{Hope}
Ich lasse mich auf mein Himmelbett fallen und breite meine Arme und Beine aus. Das Essen ist mal wieder die Hölle gewesen, wie ich es vermutet habe. Michael hat sich aufgeführt, wie der größte Macho und meine Mutter war so naiv und lässt sich von ihm beeindrucken. Einfach nur nervtötend. Langsam rapple ich mich wieder auf und fahre mir durch die Haare. Seufzend setze ich mich an meinen Schminktisch und mache mein abendliches Ritual. »Du bist hübsch. Jeder mag dich. Du hast ein tolles Leben«, sage ich zu mir selber. Das scheint komisch für euch zu klingen, aber es hilft mir mein Selbstbewusstsein aufrecht zu erhalten. Wortlos schaue ich mich weiter an. Dieses Mädchen, was ich in dem Spiegelbild sehe, ist glücklich. Auch wenn es so viel Mist erlebt hat. Die Vergangenheit stärkt mich und macht mich zu dem Menschen, der ich bin.
Auf einmal öffnet sich meine Zimmertür und meine Mutter kommt ins Zimmer gelaufen. »Na, machst du wieder dein abendliches Ritual?« Sie lacht und stellt sich neben mich. Sie fährt mit ihren Händen durch meine wallende blonde Mähne und lächelt mich an. »Ja. Mum, mach dich nicht darüber lustig. Es hilft eben«,sage ich genervt und schaue sie an. Ich sehe meiner Mutter ziemlich ähnlich. Die hellen Haare und die Haarstruktur habe ich von ihr, genauso wie die Nase und der Mund. Allerdings habe ich bedauerlicherweise meine Augen von meinem Vater geerbt. Auf eine gewisse Weise würde ich gerne wissen, wie er jetzt aussieht. Ob er immer noch dieses zweideutige Grinsen trägt, wenn er Märchen erzählt. Ob seine grünen Augen immer noch aufleuchten, wenn er Musik hört. Ob er mich immer noch anschauen würde, als wäre ich das Beste, das ihm je passiert ist. Auf all diese Fragen habe ich keine Antwort. Und auch wenn ich weiß, dass er ein Heuchler ist und alles vermutlich nur vorgespielt ist, kann ich nicht dem Drang widerstehen ihn noch einmal zu sehen. Aber was wenn er all die schönen Momente vergessen hat und es nicht mehr dasselbe ist, wenn wir uns sehen?
»Du denkst daran, oder?«,ertappt mich meine Mutter, legt mir eine Hand auf die Schulter und schaut mich mitleidig an. Ich nicke nur und schaue weg. Sie dreht meinen Kopf wieder zu mir, damit ich ihr in die Augen schaue. »Liebes, ich weiß, dass es schwer ist. Wenn du ihn nie wieder sehen willst, ist das in Ordnung. Ich unterstütze dich und bin stolz auf dich. Allerdings weiß ich genau, wie es ist den eigenen Vater zu vermissen und wie die Erinnerungen leicht verblassen. Und ich will nicht, dass es bei dir genauso ist. Dein Vater mag vielleicht ein verdammter selbstsüchtiger Idiot sein, aber er liebt dich. Das hat er immer und wird er immer.« Ihre Worte tun auf eine gewisse Weise gut. Sie zeigt Verständnis und beweist mal wieder, dass sie immer für mich da bist. In jeder Lebenslage. Und gerade das ist der ausschlagende Grund: Mein Vater ist es nicht.
»Aber warum hat es dann so lang gebraucht, dass er sich meldet?«
»Ich weiß es nicht. Vermutlich weiß er es selber nicht. Vielleicht hatte er einfach Selbstzweifel und war sauer auf sich selber, einfach ein Feigling gewesen zu sein und uns einfach zu verlassen.« Sie zieht mit den Schultern und wirft die Arme ratlos in die Luft.
»Warum denkst du immer noch so gut von ihm, wenn er dir doch so wehgetan hat?« Diese Frage brennt mir schon ewig auf der Zunge und sie hat sie bisher noch nie gescheit beantwortet. »Naja, ich weiß es auch nicht. Er ist dein Vater. Ohne ihn wärst du jetzt nicht da. Aber das bist du und du bist perfekt, ich kann ihm nur dankbar sein«,beichtet sie mir. Ich liebe meine Mutter und sie mich auch. Gerade das macht unsere Beziehung so gut. Wir können ernsthafte Gespräche führen und sind immer füreinander da. Fast so wie beste Freundinnen. Trotz all ihrer Fehler und Macken. »Ich liebe dich, Mum.« Ich erhebe mich und drücke ihr einen Kuss auf die Wange. Sie zieht mich in eine Umarmung und streicht mir mit ihrer Hand sanft den Rücken auf und ab. »Ich dich auch, Hope.«
»Wie seid ihr eigentlich auf diesen Namen gekommen?«,frage ich lachend.
»Das frühst du noch? Ist das nicht klar? Wir haben dich Hope genannt, weil du unsere Hoffnung warst in den dunkelsten Zeiten.«.
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My Happy-End
RomanceCinderella, Ariel, Aurora. Das Happy-End, das diese bekommen hatten, wünschte sich Hope schon ihr Leben lang. Hopes Leben scheint auch perfekt zu sein. Studentin an einer der renomiertesten Universitäten in New York, geliebte Tochter und Freundin...