9. Kapitel

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"Darf ich dich eigentlich auch Ally nennen?", frage ich vorsichtig und sehe sie an. Alenia lächelt und nickt. "Na klar... Dann hab ich vielleicht nicht mehr das Gefühl, etwas angestellt zu haben. Alenia werde ich nämlich immer nur dann genannt, wenn ich was verbrochen oder falsch gemacht habe." Kurz sieht sie mich an und schaut dann wieder aus dem Fenster. Ally frech oder dass sie etwas ausgefressen hat? Das kann ich mir nur schwer vorstellen. Sie ist immer ruhig und schüchtern, sobald es um sie selbst geht. So ist zumindest mein Eindruck von ihr den ich in den letzten Wochen bekommen habe. Obwohl, an dem einen Abend an dem wir den DVD Abend beschlossen haben, war sie schon frecher auch wenn ihr das sichtlich peinlich war. Wie sagt man doch? Stille Wasser sind tief. Mich macht es ja schon neugierig, wie sie so ist und was alles in Ihr steckt. Mit ihr kann man bestimmt richtig tiefgründige Gespräche führen. Vielleicht ergibt es sich ja bald mal.

"Vanessa war sich ja gestern ziemlich sicher dass es eine tolle Idee ist, mich heute mit zu eurem Familienessen zu nehmen.", lache ich. Sie hält sich die Hand vor die Stirn und seufzt: "Das wird vielleicht was... Heute können wir Mama-Bingo spielen." Ich muss lachen: "Was?" Sie grinst und sagt: "Na Mama-Bingo. Sätze die Mama heute sagen wird, oder Dinge die sie tun wird." Sie sieht mich an und ihre grünen Augen funkeln amüsiert. "Wenn sie sieht das ich mit einem Mann zu Hause auftauche, gestaltet sie in Gedanken schon die Einladungskarte zur Hochzeit." Ich muss schmunzeln und sage dann: "Aber ich bin doch da, weil Vanessa und Nico mich als ihre Begleitung angekündigt haben." Ally beginnt zu kichern. "Richtig...aber mit wem tauchst du auf?" ,fragend sieht sie mich an. Sie sitzt im Schneidersitz ,neben mir. Sie trägt eine hellblaue Jeans und einen weiten Pullover. Ihre langen schwarzen Haare hat sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie zeigt schließlich auf sich. "Du tauchst mit mir dort auf. Die zwei haben das schon clever eingefädelt, von wegen es gibt nicht genügend Parkplätze. Vor dem Haus vielleicht nicht, aber eine Straße weiter schon." Echt jetzt? "Da war ich wohl etwas voreilig...sorry...ich hätte es wissen müssen, dass die was im Schilde führen!", sage ich. Ich hatte mich schon gewundert, dass Vanessa so darauf gedrängt hat dass Ally und ich gemeinsam kommen. Ally zuckt kichernd mit den Schultern. "Na schieben wir es mal auf den Schlafmangel, den die junge Dame da hinten verursacht." Sie zeigt auf Maja die friedlich in ihrer Babyschale liegt und schläft.

"Willst du heute wirklich ins Tierheim und Gassi gehen?", erkundige ich mich jetzt. Ally nickt. "Ja...wenn es meine Mutter zulässt. Eine der Mütter meiner Schüler, leitet dieses Tierheim. So sind wir ins Gespräch gekommen. Ich liebe Tiere, will aber im Moment kein eigenes...und als sie meinte, dass sie immer Leute brauchen die mit den Tieren Gassi gehen, hab ich gedacht ich mach das. Ich kann dann immer richtig abschalten." Das stimmt. Einfach raus in die Natur und Kopf aus. Als ich selbst noch einen Hund hatte, war ich stundenlang in der Natur unterwegs. Aber als Bosko dann starb, wollte Kathleen keinen neuen Hund und ich fügte mich. Sie mochte Tiere noch nie. So langsam frage ich mich was diese Frau überhaupt mochte, oder was ich an Ihr fand. Die letzte Nacht, hab ich mich dabei erwischt wie ich auf der Couch gesessen habe und über sie nachdachte. War da vor ein paar Wochen noch überwiegend Herzschmerz, wenn ich an sie dachte, so überwog gestern die Wut und der Groll gegen sie, weil sie Maja keine Mutter ist. Trotz des wirklich schönen Tages gestern mit Ally, Nico und Vanessa fühlte ich mich doch ziemlich traurig und niedergeschlagen. Ich hab mich wohl mit ihnen gefühlt, auch wenn Nicos skeptischer Blick mich immer wieder getroffen hat. "Hattest du Tiere?", reißt Ally mich aus meinen Gedanken. Ich nicke und sage: "Solange ich denken kann, hatten wir immer einen Hund." Ally lächelt und fragt: "Warum hast du jetzt keinen mehr? Dadurch würdet ihr beide jeden Tag an die frische Luft kommen." Mein Lächeln verschwindet und ich sage: "Kathleen wollte keinen und ich hab mich gefügt." Ally schweigt einen Moment und fragt: "Vielleicht, habt ihr Lust mich zu begleiten. Hast du Majas Tragetuch mit?" Ich nicke und Ally sagt: "Das Tierheim liegt außerhalb vom Ort und man kann so richtig schön in der Natur spazieren gehen. Über große Wiesen und Felder." Eigentlich keine schlechte Idee. Maja schläft immer so gut, wenn wir an der frischen Luft waren. "Gerne.", antworte ich lächelnd. "Sehr gut.", lächelt Ally zufrieden und aus dem Augenwinkel sehe ich wie sie in ihrer Tasche kramt. Sie holt ein kleines DIN A5 Heft hervor und beginnt zu schreiben. "Was tust du da?", will ich wissen. "Na Mama Bingo vorbereiten.", kichert sie.

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