3. Kapitel

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"Eines der enttäuschensten Dinge im Leben ist wohl,  etwas in einem Menschen gesehen zu haben, was nie existierte" -unkown

"Wir sehen uns dann morgen. Schreib wenn du einigermaßen wach bist dann mach ich mich auf den Weg." ,Ally lächelt mich an und ich nicke. "Mach ich...danke nochmal für die Hilfe." ,stammle ich. Mir ist es so richtig unangenehm, doch Alenia lächelt mich nur sanft an. "Kein Problem. Nutze die Zeit wo Maja schläft und lege dich auch hin" ,sie öffnet die Tür zu ihrem Wagen und steigt ein. Sie winkt noch einmal, bevor sie dann losfährt. Ich bleibe noch einen Moment in der Tür stehen, bevor ich mit diese einem seufzen schließe. Wie tief bin ich gesunken? Ich schaffe es nicht allein mein Haus in Ordnung zu halten. Nein...da muss erst die Schwester meines besten Freundes kommen und mir unter die Arme greifen. Eine Frau die ich eigentlich nicht kenne. Klar haben wir uns 2 oder dreimal gesehen, aber so wie ich kam war sie auch immer wieder weg. Ich weiß noch das ich zu Beginn Witze machte das seine Schwester vor mir flüchtet, doch Nico hatte nur müde gelächelt. Er wechselte sofort das Thema. Er mauert wenn es um seine Schwester geht und man merkt das sie ein Tabuthema ist. Ich hab nie wirklich darüber nachgedacht. Bis letzte Woche. Er hat mir Alenia vorbei geschickt. Ich weiß es einfach. In dieser ominösen Kiste, die ich ja auch so unbedingt brauche, befanden sich nur alte Zeitschriften. Vielleicht ahnt er das was schief läuft bei mir? Mein letztes Lebenszeichen an ihn ist bestimmt auch schon Wochen her. Ich atme tief durch und gehe in die Küche. Vielleicht sollte ich mich bei Nico melden? Doch schnell schiebe ich den Gedanken beiseite. Was soll ich ihm schon schreiben? Danke das du deine Schwester vorbei geschickt hast? Das sie mir mein Haus auf Vordermann bringt, weil ich Versager es ja nicht schaffe? Nein, das werde ich sicherlich nicht tun. Es reicht ja schon das ich Alenia um Hilfe bitten musste. Schon das ist mir so unglaublich schwer gefallen, aber ich wusste einfach nicht weiter. Maja schrie fast ununterbrochen, ich wollte einfach das sie aufhört zu weinen. Heute früh wusste ich einfach das es so nicht weitergehen kann. Wenn jemand mitbekommt was bei mir los ist...ich hab einfach Angst meine Tochter zu verlieren. Sie ist doch alles was ich habe. Ich war und bin mit meinen Kräften am Ende. Erst wollte ich Alenias Nummer wegwerfen, doch als ich an diese grünen Augen dachte, die mich besorgt anschauten, konnte ich es nicht mehr. Panisch hab ich dann nach diesem Block gesucht, auf dem Ally ihre Nummer notiert hatte. Es hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert, bis ich ihn fand. Und eine weitere Ewigkeit bis ich mich traute ihre Nummer zu wählen. Auch wenn ich mich dafür schäme, wie es hier aussieht und ich mit mir gehadert habe sie überhaupt zu mir zu bitten, bin ich froh das ich es doch getan habe. Ich weiß nicht warum, denn ich kenne Alenia schließlich kaum. Ich blicke mich einmal in meiner aufgeräumten Küche um und kann nicht glauben was sie vollbracht hat. Alles sauber. Noch heute früh dachte ich, dass ich allein für diesen Raum drei Tage brauchen werde. Nachdem ich vorhin ausgeschlafen hatte und in die Küche ging, beobachtete ich ein paar Minuten Alenia. Sie stand mit Maja im Tragetuch, vor dem Herd und wiegte sie sanft hin und her. Sanft und liebevoll strich sie ihr über den Kopf. Wie kann eine Fremde, liebevoller zu einem Kind sein, als dessen eigene Mutter?

Ich setzte mich an den Tisch und kann nur schwer die Wut unterdrücken die sich ihren Weg sucht. Ich habe Kathleen wirklich geliebt. Ich habe doch alles für sie getan? Oder etwa nicht? Wie konnte sie einfach gehen? Wie konnte sie mich und unsere Tochter einfach im Stich lassen? Ich merke wie der Kloß im Hals immer größer wird. Ich spüre wie sich Tränen in meinen Augen sammeln und reibe mir schnell über die Augen. Ich weiß das diese Frau nicht eine Träne wert ist, aber ich kann es gerade einfach nicht ändern. Ich schnappe mir mein Handy und überlege ob ich Kathleen nicht doch eine Nachricht schreiben soll. Vielleicht tut ihr es ja leid und sie traut sich nur mich zu kontaktieren? Ich entsperre mein Handy und öffne den letzten Chat mit Kathleen. Als ich ihre letzte Nachricht an mich lese, ist sofort alles wieder da. Die Enttäuschung und vorallem diese unbändige Wut auf sie. "Ich bin noch jung und habe schließlich auch noch ein Leben. Keine Zeit mich um dieses Balg zu kümmern. Du wolltest es, du kannst es haben. Ich verzichte liebend gern darauf. Sieh zu wie du mit Ihr klar kommst. Schade nur, dass ich jetzt auf dich verzichten muss. Auf dich und das angenehme Leben was ich bei dir hatte. Kuss Kathleen." Immer wieder lese ich ihre letzte Nachricht an mich. Wie oft wollte ich sie schon löschen? Unzählige Male. Doch fertig gebracht habe ich es nie.

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