann, bevor er mich wieder losgelassen hat, hat er mir das hier in die Hand gedrückt", erzählte Hyunjin deutlich ruhiger als zuvor. Wut und Ärger waren völlig aus seinem Blick verschwunden, stattdessen sah er mich schulbewusst und ein wenig trist an, während er nun seine Hand ausstreckte. Sofort warf ich einen Blick auf das, was er erhalten hatte und weitete meine Augen, als ich es erkannte.

Ein USB-Stick.

Was hatte das zu bedeuten?

Ohne zu zögern oder auf Hyunjins Worte einzugehen, griff ich nach dem Stick und ging schnellen Schrittes wieder in die Wohnung. Ich machte mir keine Gedanken darüber, meine Schuhe auszuziehen, sondern holte den Laptop aus meinem Zimmer und setzte mich damit dann ins Wohnzimmer. Mittlerweile waren auch ein paar der anderen hinzu gekommen, die Hyunjins Ankunft bemerkt hatten, lediglich Changbin und Felix fehlten noch, warteten eigentlich auf mich und meinen versprochenen Besuch. Doch auch darauf nahm ich keine Rücksicht. Ich fuhr den Laptop hoch und steckte den USB-Stick ein, bevor ich die Dateien öffnete und überprüfte, was sich darauf befand.

Ein Video.

Es war bloß ein einziges, verdammtes Video.

Für einen kurzen Moment zögerte ich. Auf dem Thumbnail war kein Bild zu sehen, es war vollkommen schwarz, weshalb ich mir nichts erahnen konnte. Allerdings hatte ich ein ganz mieses Gefühl bei dieser Sache und meine Hand fing sogar an zu zittern. Eine gefühlte Ewigkeit starrte ich das Bild einfach nur an, die Jungs um mich herum schwiegen und schienen die Luft förmlich angehalten zu haben.

Und dann klickte ich das Video an.

Sofort tauchte das Bild einer Kamera auf und als Licht dem Hintergrund Farbe und Formen gab, konnte man ein Gesicht von einem Mann mittleren Alters erkennen. Er hatte ein Tuch um seinen Mund gebunden, um seine Identität zu wahren, doch etwas in seinen Augen blitzte auf, was mir nicht gefiel. Ich wartete darauf, dass er etwas sagte, jedoch blieben seine Lippen verschlossen und nachdem er die Kamera richtig eingestellt hatte, trat er zur Seite, gab so den Blick auf den Raum hinter sich frei.

Das war der Moment, in dem mein Herz zerbrach.

Wir erblickten Jeongin, der gefesselt und verunstaltet auf einem Stuhl saß. Blut lief seine Schläfe hinab, seine Lippe war aufgeplatzt und er hatte ein blaues Auge. Erschöpft ließ er seinen Kopf hängen und sein Brustkorb hob und senkte sich schnell, als würde er nach Luft ringen. Dieser Anblick tat unbeschreiblich weh, doch ich war zu geschockt, um eine Reaktion zu zeigen.

Ein paar vermummte Männer standen neben Jeongin und einer von ihnen packte den Jungen, den ich so sehr liebte, an seinen Haaren, bevor er anfing, erneut auf ihn einzuschlagen. Jeongin entwichen Schmerzenslaute, allerdings hatte er keine Kraft dafür, sich zu wehren. Kurz darauf hörten die Schläge bereits wieder auf und stattdessen wurde Jeongin an seinen Haaren erneut hochgezogen. Schmerzerfüllt verzog er sein hübsches, nun blutüberströmtes Gesicht, bevor ihm ein Schild um den Hals gehängt würde.

Stray Kids - The Untold StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt