21. Kapitel

859 54 23
                                    

Besondere Menschen erkennen Wir nicht. Wir fühlen Sie. -unknown

Ich höre wie er scharf einatmet und spüre wie sich seine Arme fester um mich schließen. Wieder verlässt ein schluchzen meinen Mund. Ich klammere mich an ihn und vergrabe mein Gesicht tiefer an seiner Brust. Noch immer hat er nichts gesagt und ich traue mich nicht ihn anzusehen. Ich spüre nur seine Hände, die mir vorsichtig und zittrig über den Rücken streichen. Ich hab Angst vor seiner Reaktion. "Ally... Ich... Es tut mir leid, drückt es noch nichtmal annähernd aus, was gerade in mir vorgeht.", stammelt er. Er drückt mich weiter an sich und scheint noch nichtmal daran zu denken, mich los zulassen. "Es tut mir so leid, das dir das widerfahren ist.", flüstert er. "Dieser Typ ist... Sowas ist einfach nur Abschaum.", sagt er. Seine Stimme zittert. Er ist wütend. "Ally... Ich... Es tut mir so unendlich leid.", flüstert er immer wieder und drückt mich an sich. Ich spüre seine Berührungen, höre seine Stimme die mir immer wieder zuflüstert und fühle mich irgendwie sicher. Es ist ein befreiendes Gefühl, mich ihm endlich anvertraut zu haben.

"Du kannst mich noch anfassen?", nuschele ich, mit dem Gesicht an seinem Oberkörper. "Was? Warum sollte ich dich nicht mehr anfassen können?", fragt er irritiert. "Kai... Kai konnte es nicht...", flüstere ich kaum hörbar. "Dein Ex?", fragt er vorsichtig. "Ja... Ich habe nur angedeutet was passiert ist und er... Er... Frauen die vergewaltigt werden haben selbst Schuld, weil sie sich zu aufreizend anziehen und den Männern signalisieren dass sie es eigentlich wollen...", antworte ich ziemlich leise. Paddy versteht dennoch jedes einzelne Wort. "Was? Was für ein Wichser!", sagt er wütend. Er legt seine Hand unter mein Kinn und hebt es so an, dass ich ihn ansehen muss. "Ally... Du bist nicht schuld. Kein Mann auf dieser Welt, hat das Recht, einer Frau so etwas schreckliches anzutun. Solche Menschen, sind einfach nur Abschaum. Ally du bist nicht schmutzig. Du bist so eine wunderbare Frau. Liebevoll, wunderschön und... Du bist meine Ally.", sagt er sanft und ich atme erleichtert auf. "Ich würde alles für dich tun. ," versichert er mir und streicht mir über die Wange. Ich bekomme eine Gänsehaut und mein Herz klopft wie wild. "Danke.", mir fehlen die Worte, damit habe ich nach meiner Beichte nicht gerechnet. "Dafür nicht.", lächelt er sanft und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. "Ich habe bis jetzt nur Nico erzählt was passiert ist... Selbst Vanessa konnte ich nicht alles erzählen...", flüstere ich. "Danke für dein Vertrauen.", flüstert er mir ins Ohr und ich kuschel mich wieder an ihn. "Es tut gut zu wissen dass du jetzt Bescheid weißt, dass ich mich nicht mehr verstellen muss" gebe ich schließlich zu.

"Ich mag mir gar nicht vorstellen, was für eine Last das ist. Wenn du reden magst... Egal wann. Ich bin da. Auch mitten in der Nacht.", sagt er leise. "Danke. Das... Das kann ich nie wieder gut machen. Und es tut mir so leid, dass ich dich in den letzten Wochen von mir gestoßen habe. Da war so viel Angst vor dem was ich fühle. So viel Angst dass du mich nicht mehr willst.", gestehe ich mit zitternder Stimme. "Du denkst zu viel nach.", sagt er schmunzelnd und streicht mir durch die Haare. "Du hast überhaupt nichts gut zu machen. Ich kann mir vorstellen, das es nicht einfach ist. Glaub mir... Ich versteh das du Angst hast.", seufzt er und lehnt seine Stirn an meine. "Wie könnte ich dich nicht mehr wollen?", murmelt er leise. "Verstehst du nicht wie lieb ich dich hab?", sagt er kaum hörbar. "Das fällt mir tatsächlich schwer zu glauben.", flüstere ich. "Warum?", fragt er und sieht mich irritiert an. "Weil das noch niemand geschafft hat. Ich bin viel zu kompliziert.", seufze ich. "Was hat noch keiner geschafft? Dich lieb zu haben?", fragt er sanft. Ich nicke bloß und sehe ihn an. "Du bist nicht kompliziert... Du hast einfach zuviel schlimmes erlebt.", sagt er sanft und sieht mich an. Lange sehen wir uns an. "Ja... Es hat noch niemand lange mit mir ausgehalten und nach Kai... Gab es niemanden mehr.", geb ich zu. "Wie lange bist du schon alleine?" fragt er vorsichtig. "Vier Jahre...", murmele ich. "Ich lass dich so schnell nicht wieder gehen.", murmelt er so leise, das ich glaube mich verhört zu haben. Und dann melden sich meine Zweifel zurück. Mein Kopf, der mich fragt ob ich das überhaupt kann oder ob es nicht besser ist allein zu bleiben. "Ich... Weiß nicht ob ich das kann...", flüstere ich traurig. Das hier mit Paddy fühlt sich richtig an. Mein inneres Alarmsystem schweigt und meine Ängste sind ganz weit weg. "Ob du was kannst?", fragt er vorsichtig. "Mich auf einen Mann einzulassen..." Ich wende meinen Blick von ihm ab. Ich schaffe es nicht ihm in die Augen zu sehen. "Schau mich bitte an." bittet er mich sanft. Ich hebe zögernd den Kopf und sehe schüchtern zu ihm. "Ally... Ich... Ich mag dich wirklich sehr. Ich möchte gerne Teil deines Lebens sein, egal wie... Ein guter Freund... Dein Freund.", sein Blick ist sanft und ich spüre wie er mit dem Daumen über mein Kinn streicht. Ein angenehmes Kribbeln durchfährt meinen Körper. Es fühlt sich schön an. Angenehm und warm.

"Du entscheidest... Egal wie... Es wird ok sein.", versichert er mir. "Ich würde so gerne... Ich weiß aber nicht ob ich das kann... Ich kann mir nicht vertrauen... Ich... Ich mag dich... Ich mag es bei dir zu sein, ich mag sogar wenn du mich berührst.. Das ist... Neu für mich...", gestehe ich leise und beginne über seinen Oberarm zu streichen. Mein Blick folgt meinem Zeigefinger, der langsam über seinen Oberarm hin und her streicht. Ich spüre die Gänsehaut die sich bildet. "Weißt du was?", fragt er sanft. "Nein.", sage ich, ohne den Blick von meiner Hand abzuwenden. "Ich mag es auch wenn du mich berührst... Wenn du mich ansiehst. Vielleicht können wir das zusammen herausfinden... Oder... Vielleicht schaffen wir das zusammen... Das du dir vertraust. Du musst da nicht mehr alleine durch...", flüstert er nah an meinem Ohr. "Nicht mehr alleine? Das klingt... Gut.", höre ich mich sagen. "Find ich auch... Eins ist wirklich die einsamste Zahl die es gibt...", sagt er und ich höre das er lächelt. Ich lache etwas. "Ja, da hast du wohl Recht, so habe ich das noch nie gesehen.", stimme ich leise zu. "Gegen die Logik gibt es auch keine Einwände... Die ist todsicher.", lacht er leise. "Ich hatte jahrelang meine eigene Logik... In der gab es nur Einzelkämpfer..." Vorsichtig kuschle ich mich etwas näher an ihn. Wieder horche ich in mich hinein, auf der Suche nach meinem Alarmsystem. Aber nichts passiert. Alles still. Ich höre nur mein Herz und sein Herz, die im gleichen Takt zu schlagen scheinen.

"Also Allylogik...", schmunzelt er. Ich nicke nur, zu sehr bin ich gerade abgelenkt von dem Kribbeln was sich im ganzen Körper ausbreitet. Immer wieder streicht er mir unbewusst durch den Haaransatz in meinem Nacken. Ich weiss nicht wann ich zuletzt so eine Gänsehaut hatte. "Allylogik.... Interessant...", muss ich dann doch schmunzeln. "Noch nie von gehört? Diese Art der Logik... Scheint sehr interessant.", lacht er heißer und sieht mich an. "Nein, noch nie...", ich schaue ihn lange an. "Ich mag dein Lachen.", platzt es aus mir heraus. "Soll ich dir was verraten Ally?", sagt er und sieht mich an. "Gerne...", lache ich leise. "Ich mag dein Lachen auch... Deine Stimme. Deine Augen und deinen Mund und... Dich!", gesteht er leise. Mein Herz droht gerade wirklich aus meiner Brust zu springen. "Ich mag dich auch... Viel mehr als ich mir eingestehen wollte.", seufze ich. "War das so eine schlimme Vorstellung für dich.", fragt er leise und streicht mir die Haare aus dem Gesicht. "Ja...", gebe ich leise zu. "Ich habe Angst vor dem was ich fühle, das ist so... Gewaltig.. So groß...", ich seufze. "Wie... Kann ich dir die Angst nehmen?", fragt er vorsichtig. "Ich weiß nicht ... Grade jetzt ist die Angst irgendwie weit weg.", sage ich gedankenverloren. "Weit weg?", fragt er leise nach. "Nicht anwesend...", flüstere ich und mustere ihn kurz. "Aber sie wird wieder kommen. Es wird nicht einfach werden mit mir. Ich habe immer wieder Phasen in denen es mir nicht gut geht. Ich kann dir nichts versprechen, ich weiß nicht ob ich es schaffe eine Beziehung zu führen... Eine Beziehung mit allem was dazu gehört...", sage ich und muss schlucken. "Das verstehe ich... Wirklich.", versichert er mir und ich glaube ihm sofort. Für einen Moment schweigen wir. "Ich... Ich kann dir nur versprechen... Das ich dir immer beiseite stehen werde.", durchbricht er die Stille. "Du willst es wirklich mit mir versuchen?", frage ich unsicher. "Ja...", antwortet er leise. "Auch wenn ich dir sage, dass ich Zeit brauche?", hake ich nach. Ja...das wird nicht von Null auf 100 gehen. "Auch dann... Aber bitte schmeiße mich nie wieder aus deinem Leben.", bittet er mich. Ich weiß das er alles genauso meint wie er es sagt. "Nie wieder. Versprochen!", sage ich und meine jedes Wort genau so.

"Du hast soviel Zeit wie du brauchst.", versichert er mir. Ich schmiege mich an ihn und schließe die Augen, ich kann seinen Herzschlag hören, es pocht ganz schön schnell. Ich kichere leise. "Was ist denn so witzig, junge Dame?", fragt er schmunzelnd, schließt mich aber fester in die Arme. "Dein Herz macht gerade Purzelbäume...", kichere ich wieder. Er lacht leise. "Ja und du bist schuld.", sagt er und ich spüre wie er grinst. "Ausnahmsweise finde ich es Mal nicht schlimm Schuld zu sein.", lache ich. "Nein das ist etwas gutes.", lächelt er. "Wie fühlst du dich gerade?", fragt er. Ich höre an seiner immer leiser werdenden Stimme, dass er dabei ist einzuschlafen."Gut... Etwas erschöpft, aber gut...", gebe ich ehrlich zu. "Ich passe auf dich auf.", murmelt er im Halbschlaf. Ich schließe die Augen und genieße seine Nähe. Hier und jetzt fühle ich mich so sicher, wie schon lange nicht mehr. Mit diesem Gedanken schlafe ich schließlich ein.

ChangesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt