9. Kapitel

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"Lily, da steht Boarding auf dem Bildschirm."

Ich öffnete meine Augen und es wurde hell. Zu hell. Ich nahm meinen Rucksack und hielt in mir vors Gesicht. Ganz langsam ließ ich ihn dann wieder runter, um mich ans Licht zu gewöhnen. Meine Begleiter beobachteten mich dabei die ganze Zeit und ich schaute sie fragend an. Während des schlafens hatte ich mich offenbar hingelegt, weshalb ich mich aufsetzte und auf den Bildschirm schaute. "Holt eure Reisepässe und das Ticket, dass ihr beim Check-in bekommen habt raus und stellt euch da vorne an. Ich komme dann gleich." Sie stellten sich an die mittlerweile total lange Schlange an und ich nahm mein Zeug.

Ich nahm meine Sachen und ging ganz langsam zu den anderen. Auf dem Weg dorthin, sah ich drei Babys und einen Hund, die ebenfalls in der Schlange waren. Na toll! Das wird ein toller Flug.

Gemeinsam warteten wir und gingen anschließend an der Dame vorbei und liefen direkt ins Flugzeug. Wir hatten Glück, dass unser Flugzeug direkt vorne steht, sodass wir nicht mit dem Bus fahren müssen. Wir konnten also direkt durchlaufen und in das Flugzeug steigen. Die Flugbegleiterinnen am Anfang begrüßten uns lächelnd, doch Lysander, Roxy und Lorcan liefen nur aufgeregt zu ihren Plätzen und bekamen gar nicht mit, dass es kostenlose Schokolade gab. Die Flugbegleiterinnen erlaubten mir also ihnen Schokolade mitzubringen, sie wussten nur nicht, dass die Schokolade niemals bei ihren rechtmäßigen Besitzern ankommen würde.

Unsere Plätze lagen so ziemlich in der mitte und ich sah schon wie meine Freunde versuchte, ihr Handgepäck zu verstauen. Ich setzte mich schnell an den Platz am Fenster und mein Gepäck fand unter dem Sitz vor mir Platz. Roxy ließ sich neben mir nieder und vor uns saßen Lorcan und Lys. Sie warteten aufgeregt darauf, dass es losgeht und kommentierten alles was sie sahen. So wurden die wurden die Handgepäckaufbewahrungen mit Krokodilen verglichen und die Anschnaller waren im Flugzeug angeblich so ähnlich wie Flubberwürmer. Nach diesem Kommentar habe ich den ganzen Gurt nach Ruby abgesucht, jedoch vergeblich.

Gerade als ich mir die vier Schokoladen nehmen wollte, begann die Sicherheitseinweisung und mir fiel etwas ein, was wohl am allerwichtigsten war. Ich sagte Roxy meine eigene Sicherheitsanweisung und beugte mich dann nach vorne um es auch den Zwillingen mitzuteilen. "Keine Magie! Lasst die Zauberstäbe im Rucksack!" Verwirrt drehte sich Lysander zu mir und fragte mich flüsternd: "Wieso?"
Roxy musste lachen. "Weil Magie mit Muggeltechnik nicht gut kombinierbar ist. Da machen wir gleich am Anfang Bekanntschaft mit dem Boden du Vollhorst!" Der Mann neben Roxy schaute verwirrt zwischen uns beiden her und ich versuchte es zu ignorieren. Nun drehte sich auch Lorcan um. "Falls wir abstürzen sollten, dürfen wir dann zaubern?" Noch immer wurden wir von dem Mann beobachtet "Ja aber bitte nur gutes." Roxys Nachbar beglotzte uns komplett verwirrt, sodass ich mich zu ihm drehte. "Ist irgendwas?" Er schüttelte mit dem Kopf und nahm sich seine Zeitschrift.

Die Sicherheitsanweisung war fertig und wir schnallten uns an. Das Flugzeug rollte langsam zur Flugbahn. Ich schaute aus dem Fenster und hörte währenddessen Musik. Wir stoppten und fuhren dann ganz schnell los. Keine Minute später waren wir in der Luft. Ich erinnerte alle nochmal daran, dass sie keine Magie verwenden dürfen bevor ich meine Schokolade aß und anschließend einschlief.

•••

Ich erwachte langsam aus meinem Schlaf und blickte in Roxys Gesicht. Ich nahm die Kopfhörer aus meinem Ohr und schaute sie fragend an. "Du musst dich anschnallen, wir landen gleich" Überrascht nahm ich mein Handy und schaute auf die Uhr. Ich habe tatsächlich durchgeschlafen. Eigentlich dachte ich, würde es lauter werden wegen den Babys und dem Hund, jedoch hatte ich echt einen wunderschönen Schlaf und für ein Flugzeug war es sehr gemütlich. Ich steckte meine Kopfhörer in meinen Rucksack und ließ mein Handy auch hinein fallen. Den Rest des Fluges unterhielt ich mich mit Roxy und ab und zu mit Lorcan. Lysander schwieg und schlief und wachte erst auf, als wir gelandet waren.

Zusammen liefen wir durch die Passkontrolle und zum Gepäckband. Der Flughafen war ziemlich schön und wad nich toller war waren die ganzen Wörter und Sätze auf Spanisch. Ich übernahm für uns alle überall das reden und kaufte mir extra noch ein Getränk, um reden zu können.
Am Gepäckband angekommen setzten wir uns auf eine Bank und warteten. Das Band setzte sich noch immer nicht in Bewegung und ich schlief fast ein. Lorcan tippte mich an. "Komm mit!" Er zog mich an der Hand zur Ausgabe und stellte sich mit dem Rücken davor. "Accio Koffer!" Plötzlich hatte er seinen Koffer in der Hand und machte Platz für mich. Ich tat es ihm gleich und gemeinsam gingen wir zurück zu unserem Couple, dass uns nur neidisch anschaute. "Wir haben gerade etwas mitgeteilt bekommen" sagte Lorcan "es wurden nur unsere Koffer mitgebracht, alle anderen Koffer wurden leider in London vergessen." Roxys Miene wechselte schlagartig von glücklich zu Ich-bringe-jeden-hier-um, sodass ich lachen musste. Lysander lachte kurz auf und erntete direkt einen Todesblick. "Glaubst du das wirklich" Roxy blickte ihn verwirrt an, bevor sie verstand und beschämt zu Boden guckte. Lysander lachte nich lauter und auch Lorcan stimmte mit ein. Lys küsste sie auf die Wange und tröstete sie und für einen Moment stellte ich mir Scorpius und mich in derselben Situation vor. Ich sagte den anderen schnell, dass ich ihre Koffer holen gehe, denn das Band fing endlich an sich zu bewegen.

Mit schnellen Schritten lief ich zur Ausgabe und wartete auf ihr Koffer. Das Bild von Scorpius und mir ging mir nicht mehr auf den Kopf, weshalb uch mich kurz schlug.
"Alles ok?" Ich schaute erschrocken zu meiner linken Seite, wo ein Junge ungefähr in meinem Alter stand.
"Ja? Was soll denn nicht ok sein?" fragte ich ihn genervt, da ich gerade nicht soviel Lust hatte zu reden.
"Nun ja, normalerweise schlagen sich Menschen nicht selber."
Ich schaute ihn skeptisch an.
"Lust auf einen Kaffee?"
Ich blickte ihn noch skeptischer an, wenn das überhaupt ging und er verstand schnell.
"Keine Angst. Ich bin schwul."
Sofort wechselte mein Blick und ich musste lächeln. "Starbucks?" Er wurde mir immer sympathischer und ich nickte.

Auf dem Weg zu meinem Kaffee sagte ich den anderen, dass sie was essen sollen und sie nickten einfach nur. Sie fragten noch nicht mal wo ich hinwollte!! Tolle Freunde!

Wir liefen durch den Eingang und jeder von uns bestellte sich etwas, wobei ich mich dann doch für eine heiße Schokolade entschied. Wir setzten uns an einen Tisch und schlürften unsere Getränke.

"Also was war das gerade eben?" Ich blickte Nico, er hat mir seinen Namen verraten, an und trank einen Schluck meiner Schokolade. "Bei mir ist gerade ziemlich viel los." Er nickte. "Was denn?" Ich blickte ihn skeptisch an. "Wie alt bist du?" "25." "Vergeben?" Er nickte und ich erzählte ihm mein Problem. "Also ich war in der Schule mit einem Jungen zusammen und es gab damals sehr viel drama. Wir hatten eine sehr lange Zeit keinen Kontakt und haben uns dann wieder gesehen. Dann habe ich gesagt, wir überstürzen es gerade und wir waren dann Freunde. Und dann waren wir auf einer Party. Mit Alkohol. Und du solltest wissen, er sieht echt verdammt gut aus. Auf jedenfall bin ich jetzt schwanger von ihm und stehe auf ihn und er hat eine Freundin und denkt, das Kind wäre von jemand anderem." Ich trank noch einen Schluck meines Getränks und schaute dann in das geschockte Gesicht meines Gegenübers. "Okey, ich habe es mir nicht so vorgestellt." Er lächelte mich aufmunternd an. "Ich weiß, ziemlich kompliziert. Aber die Sache ist die, ich weiß einfach nicht, was ich machen soll! Ich meine soll ich es ihm erzählen oder soll ich wei-" "Erzähl es ihm!" "Sicher?" "Ja." Ich seufzte. "Aber er hat doch eine Freundin und ich hab ihn angelogen." Er trank einen Schluck seines Kaffees und blickte mir dann in die Augen. "Du musst es ja nicht sofort machen. Aber du musst es ihm irgendwann sagen." Ich nickte verstehend und trank mein Getränk leer. Mein Handy klingelte. "Du kannst gehen, ich muss jetzt auch zu meinem Freund. Aber gib mir deine Nummer, sodass wir mal öfters ein bisschen reden können." Ich nickte und schrieb ihm meine Nummer auf einen Zettel. Anschließend stand ich auf, winkte ihm zum Abschied und ging dann zum Ausgang des Flughafens.
•••

Roxy, Lys und Lorcan hatten meinen Koffer mitgenommen und stiegen mit ihm aus dem Taxi. Wir schauten unser Hotel hinauf und gingen hinein. Es war wunderschön und modern und ich fühlte mich direkt wohl. Ich checkte ein und bekam unsere Schlüssel. Roxy und Ich teilten uns ein Zimmer und Lorc und Lys nahmen das andere. Sie wussten nicht, dass Roxy für uns ein größeres Zimmer gebucht hat und als wir eintraten sprangen wir uns in die Arme. Wir gingen zum Fenster und schauten auf das Meer hinaus.

"Ich kann es gar nicht glauben, Roxy. Aber wir sind in Barcelona!"

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1480 Wörter
Was wohl alles passieren wird, jetzt wo sie in Barcelona sind. Oder sollte ich besser sagen, wer?

felsenkekse | next generationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt