Kapitel 37: ...einer Liebe

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Eine weitere schlaflose Nacht verstrich. Yoongi starrte regungslos an die Decke, darauf bedacht seinen Atem gleichmäßig und ruhig zu halten. In der Stille des Zimmers hörte er immer wieder ein leises Schluchzen. Das ging schon seit einer Weile so. Sobald sie beide fast einschliefen, wurde der Jüngere von seinen Gefühlen gepackt und brach in Tränen aus. Jedes Mal drang es wie ein trübsinniger Schmerz hinein in das Herz des Rappers. Dennoch rührte er sich nicht... Er rührte keinen Finger, um Sunwoo zu trösten. Stattdessen ertrug er das hoffnungslose Wimmern, das Weinen, nach einer tröstenden Umarmung. Wie gerne er doch zu ihm gehen, sich an ihn herankuscheln würde, um sanfte beruhigende Worte in sein Ohr zu wispern, bis auch die letzten Tränen versiegt wären. Doch das könnte er nicht. Egal wie sehr er sich danach verzehrte. Auch wenn es schmerzte, wollte er den Abstand aufbauen. Bisher waren sie sich einander viel zu nah. Jetzt, da er mit Hoseok eine tiefere Bindung eingehen würde, müsste er sich von Sunwoo distanzieren. Sie könnten sich nicht auf die gleiche Weise beistehen. Also sollten sie lernen, ohne einander klarzukommen. Sunwoo sollte Vertrauen gegenüber einem anderen aufbauen. Vielleicht schaffte es jemand, sein Herz zu erreichen, so wie es Yoongi einst getan hatte. Zumindest hoffte er es. Er konnte den Kleinen einfach nicht leiden sehen, ohne dass es ihn innerlich nicht selbst zerreißen würde. Es kostete ihn einige Kraft, einfach hier liegen zu bleiben. Deswegen konnte er auch kein Auge zu machen. Wie könnte er seinen kleinen Sonnenschein auch leiden hören und dabei ruhig schlafen? Lieber quälte er sich in dem Wissen, dass sie einen weiteren Tag der Trennung überstanden haben, ehe sie sich aufs Weitere ignorieren würden. Denn nicht nur nachts, sondern auch tagsüber ging er auf Abstand und verbrachte viel mehr Zeit mit Hoseok. So gerne er es auch vollkommen auskosten wollte, konnte er es nicht. Im Hinterkopf wusste er schließlich, dass Sunwoo mit seinen Gefühlen ganz auf sich allein gestellt war.

Normalerweise hatten sie alles miteinander geteilt. Also musste er hoffen, dass Sunwoo sich einen neuen Vertrauten, so wie Jin oder Namjoon, suchen würde. Möglicherweise bestand auch die Chance, dass Jimin sich überwinden könnte, endlich über seinen Schatten zu springen und wieder mit dem Maknae sprach. Yoongi war sich ziemlich sicher, was dessen Gefühle anging. Seit ihrem damaligen Streit hatte es sich klar herausgestellt, dass Jimin eifersüchtig auf ihre Bindung war. Schon damals hatte er Angst, dass Yoongi Sunwoo nur ausnutzen würde, was er ja auch auf eine gewisse Weise getan hatte. Da ihm Hoseok vorenthalten wurde, suchte er einen anderen Halt.... Eine andere Form der Liebe. Nur eine Sache würde er immer verneinen. Er bereute es, überhaupt die Worte in den Mund genommen zu haben. Denn Sunwoo war niemals ein Spielzeug für ihn. Zwar zog er seine Vorteile aus ihm, doch wollte den Jüngeren nie auf so eine schwere Art verletzten. Am liebsten hätte er ihn vor all dem Schaden bewahrt. Jetzt blieb nur noch die Hoffnung, dass Jimin offen seine Gefühle zeigte. Er schien ja wirklich in den Kleinen verliebt zu sein. Leider war Yoongi auch daran Schuld – zumindest ein wenig – dass ihre Freundschaft auseinandergebrochen war. Jimin wollte ihm schließlich Sunwoo überlassen, ohne selbst dabei verletzt zu werden. Gleichzeitig gingen aber auch die alten Bandmitglieder auf Distanz. Ihre starke, über Jahre lang aufgebaute Freundschaft hing an einem seidenen Faden. Und das nur, weil sie beide an Sunwoo hingen.

Yoongi bereute es ein wenig nicht früher das Feld geräumt zu haben, um Jimin Freiraum zu lassen. Schließlich schienen sie beide füreinander Gefühle zu haben. Natürlich wusste er um Sunwoos Empfindungen gegenüber ihrem blondhaarigen Engel. Er war ja nicht blind. Nur hatte er Angst alleine gelassen zu werden, sobald sich die beiden ihre Gefühle eingestehen würden. Doch jetzt fürchtete er sich umso mehr, dass Sunwoo alleine auf der Spur zurückblieb. Jimin war ziemlich hartnäckig. Was würde er passieren, wenn er und Sunwoo nie wieder zueinander finden würden? Sie hatten einander genauso verletzt. Ihre Freundschaft war zerbrochen, genauso wie es Yoongi drohte zu passieren. Nicht nur mit Jimin, sondern auch mit Sunwoo. Er wünschte sich wirklich, dass sie diese Missverständnisse untereinander klären könnten. Sunwoo vergoss wegen Jimin und ihm schon genug Tränen. Dabei wollte er einfach nur, dass das ewige Leiden sein Enden fand. Jede Nacht diese klagenden Laute zu hören, würde ihm mit der Zeit noch den letzten Verstand rauben. Es war kaum zum Aushalten. In manchen Momenten erwischte er sich dabei wie vereinzelnd warme Wasserperlen seine eigenen Wangen benetzten. Er wusste nicht, ob es die richtige Entscheidung war, so abrupt auseinander zu gehen, doch er dachte, es würde Sunwoo somit leichter fallen, ohne ihn klarzukommen. Leider wusste er nicht, dass dieser einfach nur einen Freund brauchte, der ihn tröstete. Egal wer es auch sein möge.

Acht ist einer zu viel - Male!OC (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt