Kapitel 21: Endspurt

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ursprünglich: 07.08.2019
Überarbeitung: 23.10.2023

Das Kapital hat etwas von einem Filler-Chapter. Taehyung, Hoseok und Namjoon waren bei meiner alten FF (hier auch?) ständig nur im Hintergrund. Daher hatte ich damals dieses Kapitel geschrieben. Es wurde nur etwas überarbeitet.

Mir ist aufgefallen wie oft mein OC an irgendwelchen Stellen einschläft und von den anderen herumgetragen wird T.T Ich bin mal gespannt, ob mir das in noch mehr Kapiteln vorkommt.
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Es dauerte einige Tage bis sich Sunwoo vollständig auskuriert hatte. Der Stress war ein stetiger stiller Begleiter. Ihr erstes gemeinsames Konzert nahte. Eigentlich mussten sie alle zusammenarbeiten, um die letzten Fehler zu beseitigen... doch die Jungs zwangen ihn Bettruhe zu bewahren, bis auch das letzte Anzeichen von der Erkältung von ihm gewichen war. Selbst danach blieb er noch in dem Appartement zurück, um seine tatsächliche Genesung sicherzustellen.

Doch jetzt? Es ging sofort weiter. Sunwoo musste seine Kondition wieder aufbauen und die letzten Hemmungen ablegen. Auf der Bühne konnte er sich nicht von seinen
Ängsten übermannen lassen. Er musste performen... er musste Perfektion leisten. Alles andere wäre eine Blamage.... Für ihn... für diese Gruppe.

An diesem Nachmittag blieb er mit Hoseok und Taehyung zurück, um die Choreo noch einmal durchzugehen. Letzterer diente mehr als moralische Unterstützung. „Bein weiter nach hinten!" Hoseok erteilte ihm Anweisungen, während Sunwoo alleine die Schritte übte. Er hatte ein wirklich scharfes Auge. Jeder kleinste Fehler wurde von ihm erkannt. Aber er war genauso gut darin, Ratschläge für die Verbesserung zu geben. Sunwoo wünschte sich insgeheim, er wäre von Anfang an, sein Trainer gewesen.

„Konzentrier dich mehr auf deine Mitte. Dann hältst du besser dein Gleichgewicht." Sunwoo versuchte jeden Ratschlag zu beherzigen und anzuwenden. Doch die Nervosität nagte an seinen Nerven. Wie konnte es das auch nicht? Sein Respekt für seinen Hyung war immens. Er war ein ausgezeichneter Tänzer... und er bewunderte ihn. Sunwoo hatte sich schon oft genug vor ihm blamiert.

Taehyung half ihm in seiner misslichen Lage genauso wenig. Der Ältere starrte ihn unentwegt an. Er konnte seinen Blick regelrecht in seinem Nacken spüren. Wenn ihn das Ganze hier schon so hibbelig machte, wie sollte er dann mit tausenden Zuschauern klarkommen? „Sunwoo. Du spannst dich schon wieder so an", stellte Hoseok seufzend fest. Der letzte Achtertakt klang aus und der Maknae kam schnaufend zum Stehen. Mittlerweile wusste er selber nicht mehr, wie er diese ganzen Zweifel ablegen sollte.

Sein Gewissen übte einen solchen Druck auf ihn aus, sodass es ihm schier unmöglich war, sich zu entspannen. Aber er wollte keinen enttäuschen. Weder seine Hyungs noch die Fans. Er musste sich an ihrem hohen Standard messen... und wusste, er war nicht genug.

„Wieso bist du immer noch so nervös, wenn du bei uns bist? Du weißt doch, dass wir nicht über dich urteilen werden." Hoseok stellte sich direkt vor ihn und legte beide Hände an seine Unterarme. Seine Augen konzentrierten sich Sunwoos, versuchten eine Antwort in ihnen zu finden.

Sunwoo grinste unsicher. „Eine traumatische Erinnerung?", scherzte er. Sunwoos Lächeln fiel, als er die angespannten Ausdrücke auf den Gesichtern der zwei Älteren sah. Vielleicht sollte er keine Witze über sein vorheriges Leiden reißen...

„Sunwoo..." Hoseok zog die Augenbrauen zusammen. Gequält von seinen Gewissensbissen. „Sorry. Das war nicht so gemeint." Sunwoo zog leicht den Kopf ein. „Gerade du musst dich dafür nicht entschuldigen. Ich kann die Zeit nicht mehr rückgängig machen... und ich wünschte mir, dass es dich nicht weiter verfolgen würde... Aber der Schaden ist irreversibel." Hoseok straffte die Schultern. „Ich möchte, dass du weißt, das ich dich fortan auf deiner Reise als Künstler unterstützen möchte. Meine Kritik geht nicht gegen dich oder dein Talent. Es sind nur Feinheiten. Ich denke, in dir steckt vieles, was wir noch nicht kennen... und ich hoffe eines Tages kannst du dich voll bei uns entfalten."

„Hyung..." Sunwoos Augen waren leicht wässrig. Er konnte sich nicht zurückhalten und machte einen leichten Satz nach vorne, nur um seine Arme um den Älteren zu schlingen. Hoseok lachte heiter und tätschelte seinen Rücken. „Nicht so stürmisch." Sunwoo schmiegte sich ein wenig näher an ihn. Er war seinem Hyung selten so nah. Zwischen ihnen gab es noch immer diese gewisse Distanz.

„Ich würde dich ja gerne weiter knuddeln, aber wir müssen noch dein kleines Problem lösen." Hoseok stupste ihm leicht in die Seite. „Du musst lockerer werden. Schon damals, als wir dich das erste Mal sahen, wirktest du so angespannt." Hoseok legte beide Hände an seine Schultern und musterte zweifelnd sein Gesicht. „Und jetzt, wo ich darüber nachdenke... Kann es sein, dass du dich gerne selber unter Druck setzt?" War das so eine große Erkenntnis? Wann tat Sunwoo das denn nicht? Abgesehen davon machte das jeder von ihnen. Nur war er wohl der Einzige, der damit nicht zurechtkam.

„Soll dich VHope etwas auflockern, hm?" Taehyungs tiefe Stimme drang an seine Ohren. Wann war er ihm so nahegekommen? Sunwoo wich zur Seite aus. „Das kann man auch falsch verstehen", meinte Sunwoo und lächelte unsicher. Taehyung grinste nur perfide. „Was hast du vor?" Nervös quietschend wollte er weiter zurückweichen, doch kurzerhand wurden beide seine Hände gepackt. „Kitzelattacke!"

„Zwei gegen einen, das ist unfair!", protestierte Sunwoo und zappelte wild umher, um den lästigen Fingern zu entkommen. Sein hilfloses Lachen, schallte lautstark durch den Raum. „Ich nenne das doppelte Effektivität", entgegnete Taehyung kühn, ließ dabei weiter seine Hände über die Seiten des Jüngeren tanzen.

Verzweifelt versuchte er sich aus Hoseoks festem Griff zu lösen. Zu seinem Leidwesen war der Ältere viel stärker als er. „Ihr seid gemein!", quengelte er, bevor das Lachen wieder ungewollt ausbrach. Sein nächster und letzter Versuch, der Attacke zu entgehen, startete er mit einem Sprung. Da Hoseok ihn nicht losließ, konnte er den Halt nutzen, um seine Beine um Taehyungs Hüfte zu schlingen, welcher aus Reflex seine Hände auf seine Beine legte, um ihn zu stützen.

Schwer atmend, jedoch triumphierend grinsend sah er zu Taehyung. „Gewonnen", säuselte er selbstzufrieden. Taehyung hob nur seine Augenbrauen und beugte sich näher zu ihm. „Du weißt schon, dass du noch immer festsitzt, oder?" Sunwoos Wangen nahmen einen zarten Rosastich an. Immerhin konnten sie ihn nicht mehr mit Kitzeln zu Tode foltern.

„Ihr könnt mich auch endlich wieder runterlassen", jammerte er und zappelte mit den Beinen, in der Hoffnung Taehyung würde ihn freigeben. Mittlerweile konnte er zwar seine Arme wieder bewegen, aber Hoseok nutzte die Chance um ihn von hinten zu umarmen. „Das wird nicht passieren~ Wir müssen die Zeit nutzen, in der du nicht von Jimin, Jungkook oder Yoongi belagert wirst", brummte Taehyung gegen seine Schulter. Aber das war doch kein Grund ihn hier festzusetzen.

„Ihr seid unmöglich. Und zwar alle zusammen." Letztlich gab er es auf, sich zu wehren und ließ die Sandwichumarmung über sich ergehen. „Sollten wir nicht weiterüben?", fragte er nach ein paar Minuten, in der sich immer noch keiner von ihnen geregt hatte. „Hmm. Nein. Ich finde es so eigentlich ganz schön", meinte Hoseok und grinste ihn von der Seite an. Seufzend ließ er seinen Kopf nach hinten fallen. Wo blieb Rettung, wenn man sie mal gerade brauchte?

„Soll ich... später wiederkommen?" Ertappt wandten die drei Jungs die Köpfe zur Tür. Namjoon hatte noch immer seine Hand an der Klinke, machte aber Anstalten zurückzutreten. „Es ist nicht das, wonach es aussieht!", verteidigte sich Sunwoo mit hochrotem Kopf. Namjoon hob beide Augenbrauen. „Die Frage ist, wonach sollte es denn aussehen?"

„Naja. Wir haben etwas Spaß mit ihm", entgegnete Taehyung verrucht. „Yah! Du hilfst unserer Lage nicht weiter! Und jetzt lass mich runter!" Sunwoo versuchte erneut, seine Beine frei zu bekommen... aber Pustekuchen. „Joonie-hyung! Hilf mir hier raus! Die beiden wollen mich nicht loslassen."

Namjoon sagte nichts, sondern sah die zwei nur still an. Hoseok und Taehyung erwiderten sein Blick, ehe sie eilig von Sunwoo abließen. Anscheinend war ein finsterer Blick genug der Worte. Sunwoo stützte sich auf seinen Beinen ab. „Danke." Taehyung schob leicht die Unterlippe vor. „Spielverderber."

„Wolltet ihr eigentlich nicht trainieren?" Namjoon trat nun doch in den Raum. „Haben wir." Hoseok wuschelte dem Jüngsten mit einer Hand über den Kopf. „Aber der Kleine hier hat immer dasselbe Problem." Sunwoo senkte schuldbewusst den Blick. Und wieder scheiterte es an ihm. „In Stresssituationen ist ein Tanzen deutlich angespannter." Hoseok legte einen Arm um seine Schulter. „Und daran werden wir auch heute nichts mehr ändern können."

„Sunwoo. Das sollte kein Vorwurf sein. Du bist dadurch nicht schlecht, aber man kann es dir eben ansehen." Hoseok ließ von ihm ab, nur um wieder vor ihn zu treten. „Nehme dir nicht jedes Wort so zu Herzen. Ich weiß, du willst keinen Fehler machen, aber sie gehören dazu. Du lernst daraus." Seine Hand fand Platz an seiner Wange, brachte ihn dazu, wieder aufzusehen. „Und du wirst uns nicht enttäuschen, okay? Wir haben gesehen wie hart du gearbeitet hast."

Sunwoo nickte ergeben. Er wusste, dass er sich gerne in solche Dinge hineinsteigerte. Die Angst sie, die Fans oder gar sich selbst zu enttäuschen, war einfach zu groß. Er maß sich an Standards, die er mit seinen wenigen Jahren an Erfahrung noch nicht erfüllen konnte. Doch das war nicht genug, um sein Gewissen zu beruhigen.

„Dein erster Auftritt muss nicht gleich perfekt sein. Du hast noch viele Chancen mit deinen Erfahrungen zu wachsen und irgendwann nimmt auch die Nervosität ab." Namjoon winkte ihn zu sich. „Komm. Wir bringen dich mal etwas auf andere Gedanken." Ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen. „Ich brauche dich sowieso noch für ein paar Aufnahmen."

Glücklicherweise konnte sich Sunwoo noch ein bisschen frisch machen, bevor er zu Namjoon ins Tonstudio sollte. Er wollte ungerne verschwitzt vor ihm stehen. „Also dann. Ab in die Kabine mit dir. Yoongi hat mir schon ein paar Aufnahmen von dir gezeigt. Ich bin gespannt wie du dich bei mir schlägst." Namjoon zwinkerte ihm mit einem kleinen Grinsen zu.

Yoongi hatte nun schon öfter mit ihm zusammengearbeitet. Er wusste am Besten wie das gewünschte Ergebnis aus Sunwoo herausholte. Die Arbeit mit ihm konnte etwas anstrengend sein. Der Ältere war ein ziemlicher Perfektionist. Aber seine Werke sprachen für sich.

Sunwoo stellte sich hinter das Mikro und setzte sich die Kopfhörer auf. Die anfängliche Hemmung, welche er bei Yoongi verspürt hatte, war vollkommen erblasst. Er wusste, er brauchte vor Namjoon keine Angst zu haben. Namjoon würde ihn genauso anleiten wie es Yoongi immer tat.

Die ersten Rhythmen des Beats drangen an seine Ohren. Yoongi hatte mit ihm bereits an dem Track gearbeitet. Aber es war eher zum Austesten. Die anderen Sieben hatten ihre Parts bereits aufgenommen. Ihm wurde somit die meiste Zeit zum Üben eingeräumt und das zahlte sich jetzt aus.

An den passenden Stellen untermalte er mit dem sanften Ton seiner Stimme die Melodie. Er spielte mit ihr und machte sie sich zu eigen. Ein stolzes Grinsen bildete sich auf seinen Lippen. Namjoon und Yoongi hatten ganze Arbeit geleistet. Er war so froh die Möglichkeit zu haben, mit ihnen zusammenarbeiten zu können.

In seinem Kopf hörte er Yoongis Ratschläge. Er verlieh seiner Klangfarbe mehr Kraft, um so viel Ausdruck wie möglich in das Lied einfließen zu lassen. Gleichzeitig musste er darauf achten, dass er richtig mit der Musik harmonierte. Seine Stimme musste zum Rest der Gruppe passen. Sie waren eine Einheit. Auch in den Liedern.

Namjoon beobachte ihn zufrieden. Kein einziges Mal musste er ihn unterbrechen. Klar. Ein paar Fehler entdeckte er schon, aber die könnte er, wenn er es denn wollte, in der Nachbearbeitung ausbessern. Er selber bevorzugte die Lieder in ihrer Rohform. Unbearbeitet. Sie waren meistens viel schöner und emotionaler. Der Ausdruck in den einzelnen Stimmen kam deutlicher hervor. Doch er wusste, dass das Management eine andere Erwartungshaltung hatte.


„Hyuuung... Ich habe Hunger", quengelte Sunwoo und stützte sein Kinn auf Namjoons Kopf. Er stand seit geraumer Zeit hinter ihm und beobachtete ihn, wie er die Tonspuren zusammenführte und Unreinheiten ausmerzte „Ich habe doch gesagt, du sollst schon mal vorgehen", erwiderte Namjoon, sein Blick stets konzentriert auf den Bildschirm gerichtet.

„Ich will aber nicht ohne dich gehen", brummelte der Jüngere und schob leicht seine Unterlippe hervor. Sonst müsste er noch alleine nach Hause gehen. Außerdem musste er doch darauf achten, dass sich Namjoon nicht auch noch überarbeitete. „Dann musst du dich wohl oder übel noch ein wenig gedulden."

Der Ältere griff nach einer Schüssel Gummibärchen und reichte sie Sunwoo. „Warte da auf der Couch. Es dauert auch nicht mehr lange." Sunwoo zog einen kleinen Flunsch, verzog sich aber ohne Widerworte auf das Sofa.

Während er seinen Hyung in Ruhe weiterarbeiten ließ, griff er in Schüsseln und steckte sich die Süßigkeiten in den Mund. Für eine Weile hielt ihn das auch noch beschäftigt, ehe ihm wieder ziemlich langweilig wurde. Da der Ältere noch immer keine Regung zeigte, lehnte er sich mit dem Kopf an die Lehne und schloss seine Augen. Das stetige Klicken und das gelegentliche Rascheln von Papier ließ ihn langsam schläfrig werden.

Im Halbschlaf bemerkte er, wie jemand an seiner Schulter rüttelte. Murrend drehte er der Person den Rücken zu. Wenn er wirklich schlief, mutierte er gerne mal zu einem kleinen Yoongi. „Was soll ich nur mit dir anfangen?", seufzte Namjoon und zog ihn kurzerhand auf seine Arme. Dann würde er ihn wohl einfach tragen müssen. „Sei zufrieden, dass du so süß bist, wenn du schläfst. Sonst hätte ich dich einen Kopf kürzer gemacht."


Acht ist einer zu viel - Male!OC (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt