Kapitel 6

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{Hope}

Lächelnd laufe ich an der Seite von Molly aus dem Raum, wo wir bis gerade eben Psychologie hatten.
Molly schaut mich mal wieder vielsagend an und fängt aufs Neue an:»Wann gibst du zu, dass etwas zwischen euch läuft?«

Sie zieht ihre Stirn kraus und fährt sich durch ihre dunkelbraunen Haare.
»Da läuft nichts«,widerspreche ich ihr, muss aber trotzdem lächeln.

Auf der einen Seite weiß ich, dass da was zwischen uns läuft. Allerdings weiß ich auf der anderen Seite auch, dass wir im Endeffekt nur Freunde sind, die sich eben sehr gut verstehen.
Kayden ist nun mal nicht gemacht für was Ernstes.

»Du läufst hier freudestrahlend aus dem Unterricht und willst MIR weismachen, dass da nichts läuft? Hope, ich bin deine beste Freundin. Mich kannst du nicht anlügen!«,schreit sie und zieht alle Aufmerksamkeit auf sich.

Zum Glück ist Kayden nicht in der Nähe um das gehört zu haben, weil sonst wäre er wieder gekommen und hätte sich wichtig gemacht.
»Ich will keine Beziehung, genauso wie er. Und damit ist das Thema beendet«,beschließe ich und wende meinem Blick von Molly ab, die nur ihre Augen verdreht, aber trotzdem nachgibt.
»Du und deine Sturheit seid unmöglich«,beklagt sie sich und schlägt sich mit der Handfläche theatralisch auf die Stirn.

Eins muss ich Molly lassen, sie kann unfassbar übertreiben. Die Theatralik ist für sie geschaffen.

Als sie bemerkt, dass sie auf eine Antwort von mir lange warten kann, ändert sie das Thema:»Am Donnerstag ist ja die Fashionshow von deiner Mutter... Glaubst du ich kann Liam einladen?«

»Lass es lieber, Jungs stehen nicht auf sowas. Am Schluss würde er den Models nur auf den Arsch glotzen und du wärst am Boden zerstört«,gebe ich ehrlich zu und schaue sie bedauernd an.
»Da hast du wohl Recht.« Sie runzelt die Stirn und wirft ihre Haare nach hinten, sobald wir durch die großen Türen gehen und somit das Hauptgebäude der Columbia verlassen.

Eine weiche Sommerbrise umhüllt uns und meine blonden Haare umspielen mein Gesicht. Draußen stehen schon einige Studenten, die in kleinen Kreisen zusammenstehen und sich miteinander unterhalten.
»Molly, was sagst du eigentlich zu der Sache mit meinem Vater?«,frage ich sie und reiße sie somit aus ihrem Gedankengang.
»Ich weiß nicht. Vielleicht solltest du ihm eine Chance geben. Bei meinem Vater und mir war es genauso. Nur ein paar Jahre weniger«,entgegnet sie und lächelt mich zuversichtlich an.

»Wie konntest du das einfach deinem Vater verzeihen?«
Nur Molly und meiner Mutter gegenüber zeige ich meine wahren Gefühle. Mit keinem anderen würde ich über das Thema Vater sprechen.
Mollys Vater hatte Molly und ihre Mutter auch damals verlassen. Das hat mich und Molly auch vor allem zusammengeschweißt. Wir haben eine ähnliche Vergangenheit und verstehen einander besser als jeder andere.

»Keine Ahnung. Habe ich mich auch gefragt, aber er hat sich so Mühe gegeben und hat mir gezeigt, wie sehr er es bereut.«
Sie zieht ihre Schultern nach oben und lässt sie wieder fallen. Vielleicht hat sie tatsächlich recht. Hat mein Vater vielleicht wirklich aus seinem Fehler gelernt und will jetzt alles wieder gut machen? Das kann ich nicht wissen, ohne ihn zu besuchen. Diese Ungewissheit plagt mich und ich weiß nicht, wie ich anders damit umgehen soll.

Und auf einmal habe ich eine Entscheidung getroffen.
»Ich werde mich bei ihm melden»,verkünde ich ihr meine Entscheidung.
Sie grinst mich stolz an und legt ihren linken Arm um mich.
»Das wirst du schaffen. Und es wird gut gehen, da bin ich mir sicher!«
Hoffentlich. Aber ein Versuch ist es wert.

Es ist nur dieses eine Wochenende, das werde ich schon durchstehen können. Ich bin Hope Evans! Ich bin stark und nichts kann mich so schnell unterkriegen.

»Molly, du bist die Beste!«
Auch ich lege ihr einen Arm um die Schulter und kneife ihr sanft in die Schulter.
»Ich weiß.«
Sie lacht und hebt ihre Hände triumphierend in die Höhe. Ich werfe meinen Arm in die Höhe und verbeuge mich vor ihr, wie vor einer Königin.

»Komm steh auf! Die anderen schauen schon!», schreit Molly und schaut sich um. Tatsächlich blicken alle zu uns herüber, aber auf ihren Mündern liegen Belustigung und keinerlei Fremdscham.

My Happy-EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt