Kapitel 4

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Marks Sicht

„Eliana? Wir sollten langsam reingehen," sagte ich nach einer Weile und strich ihr die Haare aus dem Gesicht, die ich ihr hinters Ohr steckte. Doch so wie es aussieht, schläft sie gerade. Sie nach all den Jahren wiederzusehen macht mich sehr glücklich. Nach der Trennung ging es mir nicht wirklich gut. Zwar waren wir Freunde aber es war ein komisches Gefühl. Ich wollte nie zugeben, dass es mich sehr belastet hat, ihr ging es besser als mir, so sah es zumindest aus. Gerne wäre ich bei ihr in Winnweiler geblieben, doch ich musste diesen Schritt gehen und nach Berlin ziehen.

In den ganzen Jahren muss sie wohl ganz schön viel mitgemacht haben. Von Elisa weiß ich, dass sie später mit ihren Eltern nach Berlin gezogen ist.

Ein Bild von ihrer kleinen Maus durfte ich auch sehen und ich muss sagen, sie sieht ihrer Mutter total ähnlich. Milia hat die gleiche Haarfarbe und die gleiche Nase wie Eliana. Diese Nase liebe ich. Bis jetzt habe ich keine schönere Nase gesehen, als die von Eliana oder Milia. Dazu hat sie strahlend blaue Augen, die mir sofort ins Auge gestochen sind. Eliana hingegen hat ja braune Augen, die jedoch auch wunderschön und einzigartig sind.

Alleinerziehend zu sein stell ich mir gar nicht einfach vor. Plötzlich riss Elisa mich aus meinen Gedanken. „Kommt ihr auch mal wieder rein? Oder braucht ihr eine Extrawurst? Es ist kalt hier draußen." kurz blieb sie stehen und schaute mich verwirrt an. „Warte mal, störe ich euch gerade?" Ich schüttelte den Kopf. Mittlerweile wurde mir auch etwas kalt, doch Eliana hat noch meine Jacke, die ich ihr jetzt schlecht abnehmen kann. „Ich kann nicht aufstehen, sie schläft. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, dass sie gekommen ist. Ich meine nur, sie muss ziemlich fertig gewesen sein. Du sagst mir aber auch nicht, dass sie alleinerziehend ist. Ist ja schon schön, sie endlich wieder zusehen, aber das hätte man doch auch anders regeln können," sagte ich patzig und verdrehte die Augen.

„Es ist deine Ex, du warst mal mit ihr ein paar Jährchen zusammen, du weißt doch was du früher gemacht hast als sie geschlafen hat. Ist auch mal gut, wenn sie aus dem Haus kommt. Sie braucht ein bisschen Abwechslung in ihrem Leben. Du machst das schon," sagte sie so einfach und schlug mir mit ihrer Hand leicht auf die Schulter.

Früher war ja auch etwas anderes. Sie war meine Freundin, wir haben so viel durchgemacht. Wenn sie an mich gekuschelt einschlief trug ich sie einfach, auch wenn sie damals noch schwerer war. „Wo soll ich sie denn hintragen?" fragte ich genervt und zog eine Braue hoch. „Weck sie doch sanft. Überleben wird sie's schon. Milia weckt sie auch ständig. Jetzt sei nicht so. Das ist nicht das erste Mal, dass du sie siehst. Sie ist keine fremde Person, bei der du nicht weißt, was du machen sollst."

Es ist nicht gerade die beste Situation und nicht das einfachste und das machte ich ihr auch klar. „Glaubst du jetzt ernsthaft, dass ich mich jetzt gleich wieder in sie verliebe?" fragte ich und meine Stimme wurde etwas lauter.

„Nein, das nicht. Ich dachte nur, du könntest sie etwas ablenken und sie mal aus ihrem Alltag holen. Sie ist so schon viel gestresst und Milia hält sie ganz schön auf Trapp. Zwei Jährige sind anstrengend. Du wolltest sie doch auch mal wieder sehen. Und guck, sie schläft schon bei dir..." Elisa hätte noch länger weitergeredet doch Eliana wurde langsam wach von diesem Lärm.

„Nicht streiten hier. Mir geht das hier auf die Nerven. Ich bin ja schon wach. Ich geh mal, ich möchte euch nicht stören. Streitet euch nur ruhig weiter." Sie stand einfach auf, gab mir meine Jacke zurück, die ich gleich anzog und ging einfach. „Toll gemacht Elli," fauchte ich und lief ihr hinterher. „Eliana! Warte bitte. Lass uns bitte reden!" rief ich ihr hinterher und sie blieb Gott sei dank stehen. „Ich muss gehen. Milia wartet auf mich zuhause. Und ihr könnt dann fertig diskutieren. War echt schön dich wieder zusehen." Sie drückte mir noch einen sanften Kuss auf die Wange und verschwand.

Wow, dieses Gefühl, was dieser Kuss in mir auslöste ist einfach unbeschreiblich. Mir wurde ganz warm ums Herz und konnte nichts mehr machen. Wie angewurzelt stand ich hier und blickte ihr nach, bis sie nicht mehr zusehen war. Ich bin doch nicht etwas gerade dabei mich wieder in sie zu verlieben? Ich bin mir sicher, dass sie keine Beziehung mehr mit mir haben möchte. Da sind so viele Jahre vergangen, wir haben uns aus den Augen verloren und uns er heute wieder gesehen. Mein Leben wäre ihr sicher zu anstrengend.

„Wo ist sie hin?" fragte Elisa, die nun aufgewühlt neben mir stand. „Sie ist gegangen und hat mich auf die Wange geküsst," sagte ich leicht verträumt und schaute sie an. „Idiot, warum bist du ihr nicht hinterher gelaufen? Wenn ihr etwas passiert?" Jetzt meckert sie mich wieder an. Damals während der Beziehung mit Eliana hat sie auch ständig nur gemeckert. Tu dies, tu das, tu jenes. Das machst du falsch, das hast du bei ihr verbockt, bla bla bla und immer so weiter. „Du liebst sie doch, jetzt lauf ihr hinterher, ruf sie an und besuche sie mal!"

„Wie soll ich das denn anstellen, wenn ich nichtmal ihre Nummer habe? Ich weiß doch nichtmal, wo sie überhaupt wohnt?! Wer sagt denn, dass ich sie liebe? Hm?"
So eine lange Leitung bei ihr. Ich soll wieder dies tuen und weiß nichtmal wie ich das anstellen soll.

Elisa kramte aus ihrer weißen Umhängetasche einen Stift und einen Block heraus, den sie mir gab. „Was soll ich damit?" „Ich schreibe dir da jetzt ihre Adresse drauf und ihre Handynummer auch. Dann überlegst du dir was und holst sie dir zurück!" Sie schrieb mir die Adresse schnell drauf und die Handynummer gleich mit dazu und steckte mir den Zettel in die Jackentasche von meiner schwarzen Jacke.

Ich weiß selbst was ich tuen möchte und was nicht. Da brauche ich keine Elisa, die mir alles sagen muss. „Man, ich weiß doch, dass du sie liebst Mark!" Sie legte ihren Arm um mich und klopfte mir leicht auf die Schulter, doch ich nahm den Arm wieder runter. „Keiner sagt hier, dass ich sie liebe. Und sie liebt mich doch auch nicht. Das einzigste was ich möchte ist eine Freundschaft mit ihr, nicht mehr und nicht weniger. Nur damit das mal klar ist! Liebe kann man nicht erzwingen! Außerdem haben wir uns heute das erste mal seit langem wieder gesehen. Du kannst jetzt nicht erwarten, dass ich mit ihr in die Kiste spring, nur weil wir uns im Guten getrennt haben und wir beide Single sind!"

Geschockt schaute sie mich an, doch ich ließ sie einfach stehen und mischte mich etwas unter meine Klassenkameraden. Um Eliana werde ich mich die Tage kümmern. Sie tut mir richtig leid, da wäre es sicher nicht schlecht, wenn ich sie etwas unterstützen würde.

Die Ruhe vor Elisa blieb nur kurz. „Mark, ich muss mit dir reden, es geht um Eliana." Sie nahm meinen rechten Arm in ihre Hand und zog mich bis kurz vor die Tür mit. „Was ist denn jetzt schon wieder?" Ich verschränkte die Arme und schaute sie böse an. Elli ist eigentlich eine ganz liebe, kann aber auch sehr schnell nerven. „Du wirst meiner Ana nicht wehtun. Sie hat schon genug gelitten, als ihr euch getrennt habt. Tue ihr das nicht nochmal an."

Was möchte Elisa jetzt? Ich dachte sie möchte mich mit ihr zusammen bringen und jetzt das? „Schon klar, aber mir ging es in der Zeit auch nicht besser. Ich weiß was ich mache. Außerdem muss ich nicht gleich mit ihr in die Kiste gehen, hab ich doch gesagt. Lass mich nur machen, ich weiß was ich zutun habe."

„Wenn du Eliana auch nur ein Haar krümmst, bekommst du es mit mir zu tun. Dann werde ich dafür sorgen, dass dein Leben der Horror wird! Sie ist meine beste Freundin, legst du dich mit ihr an, legst du dich auch mit mir an. Pass was auf du machst. An deiner Stelle würde ich auf dein Leben aufpassen." Droht sie mir da wirklich? Ich klopfte ihr ganz sanft auf die Schulter, lachte etwas und ging wieder unter die Menschen. „Ich weiß, was ich da mache."

Ich kann verstehen, dass sie nur das beste für ihre beste Freundin möchte, aber da muss sie sich nicht zu sehr einmischen. Ich mache mein Ding und habe schon einen Plan. Einmal kann sie mir mal vertrauen. Sie macht mir da keine Angst mehr, wie früher.

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