Kapitel 22: Hormongesteuert

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ursprünglich: 12.08.2019
Überarbeitung: 11.11.2023

Das war eines der schlimmsten Kapitel :) Ich hatte so gar keine Lust, das hier anzufassen. Es war auf eine seltsame Art... übersexualisiert? Und ich rede nicht einmal vom Smut, der hier ursprünglich drin war. "Es tut mir leid" - an jeden, der dieses Kapitel gelesen hat. Ich hätte euch das Erlebnis nur allzu gerne erspart.

Ursprünglich heißt auch: Es gibt kein Smut mehr in diesem Kapitel. Begründung? - Einfach so. Es hat für mich nicht mehr gepasst.
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In den letzten Tagen hatte sich eine seltsame Art an Frustration in Sunwoo aufgebaut. Das ständige Training ohne Pause tat sein Übriges. Er fühlte sich als wäre er kurz davor zu explodieren. Hier und da erwischte er sich dabei, dass er seine Hyungs ohne Grund anfuhr. Es war so ungewöhnlich für ihn. Er war eigentlich ein versöhnlicher Mensch.

Sunwoo lehnte seinen Kopf zurück an die Wand. Er saß am Rand des Trainingsraumes. Vollkommen verschwitzt und erledigt. Doch die Probe war noch lange nicht vorbei. Yoongi kam zu ihm hinüber und hielt ihm eine Wasserflasche unter die Nase. „Na, Kleiner?" Sunwoo hob nur seine Augenbrauen. „Ich bin genauso groß wie du."

„Das behauptest du." Yoongi ließ sich neben ihm auf dem Boden nieder. Mit einem Seufzen ließ er seinen Kopf in den Nacken fallen. Sunwoo spürte die Wärme in seine Wangen steigen. Yoongi gab ein nahezu sinnliches Bild von sich. Die schwarzen Haarsträhnen klebten wirr auf seiner Stirn. Seine Haut glänzte feucht. Einzelne Schweißperlen rannen seine Schläfe herab. Der Atem schwer.

Yoongi fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. Er linste aus dem Augenwinkel zu Sunwoo. „Du starrst." Ein kleines schräges Grinsen schlich sich auf seine Lippen. Kokett. Wissend. Sunwoo wandte beschämt den Kopf ab, eine Hand auf seiner Brust. Sein Herz flatterte so aufgeregt... Er schluckte.

„Kein Grund dich zu schämen", wisperte Yoongi rau nah an seinem Ohr, „Du darfst starren so viel du willst. Ich nehme es als Kompliment." Sunwoo konnte ihn nicht einmal mehr ansehen. Seine Ohren glühten. Es war nicht das erste Mal, dass er so auf ihn reagierte. Doch normalerweise versuchte er diese Empfindungen zu unterdrücken. Sie waren zu... fremdartig?

Seitdem Yoongi und er sich damals nähergekommen waren, schien er sich mehr mit sich selbst auseinanderzusetzen. Er betrachtete alte Erinnerungen aus anderen Blickwinkeln. Ihm wurde bewusst, dass er diese Seite in sich über all die Jahre unterdrückt hatte. Vielleicht sogar eher bewusst als unbewusst. Aber wovor hatte er Angst gehabt? Dachte er, er wäre alleine mit diesen Gefühlen?

Nach und nach begann er diese Seite in sich zu akzeptieren. Trotzdem fühlte es sich etwas komisch an, sich der eigenen Sexualität vollkommen bewusst zu sein. Nicht nur sein Kopf erkannte die Signale... Sondern auch sein Körper. Manchmal kam es ihm so vor, als würde das für all die Jahre unterdrückte Verlangen auf einmal in ihm aufbrodeln.

Natürlich half es auch nicht, mit einer Gruppe aus attraktiven, jungen Männern zusammenzuleben. Es war nicht so, als würde er auf jeden von ihnen reagieren. Die meisten von ihnen fand er einfach nur ansehnlich. Jeder von ihnen verkörperte seine ganz eigene Schönheit... Jedoch gab es jemanden, von dem er seine Augen kaum abwenden konnte... und das war nicht Yoongi.

Die reine, weiche Haut. Helle blonde Haare, die in leichten Locken auf seine Stirn fielen. Die Wangen rundlich und das Kinn so markant. Das dunkle Augenpaar glänzten wie die reinsten Edelsteine. Und sein Lächeln... es machte selbst den schönsten Sternen Konkurrenz. Falls ein Mensch einen Engel versinnbildlichen konnte, dann war es er. Jimin.

Aber wie könnte er ein Engel sein... mit diesen plumpen rosigen Lippen, die so verführerisch glänzten? Und die Frage wie sie wohl schmecken würden... Süßlich... Fruchtig? Wie der Apfel, der den Menschen zur Sünde verführte. War er ein Engel? War er die Schlange? Was an ihm entfachte diese Sehnsucht in seinem Herzen? Das Verlangen ihn zu berühren...

Lange Finger berührten die Innenseite seines Oberschenkels. Sunwoo zuckte merklich zusammen, als er sie spürte. Seine träumerischen Gedanken verflogen. Nur das stark klopfende Herz verriet, wo sein Kopf noch vor kurzem war. Er hatte schon wieder nicht den Blick von ihm lösen können...

Yoongi war es gewiss nicht aufgefallen, dass seine Aufmerksamkeit woanders gelegen hatte. Er selbst schien sich gar nicht so recht auf ihn zu konzentrieren. Es wirkte viel mehr so, als wäre er in seinen Gedanken verloren.

Sunwoo war sich der Berührung jedoch umso bewusster. Ein Schauer jagte durch seinen Körper. Ihm war gleichzeitig heiß und kalt. Seine Haut prickelte. Die Härchen in seinem Nacken stellten sich auf. Sein Atem stockte für eine Sekunde.

Er hätte wirklich jeden anderen Tag als diesen bevorzugt, um herauszufinden, was eine der empfindlichsten Stellen seines Körpers war. Für einen Moment kam ihn der Gedanke, dass das wahrscheinlich nicht der einzige Grund war, warum er so reagierte.

Seit ihrem damaligen Kuss... änderte sich ihr Verhältnis zueinander. Zumindest auf eine Art. Sie waren sich seitdem nicht noch einmal so nahegekommen. Aber jedes Mal, wenn sie sich ansahen, war es, als knisterte die Luft zwischen ihnen. Ihre Erinnerungen an den Tag stets präsent. Auch in all der vergangenen Zeit waren sie nicht verblasst.

Ähnlich wie bei Jimin... wollte er von seinen Lippen kosten... ein weiteres Mal in dieser kribbelnden Aufregung aufgehen. War es tatsächliche Hingezogenheit? Basierten seine Gefühle nur darauf, dass Yoongi der erste Mann war, den er küsste?

Aber wenn er nachts in seiner Umarmung lag... war da mehr in ihm. Es fühlte sich richtig an, von ihm gehalten zu werden. Doch ein Teil von ihm wünschte sich, ihm noch näher zu kommen. Ihn tatsächlich zu spüren... Listige Augen, die zu ihm hinuntersahen. Lange Finger, die seine Haut umgarnten mit zärtlichen Streicheleinheiten. Feuchte Küsse auf seinem Hals.

Doch eine Sache hielt ihn immer zurück. Hinderte ihn daran, Yoongi noch ein Stück näher zu kommen. Sie waren in einer Gruppe. Jeder von ihnen vertraute einander. In irgendeiner Weise waren sie voneinander abhängig. Würde das, was auch immer sich zwischen ihnen anbahnte, nicht dazwischenkommen? Wenn es schiefgeht, könnte es nur allzu leicht die Harmonie zwischen ihnen stören.

Das Risiko war schon jetzt so hoch. Ihr Kuss war ein gemeinsames Geheimnis. Sunwoo wollte es nicht verheimlichen, aber er war genauso wenig bereit dazu, es mit seinen restlichen Hyungs zu teilen. Diesbezüglich war er selbstsüchtig. Nicht nur, weil er noch nicht bereit war, sich tatsächlich selbst zu offenbaren, sondern weil er ihre Nähe für sich behalten wollte. Unberührt, nicht verurteilt. Einfach frei.

Sunwoo schnaufte angestrengt durch die Nase. Er sah nur diese mit Venen übersäten Hand auf seinen Oberschenkel. Sein Kopf malte ihm ein Bild von Yoongis Händen auf seinen Hüften. Seine Wangen brannten vor Scham. Nein... oh nein.

Er fing Yoongis Hand zwischen seinen eigenen ein und presste eilig die Oberschenkel zusammen. Krampfhaft starrte er vor sich auf den Boden. Wie sollte er dieser Situation entkommen? „Sunwoo?" Yoongi musterte ihn verwundert von der Seite, irritiert von seiner plötzlichen Panik.

Der Ältere hatte keine Chance ein weiteres Wort hervorzubringen. „Kommt ihr zwei. Wir machen weiter. Ich will heute noch irgendwann fertig werden." Hoseok stand vor ihnen und sah auffordernd zu den beiden herab. Sunwoo traute sich nicht den Kopf zu heben. Wie sollte er seine missliche Lage erklären, ohne sich vollkommen zu blamieren?

Yoongis Blick haftete an seiner Seite, durchlöcherte ihn mit stillen Fragen. Nervös verstärkte er den Griff um seine Hand. Seine eigenen Hände fühlten sich furchtbar schwitzig an. „Du bist kreideweiß im Gesicht." Yoongi beugte sich ein Stück näher zu ihm. „Denkst du mir ist nicht aufgefallen, dass du die letzten Tage kaum etwas gegessen hast? Der Saft von heute Morgen versorgt dich natürlich nicht für den ganzen Tag."

Hä... Aber er hatte doch... Oh... Oh! Suchte Yoongi eine Ausrede für ihn? „Dass dein Kreislauf absolut am Boden ist, braucht dich dann nicht zu wundern." An sich war es nicht unbedingt eine Lüge. Ihm fiel es schwer nach dem harten Training noch etwas runterzubekommen. Eigentlich ging er gleich zu Bett, wenn sie nach Hause kamen. Doch an diesem Morgen hatte sich sein Magen wieder gemeldet. Es kam ihm so vor, als hätte er ihren halben Kühlschrank aufgegessen.

Yoongi legte eine Hand auf seine Stirn. Er stieß vielleicht ein etwas zu theatralisches Seufzen aus. „Immer muss man sich um dich kümmern." Sunwoo zog eine Schnute. Sein Hyung musste es ja nicht gleich übertreiben.

„Ich versorge unseren Maknae. Einer muss sich ja um ihn sorgen, wenn er es selber nicht tut." Yoongi erhob sich mit einem Ächzen vom Boden und reichte ihrem jüngsten Mitglied die Hand. Ein kleines Grinsen lag auf seinen Lippen, als er Sunwoos eingeschnappten Ausdruck bemerkte. Natürlich konnte es keiner sehen, da er ihnen den Rücken zugedreht hatte.

(Behind the scenes:
Der Raum war gefüllt mit einheitlichem Schweigen, als die Tür ins Schloss fiel. Sie sahen sich alle für einem Moment einfach nur gegenseitig an. Jin hatte zweifelnd seine Augenbrauen gehoben, Hoseok stand mit verschränkten Armen da. „Die haben einfach nur eine Ausrede gesucht, um der Probe zu entkommen, oder?", fragte Jungkook unbeirrt. „Scheint so", stimmte ihm Taehyung zu. Ein Seufzen. „Also schön. Dann machen wir ohne sie weiter." Hoseok schnalzte genervt mit der Zunge. „Aber Hyung... Das ist unfair. Können wir nicht-" Taehyung hatte keine Chance, seinen Satz zu beenden, da warf ihm Hoseok schon ein „Nein!" entgegen. „Die beiden verdonnere ich morgen alleine zu einer Extraprobe.")

Yoongis PoV:
Yoongi tippte auf dem Keyboard herum, als sich die Tür zum Tonstudio öffnete. „Na? Hat das Wasser dich etwas abgekühlt?" Grinsend lehnte er sich in dem Drehstuhl zurück. Seine eigenen Haare waren noch feucht vom Duschen. „Was denkst du denn?", erwiderte Sunwoo und warf ihm im Vorbeigehen einen bösen Seitenblick zu.

Mit einem frustrierten Seufzen ließ sich der Jüngere auf der Couch nieder. „Sehr effektiv also", scherzte Yoongi. Er stand von seinem Platz auf und lief zu ihm hinüber. „Du bist zu süß." Schmunzelnd griff er nach dem Handtuch auf seinen Schultern und rubbelte die tropfnassen Haare trocken. „Man muss sich wohl wirklich um dich kümmern, hm?"

Yoongi ließ das Handtuch auf Sunwoos Kopf ruhen, als er seine Hände an die weichen Wangen legte und sein Gesicht zu ihm nach oben neigte. „Mein Baby~", säuselte er mit einer niedlichen Stimme und drückte einen Schmatzer auf seine Lippen.

Perplex blinzelnd sah der Jüngere zu ihm auf. „Yah!" Seine Wangen waren wieder knallrot, hatte er einfach nicht mit dieser Geste gerechnet. „Hör auf mich zu ärgern!" Yoongi sah grinsend zu ihm hinab. „Nein", erwiderte er frech und drückte ihm dieses Mal einen Schmatzer auf die Nasenspitze.

Sunwoo rümpfte die Nase und plusterte die Wangen auf. „Mach es wenigstens richtig!", grummelte er. Yoongis Augenbrauen schossen in die Höhe. Aus seinem Grinsen wurde ein laszives Lächeln. „Aha. Daher weht der Wind." Er ließ seine Fingerspitzen zu seinem Kinn hinabgleiten. „Hast du mich vermisst?" Yoongi lehnte sich näher zu ihm. „Hm?"

Sein Mundwinkel zuckte nach oben. Der Jüngere sah ihn mit so großen Augen an. Erwartungsvoll. Für einen Moment ließ er seine Lippen nur über Sunwoos schweben. Spielend. Ein Test seiner Geduld. Er konnte den zitternden Atem auf seiner Haut spüren.

„Hyung." Die sanfte Stimme in seinen Ohren... und auch er konnte sich nicht mehr halten. Wollte nicht. Frustration steckte in ihm. Wann war er das letzte Mal jemandem so nahe? Er wusste es nicht. Nur die Erinnerung an ihren letzten Kuss brannte noch in seinen Gedanken.

Er presste seine Lippen gegen Sunwoos. Vielleicht hätte er sanfter sein sollen. Zärtlich. Sunwoo war unerfahrener... Er verdiente eine leitende Hand. Geduldig. Der Jüngere sollte sich an das Herantasten können mit dem er sich wohlfühlte... Doch er konnte sich nicht zurückhalten.

Es war komisch... zu verlangen. Zu lange hatte die Sehnsucht nach einem anderen seinen Verstand geplagt... und jetzt? Nach all der Zeit konnte er einen anderen berühren, jemand anderen sehen als ihn...

„Öffne deine Lippen für mich", hauchte Yoongi in den Kuss. Zufrieden betrachtete er aus gesenkten Lidern die glänzenden Lippen des Jüngeren, seine rosafarbenen Wangen und die zusammengekniffenen Augen. Die Aufregung stand ihm ins Gesicht geschrieben.

Er beugte sich wieder zu ihm hinunter. Seine Hand stützte er auf der Lehne hinter Sunwoo ab. Ein Knie drückte er in die Polsterung. Sunwoo zwischen seinen Armen. Kein Entkommen mehr. Seine Zunge verschwand in dem feuchten Mundraum. In der gleichen Sekunde jagte ein Schauer durch seinen Körper. Selbst sein Körper vermisste diese Nähe.

Er krallte die Fingernägel in die Ledergarnitur. Es war zu einfach... jemanden zu begehren. Aber war es richtig? Ihn zu küssen? Ihn zu halten? Wenn sein Kopf die meisten Tage bei jemand anders waren?

Er atmete geräuschvoll aus der Nase aus und lehnte sich tiefer in den Kuss. Sunwoo hatte beide Hände in sein Oberteil gekrallt, suchte nach Halt bei ihm. Es schien, als sei er von all den neuartigen Gefühlen überwältigt. Für ihn war alles noch fremd und mit Yoongi wagte er die ersten Schritte. Richtig? Vielleicht nicht. Aber es fühlte sich verdammt gut an.

Das angenehme Kribbeln in seinem Bauch breitete sich auf seinen ganzen Körper aus. Seine zweite Hand fand ihren Platz an Sunwoos Nacken, damit er ihn noch näher an sich ziehen konnte. Verlangend umspielte seine Zunge die des Jüngeren, welcher den Kuss noch ein wenig schüchtern und zurückhaltend erwiderte.

Yoongi drückte Sunwoo zurück auf die Couch auf seinen Rücken. Für keine Sekunde trennte er sich von seinen Lippen. Er wollte keinesfalls diese süßliche Berührung missen. Er ließ seine Hand wandern. Über seinen Arm... seine Brust... und unter sein Oberteil. Sunwoos Atem stockte. „Yoongi..."

Sein Kopf fiel in den Nacken, als Yoongis Lippen seinen empfindlichen Hals mit feuchten Küssen verwöhnten. Yoongi war kein guter Einfluss... Gewiss nicht. Er verführte ihn zu Dingen von denen er nicht wusste, dass er sie ersehnt hatte.

Heiße Erregung breitete sich in ihm aus. Er wollte ihn... Sunwoo. Aber er sollte nichts überstürzen. Unter seinen Fingerspitzen spürte er wie sich auf Sunwoos Körper eine Gänsehaut ausbreitete. Hmm. Yoongi schmunzelte amüsiert. „Soll ich dich wärmen?", wisperte er rau, nahe seines Ohres. Verspielt ließ er seine Zungenspitze über die Muschel gleiten.

Sunwoo bäumte sich gegen ihn auf. Yoongi saugte die empfindliche Haut knapp unter seinem Ohr zwischen seine Zähne, darauf bedacht keine Marke zu hinterlassen... doch genug um eine Reaktion hervorzulocken. Ein süßliches Wimmern.

Gemächlich zog er seine Hand unter dem Oberteil hervor und ließ sie stattdessen nach unten gleiten. Geschickt öffnete er den Knopf der Jeans und zog den Reisverschluss runter. Mit den Fingerspitzen fuhr er unter den Bund seiner Unterhose. „Willst du das wirklich?"

Sunwoo öffnete blinzelnd die Augen. Ein Funken Unsicherheit glänzte in ihnen. „Ich weiß nicht... Ich bin nervös." Auf Yoongis Lippen bildete sich ein liebevolles Lächeln. „Ich mache nichts, was du nicht willst." Er lehnte seine Stirn gegen Sunwoos. „Wir können hier aufhören. Das ist vollkommen okay."

Sunwoo PoV:
Er nibbelte verunsichert an seiner Unterlippe. Wollte er mehr? Konnte er das schon? Ein überraschtes Quieken entkam ihm, als Yoongi ihn plötzlich erneut die Lippen aufdrückte. Dieses Mal weniger gierig... eher sanft und gefühlvoll. „Lass deine arme Lippe in Frieden, ja?", flüsterte Yoongi, ehe er seinen Mundwinkel küsste. Sunwoo lächelte ein wenig. Sein Hyung war so lieb.

„Yoongi..." Er schlang seine Beine fest um die Hüfte des Älteren. „Können wir vielleicht nur..." Ohne seinen Satz zu vollenden, drückte er ihm sein Becken entgegen. Yoongi schien ihn auch so zu verstehen. Ein Nicken. „Wie du willst, Engel."

Ihre Lippen fanden sich erneut. Leidenschaftlich. Ihm war so elendig warm. Die Hitze, die in seinem Körper loderte, entfacht durch diese neue Art von Erregung, nahm ihn die Möglichkeit, noch einen weiteren klaren Gedanken zu fassen. Er wollte sich fallen lassen... ihm vertrauen.

„Yoongi-hyung", entkam seinen Lippen ein leichtes Keuchen. Seine Finger krallten sich in Yoongis Schultern, die noch immer von einer Stoffschicht bedeckt waren. Er begegnete der rollenden Bewegung seiner Hüfte mit der gleichen Intensität, wollte sich von dem unangenehmen Druck in seiner Lendengegend befreien.

Ihr heißer Atem vermischte sich. Sie waren ihrer eigenen Lust ergeben. Lange Finger bohrten sich in seine Taille. Besitzergreifend. Sunwoo sah durch einen Schleier zu Yoongi auf. Ihm blickten die dunklen Augen entgegen. Voller Feuer, voller Verlangen. Fühlte es sich so an? Einen Mann zu begehren?

Das Klopfen war kaum hörbar. Trotzdem stockten beide. Erneut das Klopfen. Eine Stimme dumpf, unverständlich. Keiner von ihnen rührte sich. Vielleicht konnten sie so tun, als wären sie nicht da.... Aber die Tür war nicht abgesperrt. Die Person könnte jederzeit hereinkommen... und das tat sie auch.

Die beiden flogen regelrecht auseinander. Es war nicht so, als hätten sie ein schlechtes Gewissen. Sie schämten sich ihrer Nähe nicht. Doch sie wussten nicht, wer ihnen gegenüberstehen würde.

Seokjin stand in der geöffneten Tür. Schweigend. Sein Blick könnte Bände sprechen. Er sah jeden von ihnen still an. Vorwurfsvoll auf eine Art. Sie gaben ein auffälliges Bild von sich. Verrutschte Kleidung. Rote, geschwollene Lippen... Man musste kein Genie sein.
Seine Augen wanderten wieder zum Jüngeren und an ihm hinab. Mit einem kleinen Nicken nach unten machte er Sunwoo auf seine noch immer geöffnete Hose aufmerksam.

Sunwoos Gesicht wurde von einer Sekunde auf die andere feuerrot. Hastig versuchte er sich wieder angemessen zu präsentieren. Doch in all der Hektik verhakte sich der Reisverschluss. Seine Ohren brannten vor Scham. Wie könnte er seinem Hyung jemals wieder unter die Augen treten, nachdem er sie erwischt hatte.

Auch Yoongi ließ sich das Unwohlsein deutlich anmerken, denn er machte sich deutlich kleiner auf dem Platz auf der Couch. „Wir würden uns auf den Heimweg machen", sagte er nur, ehe er sich abwandte und aus der Tür stolzierte. Suwnwoo schluckte schwer. Er wagte es in Yoongis Richtung zu linsen. „Ist er sauer?" Er wollte nicht schon wieder Unannehmlichkeiten bereiten. „Hey... mach dir keinen Kopf." Yoongi mühte sich ein kleines Lächeln ab, als er nach seiner Hand griff und diese aufmunternd drückte. „Ich trage hier die Verantwortung."

Sunwoo zog leicht die Augenbrauen zusammen. „Aber Hyung... Zum Küssen gehören immer zwei." Yoongi half ihn vom Sofa auf. „Das stimmt natürlich... aber du bist jetzt unser Maknae... und noch etwas jünger als ich. Ich vermute, er denkt, dass ich dich... ausnutze." Sunwoos Augen weiteten sich. „Aber das stimmt doch gar nicht, Hyung! Ich wollte doch...", protestierte er leise. Das war sicher nicht sein Ziel. Würde etwas so harmloses, sie in das nächste große Schlamassel stürzen? „Ich weiß... Er aber nicht."

Als sie aus dem Raum traten, wurden sie erneut von Seokjin begrüßt, der mit verschränkten Armen an der Wand lehnte. „Um eines klarzustellen... Ihr dürft machen, was ihr wollt. Ihr seid beide erwachsen. Aber bitte seid vorsichtig." Er stieß sich von der Wand ab und warf Yoongi einen mahnenden Blick zu. „Gib vernünftig auf ihn Acht. Ich will am Ende keinen trösten müssen, wenn irgendwelche Gefühle verletzt werden." Die beiden sahen sich für einen Moment still an. Führten ein stummes Gespräch, was Sunwoo nicht verstand.

Jin legte den strengen Ausdruck ab. „Achtet bitte auch darauf, dass es vielleicht nicht an die Öffentlichkeit gelangt. Ich weiß nicht, ob die Reaktionen positiv ausfallen würden... Vor allem hier in Korea. Selbst mit unserer Reichweite und Einfluss... würde das einen Sturm geben, den selbst wir nur schwer bändigen könnten."

Sunwoo lächelte ihn an. Dankbar für seine Sorge. Er wollte nur das Beste für sie. Auch wenn er es nicht ansprach, wusste er, dass noch eine weitere verschwiegene Mahnung mitschwang. Würde das zwischen Yoongi und ihm... in irgendeiner Weise nach hinten losgehen, wäre die ganze Gruppe mit drin. Sie alle würden nach unten gezogen werden. Und diesem Aspekt... würden sie zu wenig Achtung geben. Gefangen in der Neugierde, war es unklar, ob Sunwoo sein Herz tatsächlich schützen könnte. Vor dem, was ihm noch bevorsteht.

Acht ist einer zu viel - Male!OC (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt