Kapitel 18

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Gerade als ich aufstehen wollte, kam Eliana wieder. Ihre Augen total rot, sie hat sehr geweint. Aber weswegen? „Elia-" fing ich an, wurde dann aber von ihr unterbrochen. „Alles gut Mark. Mir geht es gut." Schnell wischte sie sich ein paar Tränen aus dem Gesicht und kam auf mich zu.

Vorsichtig legte ich Milia neben mich und nahm Eliana sofort in den Arm, die daraufhin wieder in Tränen ausbrach. „Eliana, sag mir bitte was los ist. Ich kenne dich und selbst wenn nicht, man sieht dir sofort an, dass es dir nicht gut geht." „Alles gut Mark, mach dir keine Sorgen um mich." Sofort löste sie sich von mir und setzte sich hin. Warum weint sie dann, wenn alles gut sein sollte?

Kein bisschen hat sie sich verändert. So wie damals auch, sprach sie nicht darüber, was sie bedrückte. Sie frisst alles in sich hinein, nur, damit sie niemandem Probleme bereitet. Doch ich, ich bin kein Stückchen besser als sie.

„Du Mark, hast du die Woche vielleicht noch Zeit?" fragte sie schüchtern und versuchte dabei ein Lächeln hervorzubringen.  „Ja, wie-" „Du hast das mit Milia echt toll gemacht, würdest du vielleicht die Tage mal auf sie aufpassen? Ich habe in vier Tagen einen wichtigen Termin. Mitnehmen kann und möchte ich sie nicht. Sonst hab ich niemanden, der aufpassen könnte." Das war doch eben nicht so einfach, und da soll ich noch länger auf sie aufpassen? Ich war mir so unsicher bei dieser Sache.

„Aber-" Irgendwie muss ich doch nein sagen können. „Du hast das gerade schon gut gemacht. Ich vertraue dir da voll und ganz. Es wäre besser so, als wenn ich mir für diesen Tag extra einen Babysitter suchen müsste." Da hatte sie auch irgendwie recht, doch ich weiß nicht, ob ich dieser Aufgabe gewachsen bin.

„Möchtest du nicht erstmal wissen, was wir so gemacht haben, als du weg warst?" Vielleicht überlegt sie es sich so anders. Ich wollte nicht direkt ‚Nein' sagen, das könnte ich irgendwie nicht. „Schieß los." Ihre roten Augen wurden langsam wieder normal und ein wahres Lächeln bildete sich auf ihren Lippen, das konnte ich sofort erkennen.

„Erst wollte sie nicht, dass du gehst. Dann wurde sie etwas quengelig, hat geweint. Sie wurde müde und ist in meinen Armen eingeschlafen," fasste ich so kurz es nur ging. Doch dieses Lächeln aus ihrem Gesicht verschwand nicht, es war noch immer da.

„Awww, das ist süß. Du hast es toll gemacht. Mark bitte, nur diesen einen Tag. Ich kann das nicht verschieben. Meine Eltern und mein Bruder sind nicht da. Tu mir bitte nur diesen einen Gefallen." Sie schien nun sehr verzweifelt zu sein. Ich kann einfach nicht nein sagen.

Da musste ich einfach nachgeben. „Von mir aus. Ich mach's. Ich werde es bestimmt irgendwie hinbekommen." Was tue ich mir da eigentlich an? Aber andererseits wäre es auch so schön, auf diese wunderhübsche, süße Maus aufzupassen, auch wenn ich nicht weiß, wie Milia das überstehen wird, wie sie da mitmachen würde.

Milia habe ich schon jetzt in mein Herz geschlossen. Ich mag sie wirklich sehr, nur hoffen, dass sie mich auch irgendwie mag. Doch das von vorhin war echt süß, sie hatte Anfangs keine Angst und ist sogar in meinen Armen eingeschlafen.

„Danke Mark, du bist der beste. Ich weiß echt nicht, was ich ohne dich machen würde." Und ich weiß nicht, wie ich ohne sie überleben würde. Doch ich kann es ihr einfach nicht sagen. Ich möchte nichts riskieren, unsere Freundschaft nicht aufs Spiel setzten, wenn diese Beziehung nicht funktionieren würde. Und genau das macht mich momentan richtig fertig, mein Kopf würde gefühlt fast vor Gedanken platzen. Zwar bin ich mir sicher, dass sie mich nicht ausnutzen würde, aber Angst in mir ist trotzdem da.

Gerade wollte sie mir einen Kuss auf die Wange geben, doch ich nahm sie schnell in den Arm, um es abzublocken. Wenn sie für mich Gefühle entwickeln sollte, weiß ich nicht, was ich machen sollte. Zwar sind die Gefühle in mehr sehr stark, doch etwas in mir sagt, ich soll's nicht machen. Und falsche Hoffnungen möchte ich ihr auch nicht machen. Ich kann das gerade einfach nicht, eine Beziehung mit jemandem führen geht in diesem Moment einfach nicht.

Genau das machte mich traurig, etwas wütend. Da bin ich eher wütend auf mich selbst. Mein Bauch sagt zu meinem Kopf ja, doch mein Kopf sagt nein. Ich höre auf mein Herz, auch wenn es schwer ist und ziemlich schmerzt. Diesen Weg muss ich einfach gehen.

Und das mit Elisa ist sicher noch nicht geklärt. Wo ich dich gerade über Elisa nachdenke, vielleicht ist Eliana deswegen so traurig und verschlossen. Vielleicht schaffe ich es, das Schloss aufzubrechen, sodass sie sich mir öffnet. Helfen, ich möchte ihr nur helfen. Was ich in der Vergangenheit angestellt habe, versuche ich heute etwas grade zu biegen.

Ich hatte sie sozusagen verlassen. Ich bin nach Berlin gezogen. Es war zwar unsere gemeinsame Entscheidung, uns zu trennen, doch innerlich gebe ich mir auch die Schuld. Sie musste so viel leiden, hat so viel erlebt, mehr schlechtes als gutes. Meine Aufgabe ist es jetzt, mehr denn je für sie da zu sein, so denke ich darüber.

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