Kapitel 16

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Wie angewurzelt stand ich im Wohnzimmer, mir blieb der Mund offen stehen. Ich habe mit allem gerechnet, nur nicht hiermit. Wie sie sich in diesem Moment fühlt kann ich mir gerade vorstellen.

Elisa steht auf Männer und auf Frauen, ihre letzte Beziehung, lange her. Ich machte mir Vorwürfe. Wieso habe ich das nicht gemerkt? Diese Frau, die Gefühle für mich hat musste mit ansehen, wie ich von einem anderen schwärme. Wie sich das anfühlt, kann ich mir genau vorstellen, es muss bestimmt ein ziemlich beschissenes Gefühl sein, das ist klar.

Erstmal setzte ich mich auf die Couch und musste meinen Kopf von diesen Gedanken befreien. Das war nun also die Antwort darauf, weshalb ich mich nicht mit Mark treffen sollte. Das muss ich ihm unbedingt erzählen. Es ist ziemlich verletzend und traurig.

Also griff ich nach meinem Handy und rief ihn entschlossen an. „Du Mark, tut mir leid, dass ich gerade störe." Ich wusste, dass er gerade in seinem Studio beschäftigt war, jedoch wollte ich ihn nicht aufhalten oder nerven. „Bin den ganzen Tag im Studio. Ist was passiert?" Ich war ganz durch den Wind und wusste in diesem Moment nicht, wie ich das in Worte fassen sollte, was ich sagen wollte, weshalb erstmal kurze Stille herrschte.

„Eliana? Alles gut bei dir?" „Ähm ja, aber ich muss mit dir reden, persönlich, es ist wichtig." bis später finde ich sicher die passenden Worte. „Wenn du magst, kannst du später mal vorbei kommen. Wo ich bin weißt du ja. Ich muss jetzt auch weiter machen. Bis dann." So legte er auf. Das ging gerade schnell, aber wenn er so viel zutun hat kann ich das irgendwie verstehen und später würde ich ja zu ihm gehen.

Mir tat das alles so leid. Wenn ich doch nur gewusst hätte, dass sie Gefühle für mich hat, hätte ich mich doch anders verhalten. Ich hätte bei ihrer Anwesenheit nicht so über Mark geredet. Ich hätte ihr vorsichtig beigebracht, dass ich keine Gefühle für sie habe. Jedem das seine, auf was er steht. Eine Beziehung mit einer Frau könnte ich mir allerdings selbst nicht vorstellen.

„Mama!" rief Milia plötzlich. Nach ihrem Vormittagsschlaf ist sie nun auch wach. Ich stand auf und holte sie aus dem Bett.
„Na meine Maus, hast du schön geschlafen?" Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht und klammerte sich an mir dran. Mit ihr auf dem Arm ging ich wieder ins Wohnzimmer.

Erstmal machte ich ihr die Haare wieder hübscher und zog ihr etwas anderes an.
Da meine Eltern den ganzen Tag unterwegs sind, wie mein großer Bruder auch, beschloss ich einfach meine kleine Milia mit zu Mark zu nehmen.

Mein großer Bruder, Elias ist eigentlich immer für mich da, wenn ich ihn brauche und ihn um Hilfe bitte. Doch momentan ist er mit seiner Frau im Urlaub. Ich vermisse ihn und freue mich umso mehr, wenn er wieder da ist. Elias macht alles für mich, war für mich da, als das mit Jakob passierte, als ich mich von ihm trennte, an dem Tag, als ihn die Polizei mitnahm.

In der Zeit, als ich mit Jakob zusammen war, wusste niemand wie schlecht es mir ging. Er klebte an mir wie ein Kaugummi. Keinen Moment durfte ich alleine mit meinen Eltern sein. Ich war machtlos, das macht mich wieder wütend. Am liebsten hätte ich ihn auf den Mond geschossen, für immer.

Ich bin nicht so der Mensch, der jemandem den Tod wünscht, aber bei Jakob wünsche ich mir, dass er so behandelt wird, wie ich behandelt wurde. Damit er sieht, was für Schmerzen, Schäden er verrichtet hat. Diesen Mann möchte ich nie wieder in meinem Leben sehen, das wäre für alle Beteiligten besser so, besonders für Milia, die ihren Erzeuger nicht kennenlernen sollte.

Er ist nicht mehr als der Erzeuger. Um Vater zu sein, gehört vieles mehr dazu, man muss noch nichtmal der Erzeuger sein.

Am Nachmittag

Zusammen mit Milia fuhr ich zu Mark. Es ist ein ganzes Stückchen von meiner Wohnung entfernt. Da meine Tochter wieder etwas bockig war, nach ihrem Mittagsschlaf, der nicht so verlief wie gewohnt, musste ich sie tragen.

„Mark?" sagte ich vorsichtig, als ich sein Studio betrat. Vor Angst versteckte Milia sich und vergrub ihren Kopf. Ihr wird das mit den unbekannten Menschen zu viel. „Eliana, du siehst ziemlich fertig aus. Jungs, wir machen eine Pause, ich muss mich um sie kümmern."

Seine Jungs ließen uns alleine. Zu dritt setzten wir uns hin. Da Milia nicht so wie ich wollte, nicht still war, musste ich sie auf meinem Schoß haben. Unruhig zappelte sie etwas, runter wollte sie auch nicht. Wenn ich sie auf den Boden setze, klettert sie wieder auf meinen Schoß.

Mark, der das mit beobachtete, zog seine Cap ab und hielt sie Milia hin, um sie etwas abzulenken. Ohne zu zögern griff sie danach und setzte sich auf den Boden, sie war so fasziniert von dieser Cap. Ich gab ihr noch ihr eigenes Spielzeug, welches sie vorhin unbedingt mitnehmen wollte. Doch diese Cap ist für sie interessanter und beachtete ihr eigenes Spielzeug wenig.

Ich wollte nicht lange drumherum reden, weshalb ich es einfach kurz machte. Sonst würde ich bis morgen hier sitzen und nicht wissen, wie ich's ausdrücken sollte. „Mark, Elisa hat Gefühle für mich." Traurig senkte ich meinen Blick und wartete darauf, dass er etwas sagen würde. „Sie steht auf dich und möchte deshalb nicht, dass wir uns treffen. Wusst' ich's doch." sagte er und überraschte mich damit sehr. „Wie du wusstest es?" hakte ich nach und schaute ihn traurig an, während mir ein paar Tränen die Wange runter liefen. 

„Das war die Vermutung, die ich hatte. Ich wollt' dir halt nichts sagen, bevor ich mir sicher bin. Hätt' doch nie damit gerechnet, dass es so ist." Sofort nahm er mich in den Arm und strich mir sanft über den Rücken um mich etwas zu beruhigen.

„Was mach' ich denn jetzt? Mir tut das alles voll leid. Ihr geht es bestimmt gerade voll schlecht. Ich-" Er hielt mir den Mund zu und versuchte mich zu beruhigen. „Du bist nicht Schuld. Niemand ist Schuld. Niemand wusste das. Von mir war das auch nur eine Vermutung. Alles wird gut. Ihr könnt vielleicht nochmal in Ruhe reden. Egal was kommt, es wird gut, sowieso."

Wie kann er da nur so positiv denken? Naja, ich selbst weiß nicht mal, was ich überhaupt denken soll. Gerade ist es einfach nur schön, dass er für mich da ist. Schnell wischte ich mir jedoch die Tränen aus dem Gesicht, da Milia an meinem Bein rüttelte und mir die Cap, mit ihrem Spielzeug drin, entgegen hielt.

Mark sieht auch ohne Cap echt hübsch aus und so süß, wie ein großer süßer Knuddelbär. Ich finde, er sieht ohne seine Cap noch hübscher aus. „Da!" sagte sie und zeigte auf Mark. „Mausi, das ist Mark." Interessiert musterte sie ihn von oben bis unten. Mark schaute entspannt zu und lächelte sie an.

„Mark, da!" Sie hielt ihm seine Cap mit dem Spielzeug hin und lächelte ihn an. Es scheint so, als würde sie ihn anfangen zu mögen. Dieser Anblick brachte mein Herz zum schmelzen und so glücklich.

Nun drückte sie mir die Cap in die Hand und zeigte deutlich, dass sie auf den Schoß von Mark wollte. Dieser schaute mich unsicher an, wusste nicht, ob er es machen sollte oder nicht. „Nimm sie ruhig hoch," sagte ich und hatte ein breites Grinsen im Gesicht. Es ist einfach so süß, die beiden so zu sehen.

Vielleicht machte ich mir gerade falsche Hoffnungen, aber es ist der erste Mann, der Milia hoch nehmen darf. Der erste Mann, auf den Milia selbständig zugegangen ist. Vielleicht war es auch nur seine Cap, die ihn in ihren Augen, so interessant machte. Wenn die beiden sich gut verstehen würden, er das selbe wie ich fühlen würde, wäre alles perfekt. Wir könnten eine richtig schöne Familie werden. Ich könnte nochmal schwanger werden, weitere Kinder bekommen. Daran zudenken, brachte mir dieses Kribbeln im Bauch. Doch versetzte mit einen Stich, da eine Beziehung mit ihm nur Vorstellungen waren und keine Realität.

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