Kapitel 23

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{Hope}
»Meine Damen und Herren, wir begrüßen Sie herzlich am Bord dieser Airline und auf unserem Flug nach West Palm Beach. Bitte nehmen Sie nun Ihren Sitzplatz ein und schnallen Sie sich an. Wir möchten sie gleich mit den Sicherheitsvorkehrungen an Bord vertraut machen. Bei der Sitzplatzsuche und der Sicherung wird die Crew Ihnen gerne behilflich sein.«,informiert uns die Stewardess. Ich habe bereits meinen Sitzplatz gefunden und schaue gelangweilt durch das Fenster, durch das ich bisher nur den öden Flughafen zu Sehen bekomme. Mit Bedacht habe ich meinen Vater und Kayden gebeten, am Fenster sitzen zu dürfen, da ich nicht sonderlich Lust hatte neben meinem Vater zu sitzen. Kayden hat es sich mittlerweile auf dem Sitz neben mir bequem gemacht und betrachtet mich nicht gerade unauffällig. Bevor ich damit hätte rechnen können, flüstert er amüsiert in mein Ohr:»Die Stewardess hat was mit dem Piloten oder einem Kollegen von ihr.« Verblüfft starre ich ihn an. »Und das weißt du woher?« Belustigt schüttele ich meinen Kopf und unwillkürlich muss ich kichern. Sichtlich erfreut darüber, dass er mich zum Lachen gebracht hat, entgegnet er voller Selbstverständlichkeit:»Ja schau doch mal, wie sie aussieht. Ihr Ausschnitt extra weit aufgeknöpft, ihre Haare zerzaust und ihre Wangen glühen regelrecht. Wahrscheinlich hatten sie gerade erst eine Session hier im Flugzeug.« Angewidert verziehe ich das Gesicht und gebe ihm einen leichten Klaps auf den Arm, das eine Gänsehaut bei ihm verursacht. »Das wollte ich jetzt lieber nicht wissen.« »Doch, stell dir mal vor sie haben es auf diesem Sitzen getrieben.« Allein bei den Gedanken daran kommt mir die Gülle hoch und ich schlucke hart. Trotzdem erhebe ich mich leicht um die Stewardess auch zu sehen und tatsächlich hat Kayden recht. So sieht nur jemand aus, der gerade sehr viel Spaß hatte. Kayden scheint mir meine Erkenntnis anzusehen, denn er lacht laut. »Keine Informationen, keine Interpretationen mehr, das ist verstörend! Das Thema ist damit beendet«,entscheide ich und blicke ihn warnend an. Er zuckt lediglich mit den Schultern und lacht leise in sich hinein. »Worüber unterhaltet ihr euch?«,meldet sich auf einmal mein Vater neben Kayden, der sich bisher noch gar nicht geäußert hatte seitdem wir das Flugzeug betreten haben. Kayden war erst sauer auf mich, dass er neben meinem Vater sitzen muss. Er scheint für ihn echt wie ein Teufel zu sein. Wie Michael für mich, schießt mir auf einmal in den Kopf und ich muss sofort anfangen zu lächeln. Wegen meinem Behagen über diese unnötige Freude, schiebe ich diesen Gedankenblitz beiseite. Hilflos schnellt mein Blick zu Kayden, dessen positive  Ausstrahlung jetzt wieder durch eine genervte ausgetauscht wurde. Allmählich fällt mir auf, dass Kayden nicht antworten wird, sondern ihn gekonnt ignorieren wird. Also fasse ich den Entschluss, mich aus dieser unbehaglichen Situation selber zu befreien.
»Nichts Interessantes«,erwidere ich nur, woraufhin er nickt. Jeder andere würde mir das nicht abkaufen, aber mein Vater ist halt so naiv und reagiert verständnisvoll.
»Bist du gespannt auf West Palm Beach?«,versucht er ein Gespräch aufzubauen. »Ja.« Das stimmt sogar, ich war noch nie in West Palm Beach und habe schon des Öfteren zu Ohren bekommen, dass das Meer unfassbar schön sein soll. Und ich liebe das Meer. Es erinnert mich immer wieder an früher. Schon immer fahren wir jedes Jahr an das Meer mindestens ein mal und bisher haben wir diese Tradition weitergeführt. Ich weiß nicht genau, warum ich es so liebe und warum es so beeindruckend auf mich wirkt. Aber es erfüllt mich einfach eine Wärme und Herzlichkeit an dem bloßen Gedanken daran. Wie die weichen Wellen den Ozean zieren und die Sonne strahlendes Funkeln auf ihnen hervorbringt. Die Art, wie das kühle Wasser die Füße umspielt und die Fische leicht an ihnen knabbern. Früher habe ich mir immer vorgestellt, dass Arielle und ihre Freunde irgendwo in diesem weiten Ozean schwimmen und ich sie irgendwann finde. »Dann bringt sie mir sicher bei, zu tauchen und dann finde ich vielleicht auch meinen Traumprinz. Wie Arielle Prinz Eric«,habe ich jedes Mal meiner Mutter vorgeschwärmt. Sie hat mir dann immer zugestimmt und mir gesagt, ich solle einfach abwarten. Irgendwann würde von selber mein Traumprinz aufkreuzen und mich auf seinem großen Ross in sein Schloss bringen. Anschließend würden wir glücklich bis an unser Lebensende zusammen sein.
Bei den Gedanken daran, bildet sich ein Lächeln auf meinen Lippen und ich spüre wie mir eine einzelne Träne über die Wange läuft. Augenblicklich streicht mir Kayden sanft über den Arm. Wie des Öfteren überzieht eine Gänsehaut meinen gesamten Körper. »Was ist los?«,fragt er besorgt und schaut mich von der Seite an.
»Nichts, ich habe mich nur an etwas sehr schönes erinnert.«
Aus meinem Augenwinkel erkenne ich, wie er berührt den Kopf senkt und süß vor sich hin lächelt. Sein Lächeln ist so schön und ich wünschte, er könnte es immer tragen.

Was ist, wenn diese Zeit doch nicht so schlimm sein wird, wie ich denke? Vielleicht ist Kayden der einzige Mensch, der diese ganzen verrückten Tage, erträglich macht?

My Happy-EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt