29. Kapitel

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Du kannst vieles Beeinflussen...aber nicht deine Gefühle. Du kannst vieles unterdrücken...aber spürst trotzdem dein Herzklopfen. Du kannst vieles sagen...aber du kannst es trotzdem ganz anders meinen...du kannst lügen...aber du selbst kennst die Wahrheit. - unknown.


Ich weiß nicht wie lange wir so da stehen und uns einfach nur umarmen. Wie konnte ich nur zweifeln das er kommt? Er hat es doch versprochen, als wir uns vor 4 Wochen verabschiedet hatten. Nachdem er da solange sanft auf mich eingeredet hatte bis ich nachgab. Natürlich konnte ich nicht sagen, das ich ihn nicht liebe. Denn das tue ich ja, aus tiefstem Herzen. Immer wieder spüre ich seine Fingerspitzen die sanft über meinen Nacken streichen und mir eine Gänsehaut verpassen. Als er sich von mir lösen will, kuschel ich mich einfach weiter in seine Arme. Ich möchte ihn jetzt wirklich nicht loslassen. Er lacht leise und flüstert: "Ich hab dich so vermisst." Ich seufze und vergrabe meinen Kopf in seiner Halsbeuge.

"Wollen wir ein Stück gehen? In den Garten? Oder musst du im Haus bleiben?",auf einmal wirkt er etwas unsicher. Ich löse mich von ihm und sehe ihn an. Seine blauen Augen, mustern mich neugierig. Er streicht mir über die Wange und sagt mit einem Lächeln: "Du siehst gut aus. Geht es dir besser?" Ich nicke und sehe ihm in die Augen. "Viel besser. Es war eine gute Entscheidung hierher zukommen." Er streicht mir wieder sanft über meine Wange. "Na dann lass uns in den Garten gehen" sage ich lächelnd und ziehe ihn an der Hand mit mir, in Richtung Garten. "Ich bin so froh das du da bist" sage ich ihm noch einmal, während ich ihn zu meinem Lieblingsplatz führe. "Ich freue mich auch dich endlich wiederzusehen. Das war ganz schön lang ohne dich. Maja vermisst dich auch, ich soll dich grüßen!", er zwinkert mir zu. Ich lache leise und sehe ihn an.Ich bleibe einen Moment stehen und streiche ihm durch die Haare und über die Wange. "Ja...es war ganz schön lang. Ich wusste nicht das sich 4 Wochen so ziehen können" gebe ich leise zu. Kaum zu glauben das ich ihn noch vor 4 Wochen komplett aus meinem Leben schmeißen wollte. Paddy lässt seinen Blick durch den grünen Garten schweifen. "Es ist wirklich schön hier", lächelt er, "auch wenn das Meer fehlt. Bist du oft hier?" Ich nicke und sage: "Ja, sooft es geht...wenn es schon keinen Strand gibt" lächle ich und ziehe ihn zu der großen Trauerweide auf der Wiese. Ich lasse mich einfach ins Gras fallen, was ihn lachen lässt. Als er sich neben mich setzt, lege ich meinen Kopf auf seinen Oberschenkel.

Vorsichtig beginnt er mir durchs Haar zu streichen. Ich schließe die Augen und genieße seine Berührungen. Es ist einen Moment still, bevor er vorsichtig fragt: "Magst du mir von den letzten Wochen erzählen? Nur wenn du möchtest." Ich höre in mich und mir hallt ein lautes ja entgegen. "Ich habe viel geredet, mit den Therapeuten, mit den Pflegern und auch mit den anderen. Es tut gut Menschen kennen zulernen, die ein ähnliches Schicksal haben. Ich komme mir nicht mehr vor wie ein Freak. Ich habe Möglichkeiten gezeigt bekommen, was ich machen kann, wenn mich die Panik überfällt. Entspannungsmöglichkeiten." ,sprudelt es aus mir heraus. "Man hat mich sogar gezwungen Yoga zu machen, morgens um sieben, kannst du dir das vorstellen?", ich lache etwas. "Wir waren allesamt ziemlich hilflos und ich bin am Ende einfach umgekippt. Yoga kommt nicht auf meine Liste an Dingen, die ich nach der Klinik weiterführe. Ansonsten schauen sie halt, dass wir den ganzen Tag etwas zu tun haben. Malen, Musik machen, gemeinsam kochen... Damit die Gedanken nicht zu laut werden. ", sage ich nun etwas leiser. "Hilft es dir?" hakt er interessiert nach. Ich nicke und sage: "Aber am meisten hilft mir das Tagebuch schreiben...ich schreib alles auf und irgendwie fühlt es sich an, als ob ich es ein stückweit abgebe oder vielmehr noch loslasse. Danach geht es mir besser " sage ich und sehe ihn jetzt an. "Das klingt gut. Hast du denn das Gefühl dass es dir hilft?" fragt er nochmals. "Das schreiben? " ,ich sehe ihn an. "Alles hier. Tut es dir gut?" erklärt er. "Ja...ich glaub schon. Es war am Anfang ganz schön laut im Kopf." ,gebe ich zu. "Nach 10 Tagen wollte ich hinwerfen." ,sage ich leise. "Warum?", möchte er wissen. Seine Stimme klingt sanft und frei von Vorwurf. "Ich hatte das Gefühl auf der Stelle zu treten...nicht weiter zukommen. Und ich hatte Heimweh " sage ich leise und nehme seine Hand in meine. "Ich hab euch alle so vermisst...besonders dich und Maja."

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