Kapitel 20: Erkältung

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ursprünglich 21.07.2019
Überarbeitung 03.10.2023
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„Hey. E...s i-ist doch alles gut." Aus erschöpften Augen blickte Sunwoo zu Yoongi hinauf. Sein Atem verließ stockend seine Lippen und seine Lunge pfiff leise. Außer einem müden Husten konnte er nicht viel hervorbringen. „Ich will dich aber nicht alleine hierlassen. Nicht so wie es dir gerade geht."

Der Ältere sah ihn schrecklich besorgt an. Seine Finger kämmten durch das verschwitzte braune Haar, während er neben seinem Bett kniete. Eigentlich sollte er jetzt in seinem Studio sitzen und Musik komponieren, war aber zu besorgt um Sunwoos Gesundheit, um sich an die Arbeit zu machen.

„Hyung. Du warst die letzten Tage für mich da... Die anderen kümmern sich ab jetzt um mich." Er schenkte ihm ein schwaches Lächeln. Es verging keine Sekunde, an der Yoongi nicht an seiner Seite war. Die anderen hatten gar keine Chance, ihm auf die gleiche Weise beizustehen, da der Ältere ihn kaum aus den Augen ließ.

Doch Sunwoo war es wichtig, dass er sich jetzt auf sich selbst konzentrierte. „Mir wird es gut gehen. Ich bin nicht alleine." Mit einem Seufzen nickte der Ältere nachgebend. „Okay. Ich hoffe einfach, dass es dir bald besser geht." Yoongi beugte sich nach vorne und presste einen kleinen Kuss auf seine Stirn, ehe er aufstand. „Ich werde dich vermissen", meinte er und lächelte schräg. Wenn man Tag und Nacht aneinanderklebte, wollte man am liebsten gar nicht loslassen.

„Aber bitte nicht zu sehr", scherzte Sunwoo, zog dabei die Decke ein Stückchen nach oben. Yoongi schüttelte nur den Kopf. „Du bist unmöglich." Er wandte sich zum Gehen, hörte hinter sich aber noch ein leises: „Ich werde dich auch vermissen." Sein Lächeln wurde noch ein Stückchen weiter. „Bis dann, Engel."

„Jimin! Hör auf!", quengelte Sunwoo und versuchte dem feuchten Tuch auszuweichen mit dem sein Hyung versuchte sein Gesicht abzutupfen. „Ich muss aber den Schweiß wegwischen, sonst wird die Erkältung noch schlimmer." Jimin gab wirklich sein Bestes, aber der Jüngere war ein schwierigerer Patient, als er gedacht hätte.

Letztlich setzte er sich über ihn und presste sein Gewicht auf ihn, um ihn vom Zappeln abzubringen. „Bist du jetzt still?!" Jimin lehnte sich über ihn und starrte ihn mit festem Blick an. Wenn Sunwoo nicht sowieso schon rot im Gesicht gewesen wäre, dann wäre er es wohl jetzt. Gehorsam nickte der Braunhaarige und sah mit großen Augen zu ihm auf. „Guter Junge."

Dieses Mal blieb er still liegen und ließ Jimin einfach sein Ding machen. Jimin wischte eine letzte Schweißträne von seiner Schläfe. Sein Blick war auf den des Jüngeren fixiert und ein sanftes Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. „Siehst du. Schon vorüber." Sunwoo erwiderte nichts, sondern nickte nur. Als Jimin jedoch wieder vom Bett klettern wollte, schnellten seine Arme nach vorne und er hielt ihn fest. „Bleib hier. Mir ist kalt."

Was ein Gegensatz. Das Fieber brachte ihm zu schwitzen, doch Kälteschauer erfassten immer wieder seinen Körper. Also bleib er die ganze Zeit unter der Decke. Aber er würde in diesem Moment alles geben, damit jemand ihn wärmt. Yoongi hatte ziemlich viel Überzeugung gebraucht, also hoffte er, Jimin würde vielleicht gleich seinem Wunsch folgen.

„Bist du jetzt zufrieden?", fragte der Ältere und blickte über die Schulter des Jüngeren. Er lag mit unter der Decke, seine Brust gegen Sunwoos Rücken gepresst und sein Arm lag über seiner Hüfte. „Hmm... Danke", summte er zufrieden und kuschelte sich enger an ihn. „Da bin ich aber froh", meinte Jimin etwas sarkastisch.

Ihm selber war nämlich schrecklich warm und er wollte nichts lieber, als aus diesem Bett zu fliehen. Aber er würde wohl alles tun, um ihren Maknae glücklich zu machen. Jungkook hatte sie schließlich auch alle um ihren Finger gewickelt. Naja. Jetzt spielte wohl eher Sunwoo diese Rolle.

Seufzend stützte er sein Kinn auf dem braunen Haarschopf ab. Unter ihm schien der Jüngere vor sich hin zu dösen. Am besten wäre es, wenn er die Erkältung einfach ausschlafen würde. Also nutzte er die Chance, um die Zeit alleine mit ihm zu verbringen, bevor Yoongi ihn wieder für sich beschlagnahmen würde. „Du bist zu süß für dein eigenes Wohl", murmelte er.

Da er selber nicht müde war, verbrachte er die Zeit damit, Sunwoos ruhigem Atem zuzuhören, der ab und an von einem rauen Husten unterbrochen wurde. Jedes Mal verstärkte er seine Umarmung und zog ihn nah an sich. „Alles gut. Ich bin bei dir." Letztlich schloss er auch seine Augen. Zwar würde er nicht schlafen, jedoch könnte er diese Nähe auskosten. Diese Gefühle in ihm, die er noch nicht definieren konnte... oder auch nicht definieren wollte. Er wollte diese Wärme in seinem Herzen bewahren. Mögliche Probleme weit von sich wegschieben. Wenn das alles war, was ihm zustand, dann nahm er alles, was er bekam.

„Na ihr beiden Kuschelbären." Hoseok kam mit zwei Schüsseln in das Schlafzimmer getappt. Die Zwei saßen noch immer zusammen unter der Decke, Sunwoo zwischen den Beinen des Älteren. „Seokjin hat mir aufgetragen euch das hier zu geben, da ihr zwei in den nächsten Stunden den Raum wohl nicht verlassen werdet. Abgesehen davon muss Sunny sowieso Bettruhe wahren."

Hoseok reichte ihnen jeweils die Schüsseln, ehe er sich zu ihnen aufs Bett setzte. „Und wie geht's meinem Lieblingsmaknae?", fragte er schließlich und griff nach der Hand des Jüngeren. „Besser, danke", erwiderte er lächelnd, ehe er missmutig ihre Hände musterte, „Hyung~ So kann ich doch gar nicht essen." Hoseok grinste schräg. „Soll ich dich füttern?" Sunwoo schüttelte heftig den Kopf und versuchte ihm seine Hand zu entziehen, doch verstärkte Hoseok seinen Griff, ließ ihn nicht entkommen. Mit seiner freien Hand griff er nach dem Löffel und hielt diesen Sunwoo vor den Mund. „Mach aah~"

Die rosigen Lippen öffneten sich ein Stück, dunkle Augen schimmerten ihm schüchtern entgegen. Nachdem er ihm mit dem ersten Löffel Suppe gefüttert hatte, ließ er ihn wieder los, damit er selber essen konnte. „Sei ein braver Junge und iss alles auf." Hoseok stand vom Bett auf und zwinkerte ihm verspielt zu. „Dann bekommst du später eine Belohnung." Die Worte betonte er wohl etwas mehr als zweideutig. Vor Scham senkte Sunwoo seinen Blick, während seine Ohrenspitzen an roter Farbe gewannen. Jimin hingegen warf ihrem Hyung einen finsteren Blick zu. „Mach, dass du davonkommst! Yoongi erwartet dich bestimmt schon ganz sehnsüchtig."

„Ich vermisse die Zeiten, als ich noch der allesgeliebte Maknae war", meinte Jungkook, der neben den anderen auch noch beschlossen hatte, die beiden mit seiner Anwesenheit zu belästigen. „Tu nicht so, als wärst du das nicht mehr", erwiderte Jimin trocken. Jungkook grinste leicht. „Tja. Sunwoo und ich haben eben einen unwiderstehlichen Charme."

Jungkook setzte sich an die Bettkannte und streckte eine Hand aus, um sie durchs Sunwoos Haar gleiten zu lassen. „Wie geht es dir?", fragte er. Die Sorge schwang nun deutlich in seiner Stimme mit. Sunwoo lächelte matt. „Besser, aber ich fühle mich immer noch schwach."

„Hast du deine Medikamente schon genommen?" Sunwoo schüttelte den Kopf und rümpfte die Nase. Die Tinktur hatte so einen komischen Beigeschmack. Er versuchte ihr zu entgehen, wann immer es auch ging. Jungkook zog seine Augenbrauen zusammen. „Sunwoo!", mahnte er und blickte danach zu Jimin. „Und du lässt in deiner Rolle als Hyung nach!"

Der Ältere verdrehte genervt die Augen. „Spiel dich nicht so auf, Jungkook." Der Jüngere schnaubte leicht und stand auf. „Ihr bleibt da, wo ihr seid. Ich bin gleich wieder da." Jimin seufzte leicht. „Wo sollen wir denn auch hin verschwinden?"

Die Zweisamkeit mit Jimin fiel marginal aus. Jungkook schien die beiden nie so recht alleine lassen zu wollen. Er wollte sichergehen, dass Sunwoo alles hatte, damit es ihm gut ging. Gefolgt von Seokjin. Dieser kam bestimmt jede Stude einmal rein, um zu prüfen, ob sich die Situation ihres Maknaes auch ja nicht verschlechterte.

„Taehyung... Hier ist nicht genug Platz", beschwerte sich Sunwoo leise. Mittlerweile haben sich die vier Jüngsten der Gruppe alle auf dem Bett versammelt. Sunwoo lag noch immer dicht an Jimin gekuschelt. Jungkook hatte es sich in der Zwischenzeit auf der anderen Seite von ihm bequem gemacht.

„Das geht schon." Taehyung grinste ihn breit entgegen. „Ich bin da anderer Meinung", ächzte Jungkook. Dieser musste schließlich unter ihrem Neuankömmling leiden. Taehyung hatte es sich ohne jegliches Wenn und Aber auf ihm bequem gemacht. Trotz großen Murrens schubste Jungkook ihn nicht runter, sondern stabilisierte ihn an der Taille, damit er nicht einfach wieder runterpurzelte.

„Aber ich dachte, ich brauche Ruhe", nuschelte Sunwoo. „Wir werden ganz leise sein. Versprochen." Taehyung tätschelte seine Wange. „Du brauchst aber auch etwas Gesellschaft. Nur Jimin den ganzen Tag reicht da nicht aus." Jimin schnaubte leise und zog den Maknae näher zu sich. Sunwoo kuschelte sich zufrieden in seine Seite. Bisher hatte Jimin vollkommen ausgereicht. Er kümmerte sich genauso gut wie Yoongi-Hyung um ihn.

Yoongis Sicht:

Mit einem Seufzen lehnte er seinen Kopf in den Nacken. Seit einer ganzen Weile starrte er einfach nur auf den Bildschirm und brachte kein einziges Wort auf das geöffnete Dokument. Die ganze Zeit über hatte er nur auf dem Keyboard seines Bildschirmpianos herumgeklimpert. Er war mit seinen Gedanken komplett woanders. Wie sollte er sich auch auf sowas wie Musik konzentrieren, wenn Sunwoo krank Zuhause lag?
Es war schon lustig. Am Anfang wollten sie alle nichts von ihm wissen... und jetzt? Die Sorgen verschwanden für keine Sekunde aus seinem Kopf. Der Jüngste von ihnen war ihm ans Herz gewachsen. Alles in ihm schrie danach, seine Sachen zu packen, um sich wieder um ihn zu kümmern. Aber er wusste, das war irrsinnig. Die anderen waren schließlich auch noch da.

„Hey. Ist alles in Ordnung?", erklang hinter ihm eine ihm nur allzu bekannte Stimme. Überrascht drehte er sich um und blickte zu Hoseok auf, der mit beladen mit ein paar Plastikbehältern vor ihm stand. „Ich habe dir etwas zu Essen mitgebracht. Seokjin und ich wollen nicht, dass du dich aushungerst."

Ein kleines Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. „Dankeschön." Hoseoks fröhliches Grinsen hatte auf ihn fast die gleiche Wirkung wie Sunwoos süßes, freudiges Schmunzeln. Es verfehlte nie, ihn wieder aufzumuntern. Er stand auf und nahm ihm die kleinen Kästen ab. Der sanfte Ausdruck auf seinem Gesicht war ihm selber gar nicht bewusst.

„Also... Wie läuft's mit dem Komponieren?", fragte Hoseok neugierig und versuchte einen Blick auf den Bildschirm zu erhaschen. Nachdem Yoongi die Behälter abgestellt hatte, drehte er sich mit einem beschämten Blick zu ihm und kratzte sich unsicher am Nacken. „Ähm... Nicht so gut?", murmelte er leise, „Ehrlich gesagt ziemlich schlecht."

Der Jüngere musterte ihn einen Moment, sagte dabei gar nichts. Yoongi befürchtete schon, dass er gleich eine Standpauke von seinem besten Freund bekommen würde, weil er die letzten Tage schon nicht weitergearbeitet hatte. Stattdessen hörte er ihn nur Seufzen, bevor er in eine kräftige Umarmung gezogen wurde. „So... und jetzt sagst du mir, was dich so sehr beschäftigt. Du bist ein Genie, dass nur nicht funktioniert, wenn es etwas anderes im Kopf hat."

Yoongi lehnte seine Stirn gegen die starke Brust vor sich. „Ich mache mir nur Sorgen um Sunwoo. Ich will mich um ihn kümmern und sehen, ob es ihm besser geht. Er ist so jung und es scheint so, als würde ihm das Leben ständig Steine in den Weg werfen." Eine Hand streichelte leicht durch sein dunkles Haar. Es war ungemein entspannend, auch einmal so zarte Berührungen spüren zu dürfen. Unter Stress brauchte er sowas. Und Hoseok schien einer der wenigen zu sein, der verstand, was er brauchte.

„Yoongi. Du weißt doch, dass er in guten Händen ist. Jimin beispielsweise war den ganzen Tag an seiner Seite." Natürlich war er das. Er musste sich ein genervtes Schnauben unterdrücken. Schon war er weg, da wurde er von dem blonden Zwerg ersetzt. „Außerdem hat er noch Jin, der ihn bestimmt jede Stunde eine heiße Suppe gebracht hatte. Und ich war auch bei ihm. Sein Fieber ist gesunken. Das ist doch schon etwas."

Yoongi blickte zu ihm auf, stützte dabei sein Kinn auf Hoseoks Brust. „Ich wollte aber auch für ihn da sein." Der Jüngere schnippte ihm leicht gegen die Stirn. „Lass uns auch mal etwas von ihm haben." Nachgebend schlang Yoongi seine Arme um den Größeren, zog jedoch einen kleinen Schmollmond. „Also gut... Danke, dass du gekommen bist."

Das Grinsen auf Hoseoks Lippen wurde noch ein Stückchen breiter. „Kein Problem, Hyung. Alles nur für dich." Für einen Augenblick lehnte Yoongi sich weiter gegen ihn und genoss die Umarmung. Vielleicht wurde ihm auch wieder bewusst, warum er sich damals in ihn verliebt hatte. Hoseok war immer für ihn da, wenn er ihn brauchte. Selbst, wenn er ihn mit seinen Worten nicht weiterhelfen konnte, reichte nur seine Anwesenheit, um die Last auf Yoongis Schultern zu verringern.

Acht ist einer zu viel - Male!OC (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt