13. Kapitel

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"Soll ich bleiben?", noch immer höre ich mich selbst das fragen. Dieser Satz kam wie von selbst über meine Lippen. Noch nie war ich so nervös gewesen, bei einer Frage. Ally lies sich eine gefühlte Ewigkeit Zeit für die Antwort. Während ich auf ihre Antwort wartete, starb ich gefühlt 1000 Tode. Ihre Augen ließen mich, keine Sekunde aus dem Blick. Ganz so als würde sie meine Absichten abschätzen. Doch da waren keine. Ich konnte mir lediglich nicht vorstellen, nach Hause zu gehen. Zu sehr genoss ich ihre Nähe. Seit wir uns kennen wart Ally immer eine gewisse körperliche Distanz. Bis auf gestern. Es hat gut getan sie in den Armen zu halten. Ihre Nähe zu spüren. Auch jetzt schleicht sich noch ein Lächeln auf mein Gesicht, wenn ich auch nur an ihr verlegenes Nicken denke. Also blieb ich über Nacht bei Ally. Wir saßen bis heute früh zusammen und unterhielten uns über alles mögliche. Immer nah beieinander. Sie in meinen Armen, dicht an mich gekuschelt. Von den Filmen die wir schauten hab ich nicht wirklich viel mitbekommen, zu sehr war ich auf sie und dieses kribbeln konzentriert was sich in mir ausbreitete. Sie weckte mich heute früh und wir frühstückten zusammen. Natürlich hatte ich mir die Nacht Gedanken gemacht, ob es Maja gut ging. Doch ich beruhigte mich damit, dass Vanessa schon anrufen würde wenn etwas wäre. Aber mein Telefon blieb stumm. Während Ally sich nach dem Frühstück, auf den Weg zu einer Kollegin machte, bin ich jetzt auf den Weg zu Nico. Was er wohl davon halten wird, wenn er erfährt das ich bei Ally übernachtet habe? Ich seufze kurz. Erst war ich am überlegen, kurz nach Hause zu fahren und mir frische Klamotten anziehen sollte, aber ich entschied mich doch dagegen. Nico wohnt nur ein paar Straßen von Ally entfernt und er wird mir schon nicht den Kopf abreißen. Schließlich lief da nichts zwischen Ally und mir.

Der Abend war richtig schön. Aber ich merke das er auch ein bisschen was durcheinander gewirbelt hat. In meinem Inneren. Sobald ich sie in die Arme geschlossen hatte, breitete sich in mir ein ziemlich angenehmes Gefühl aus. Sowas hab ich, schon lange nicht mehr gefühlt. Während wir gestern aneinander gelehnt auf der Couch saßen und den Film schauten, hab ich erst wirklich realisiert, das sie mir wirklich gefehlt hat. Dabei waren das gerade mal 5 Tage in denen ich sie nicht gesehen habe. Sie weinen zu sehen, hat mir weh getan. Es muss schrecklich für Ally sein, zu wissen das sie nie ihr eigenes Kind in den Armen halten wird. Ich kann mir noch nicht mal ansatzweise vorstellen, wie es wäre, wenn es Bienchen nicht geben würde. Sie ist mein ein und alles. Ich bewundere Ally wirklich, das sie trotzdem ohne Probleme, so liebevoll mit Maja umgeht. Man spürt das sie meine Tochter wirklich mag. Sie wäre eine so tolle Mutter. Auf mein Geständnis gestern, dass da schon etwas ist, hat sie gar nicht reagiert. Ist vielleicht auch besser so. Sie hat die letzten Wochen viel von mir gesehen. Es hat sie bestimmt abgeschreckt, mich so heruntergekommen zu sehen. Als Mann findet sie mich wahrscheinlich, völlig uninteressant. Vielleicht ist es besser keine Gefühle für sie zu entwickeln. Das ganze wird nicht gerade von Erfolg gekrönt sein. Nico sein Wirbel den er gestern per SMS veranstaltet hat, war jedenfalls völlig umsonst, schließlich hab ich auf der Couch geschlafen. Ich glaub Ally war fast erleichtert, als ich die Couch als Schlafplatz vorschlug.

Was bin ich froh gleich mein Bienchen, wieder in die Arme zu schließen. Aber vor der Begegnung mit Nico habe ich Respekt. Nervös drücke ich die Klingel. Es dauert einen kleinen Moment bis ich Schritte höre und mir jemand die Tür öffnet. Sofort sieht mich Nico kritisch an und betrachtet mich von oben bis unten. Nervös stecke ich die Hände tief in meine Hosentaschen. "Hi... Ich wollte Bienchen abholen.", sage ich und versuche nicht allzu nervös zu reagieren. "Du hast die selben Klamotten an!", stellt er fest. Ok, er fällt gleich mit der Tür ins Haus. "Darf ich erstmal reinkommen?", frage ich und seufze. "Du warst bei Ally. Über Nacht. Bei meiner Schwester." Seine Augen verengen sich zu Schlitzen während er mich reinlässt. "Auf die Erklärung bin ich gespannt.", setzt er nach und folgt mir. Ich höre Vanessa aus der Küche, wie sie mit Maja redet. "Sind eure Kids auch da?", versuche ich abzulenken. "Die sind mit den Nachbarskindern draußen.", sagt Nico knapp. "Aber lenk nicht ab!" "Es gibt nicht viel zu erklären. Ihr ging es nicht gut und ich hab mir Sorgen gemacht. Wir haben geredet... Mehr nicht. Wir haben Pizza und Eis gegessen... Ich hab auf der Couch geschlafen. Falls es dich beruhigt.", sage ich ruhig. Ich hoffe wirklich das er beruhigt ist, auch wenn ich es mir nicht vorstellen kann.

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