Kapitel 29: Rückzug (Little Lime Scene)

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„Bis dann, Kookie-hyungie~", nuschelte Sunwoo gegen die Schulter des Größeren, „Hab viel Spaß bei deiner Familie." Er genoss diese Bärenumarmungen – so hatte er sie getauft – von Jungkook, denn er fühlte sich immer sicher darin. Langsam ließen sie sich einander wieder los und schenkten dem jeweils anderen ein warmes Lächeln. „Bau ja keinen Unfug", meinte der Ältere, bevor er ihm noch einmal zum Abschied durch die Haare wuschelte. An Taehyungs Seite verließ er schließlich die Wohnung. Von Seokjin bekam er noch einmal einen Kuss auf die Stirn gedrückt und Namjoon streichelte ihm kurz über die Wange. Hoseok war sowieso einer für sich. Dieser hatte ihn einfach hochgehoben, um sich einmal mit ihm um die eigene Achse zu drehen. Dabei klang sein typisches fröhliches Lachen aus seinem Mund. Mit Jimin hatte er gestern ausreichlich geknuddelt, ehe dieser abgereist war. Letztlich blieb nur noch Yoongi übrig, welcher teilnahmslos auf der Couch saß. „Da kennt man sich jahrelang und trotzdem bekommt der Maknae eine Sonderbehandlung." So enthusiastisch wie Sunwoo wurde er nämlich nicht verabschiedet. „Ich bin eben etwas ganz Besonderes", meinte der Jüngere breit grinsend und setzte sich zu ihm auf die Couch. Keine zwei Sekunden später knuddelte er sich auch schon an ihn. „Willst du irgendwas Bestimmtes machen?", murmelte Yoongi in sein weiches Haar. „Vielleicht... könnten wir einen Film zusammen gucken." Gesagt. Getan. Aneinander gekuschelt lagen sie unter der Decke. Irgendeine koreanische Serie lief auf dem Fernseher. Eigentlich brauchten sie nur etwas, das im Hintergrund vor sich hindudelte, während sie ihre Köperwärme teilten.

„Aaah~" Wieder verschwand ein süßes, lecker karamellisiertes Popcorn in seinen Mund. Genüsslich kaute er auf der gutschmeckenden weißen Wolke herum und kostete aus wie sich der Geschmack auf seiner Zunge verteilte. Es ging doch nichts über Filme mit Popcorn und Knuddeln. „Du hast schon fast die Hälfte der Schüssel aufgegessen", stellte Yoongi amüsiert fest und musterte den restlichen Inhalt. Sunwoo zog eine kleine Schnute. „Wenn du mich die ganze Zeit fütterst..." Der Ältere setzte einen kleinen Kuss auf seine Lippen. „Schon gut. Du kannst auch so viel essen wie du willst." Die nächsten paar Stunden verbrachten sie weiter so unproduktiv. Sunwoo futterte den Rest der Maisflocken und Yoongi döste hinter ihm. Endlich hatten sie mal Zeit sich ein wenig auszuspannen. Die ständigen Termine, Proben und Aufnahmen konnten einem ziemlich zusetzen. Also konnten sie wenigstens dieses freie verlängerte Wochenende für sich selbst genießen. Ohne jegliche Verpflichtungen natürlich. Tatsächlich schafften sie es auch in der ruhigen Stimmung vollkommen einzuschlafen. Nach einer Weile ging der Fernsehbildschirm selbstständig aus und tauchte den Raum in vollkommene Stille. Langsam legte auch die Nacht ihren dunklen Mantel über die Stadt. Da Yoongi sich bereits seit nachmittags ausruhte, wachte er frühzeitig wieder auf. Gähnend rieb er sich den Schlaf aus den Augen. Sein Blick glitt zur Digitaluhr des Fernsehrekorders. Drei Uhr morgens. Er sah zu Sunwoo hinab, der seelenruhig auf seiner Brust schlief. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen strich er eine der braunen Locken von seiner Stirn. Schlafend war er noch immer am allerniedlichsten.

Irgendwie hatte es Yoongi geschafft, sich und Sunwoo ins Schlafzimmer zu manövrieren. Leider wurde durch die Bewegungen auch sein kleiner Maknae wach. „Hey", brummte Sunwoo verschlafen, während er blinzelnd die Augen öffnete, „Wie spät ist es?" Mit ihm auf dem Arm ließ er sich zurück auf die Matratze sinken. „Noch sehr früh am Morgen", flüsterte er, „Du kannst ruhig noch weiter schlafen." Der Jüngere nickte leicht und kuschelte sich zurück an seine Brust. Dabei versuchte Yoongi die Decke über sich und ihm auszubreiten. Auch er könnte noch ein wenig Schlaf vertragen. In der letzten Woche musste er so viel an neuen Songs arbeiten, dass er kaum Zeit dafür gefunden hatte. Schon bald hörte er wieder Sunwoos ruhigen Atem. Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen hielt er ihn fest an sich gedrückt. Durch ihn fühlte er sich ruhiger und irgendwie auch geliebt. Er griff mit einer Hand in das weiche Haar und drückte den Kopf schützend an seine Brust. Es war noch immer unklar, was genau das zwischen ihnen war. Sie waren mehr als Freunde und doch in keiner Beziehung. Vielleicht ja Freundschaft+? Ein Seufzen entkam seinen Lippen. Er konnte es nicht leugnen, dass er mehr tiefgehende Gefühle für den Kleinen empfand, doch ihnen stand noch immer etwas im Weg. Sein Herz wollte nach all der Zeit nicht von Hoseok ablassen. Über die Jahre hatte sich sein Verlangen nach ihm geprägt. Hoseok sah nicht nur gut aus, er war auch wortwörtlich ein Engel. Sein süßes Lächeln, welches sich so auf den herzförmigen Lippen ausbreitete. Sein heiteres Lachen, das selbst ihn ansteckte und auch sein Optimismus. Er liebte sein kantiges Gesicht, den muskulösen Körper und die gefühlvolle, warme Stimme. Hoseok hatte so ein unglaubliches Talent im Tanzen und konnte obendrein genauso gut rappen. Alles an ihm erschien Yoongi so perfekt. So gemein es auch klang. Sunwoo war da nur ein schwacher Trost. Er versuchte sie nicht zu vergleichen und doch passierte es ihm. Irgendwie war Sunwoo noch so schrecklich unerfahren, musste oft aufgebaut werden und man musste ihm den Weg genau weisen. Hoseok machte dagegen vieles selbstständig. Wahrscheinlich fühlte er sich deswegen auch eher hingezogen zu ihm. Er befand sich in der Nähe seines Alters, während Sunwoo so viel jünger war als er. Tatsächlich fand er es ziemlich unangenehm. Manchmal bereute er es, Sunwoo die Chance genommen zu haben, den Richtigen zu finden und mit ihm alle diese Erfahrungen, die sie bisher erlebt hatten, zu teilen.

Acht ist einer zu viel - Male!OC (wird überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt