Kapitel 15

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{Kayden}
»Scheiße!«,schreie ich. Ich versuche runterzukommen und mich zu fassen. Aber es klappt nicht. Wutentbrannt schnellt eine Faust nach der Anderen gegen die Wände des Aufzugs. Ich schlage so fest zu, wie es nur geht. Warum habe ich das gesagt?! Warum zur Hölle?! Ich habe es komplett versaut. Sie hat mich hier in diesem verdammten Aufzug alleine gelassen und hat mich von sich weggestoßen. Niemals hätte ich erwartet, dass sie so reagiert. Es war ehrlich gemeint, was ich gesagt habe. Aber sie hat das in den falschen Hals bekommen. Auf keinerlei Weise wollte ich ihr die Ehre nehmen, das würde ich niemals. Hope ist ein besonderes Mädchen, sie ist nicht wie die Anderen. Trotzdem kann ich sie nicht haben. Jedes Mädchen will mich, aber das eine, das ich wirklich will, will mich nicht. Und jetzt regt es mich wieder auf, dass sie meine Gefühle leiten kann. Wegen ihr habe ich diesen Aggressionsanfall. Normalerweise ist das nicht so, ich will nur Spaß, nicht mehr. Gefühle sind da nicht mit im Spiel. Aber dieses Mädchen macht alles anders, sie beeinflusst mich. In ihrer Gegenwart, verhalte ich mich komisch - nicht so wie sonst. Jetzt zieren blaue Flecken meine Fäuste und sie schmerzen furchtbar. Ich versuche den Schmerz weg zu schütteln, aber vergeblich. Als der Aufzug sich öffnet, renne ich nach draußen zu meinem Schlitten. Verwirrte Blicke von den Menschen aus der Lobby folgen mir - ich hatte sie vorhin überhaupt nicht bemerkt. Da war ich viel zu fokussiert auf Hope - sie in diesen Aufzug zu zerren und sie um den Verstand zu küssen. Aus dieser Vorstellung ist wohl nichts geworden. Tausende von Menschen würden mir jetzt sagen, dass ich in diesem Zustand nicht Auto fahren sollte, aber ich mache es trotzdem. So schnell wie nie zuvor fahre ich los, versuche dabei all meinen Frust verschwinden zu lassen, aber es klappt wieder nicht. Das Hupen der Autos verfolgt mich und immer wieder flackert das Bild vor mir, wie mich Hope verabscheuend anschaut. Es ist wie ein Dauerfilm, der einfach nicht endet. Weil ich keinen anderen Ausweg finde, aus dieser Hölle zu entkommen, halte ich bei der nächsten Kneipe. Achtlos parke ich auf einem Stellplatz, wo man eigentlich nicht parken darf - was mich ein Parkverbot Schild warnt. Aber das ist mir sowas von egal, sollen sie mir doch einen Strafzettel geben, als ob mich das auf irgendeine Weise jucken würde. Voller Verzweiflung renne ich hinein und mir steigt sofort der Geruch von Alkohol und Joint in die Nase. Mehrere alte verheiratete Alkoholiker sitzen hier und füllen sich voller Verzweiflung ab. Obwohl ich es nicht will, muss ich an meinen Vater denken. Bilder, wie er in unserer Küche sitzt, mit tiefroten Augen und diesem gefährlichen, furchteinflößenden Blick, kommen immer wieder ohne Vorwarnung in den Sinn. Normalerweise trinke ich kein Alkohol, beziehungsweise nur gelegentlich. Aber ich muss Hope jetzt vergessen, genauso wie meinen Vater, so schnell es geht. Ich setze mich an die Theke und sofort kommt eine Blondine an stolziert, die übertrieben geschminkt ist. »Was kann ich dir bringen?« Sie streckt mir ihren Ausschnitt entgegen und ich lehne mich nach hinten um so viel Entfernung zu schaffen, wie es nur geht. «Einen Shot, am Besten gleich mehrere»,brumme ich und endlich wendet sie sich von mir ab und schenkt mir einen ein. Kurz darauf kommt sie zurück und stellt das Getränk vor mir auf der Theke ab. Jetzt schaut sie mich eingeschnappt an, nur weil ich nicht auf ihre Anmache eingehe. Wie armselig kann man nur sein?! Danach geht sie zu den anderen Opfern, diese gehen aber auf ihre Anmache ein. Sonst würde ich das vermutlich auch machen; komischerweise habe ich da drauf gerade überhaupt keine Lust. Mir schwirrt nur dieses eine Mädchen im Kopf herum. Aus Erfahrung kann ich bestätigen, dass Sex mit einer anderen Frau bei so etwas nichts bringt - es macht alles nur noch schlimmer. Ich stürze den Shot hinunter und rufe:»Noch einen!« Das starke Gefühl von dem Alkohol gelangt in meine Lunge und ich spüre wie es sich seinen Weg bahnt zum Blut. Die Zicke bringt mir noch einen und verdreht die Augen. »Was schaust du so?!«,motze ich sie an. Sie reißt die Augen auf und ihr Mund klappt nach unten. Anscheinend will sie was sagen, aber sie entscheidet sich dagegen - zum Glück. Sonst hätte sie meinen Zorn vermutlich nur noch mehr gesteigert. Endlich wendet sie sich wieder von mir ab und ich trinke das Glas leer. Einen Shot nach dem Anderen stürze ich hinunter, bis ich endlich die Folgen des Alkohols spüre. Erinnerungen verblassen, bis ich nur noch die Hälfte mitbekomme, was passiert. Irgendwann höre ich eine tiefe Stimme neben mir und bevor ich es überhaupt realisieren kann, werde ich von dem Hochstuhl runtergeschubst. »Ey, was soll das?!«,schreie ich und blicke geradezu in das Gesicht von einem alten Greis. Er hat blutunterlaufene Augen und er trägt einen langen, ungepflegten Bart. Er sieht aus wie ein Penner, mit seinen abgewetzten kaputten Klamotten und er bringt nicht nur eine Fahne des Alkohols mit, sondern auch einfachen Gestank. Er stinkt, als wäre er gerade aus einer Mülltonne gekommen. Was ist, wenn es wirklich so ist? Kann ja sein, ich kenne mich eben nicht damit aus, obdachlos zu sein. «Junge, ich habe dir gesagt, du sollst dich von meinem Platz verpissen. Weil du es nicht gemacht hast, musste ich eben selber handeln!» Durch seinen Mundgeruch kann ich erst mal gar nicht denken, was ich sowieso nicht mal richtig kann durch die Wirkung des Alkohols. Die Frau hinter der Theke und viele andere Leute hier in der Bar, beobachten uns stillschweigend und am Liebsten würde ich sie alle miteinander zusammenscheißen, dass sie aufhören sollen, uns die ganze Zeit so zu anzuschauen, wie irgendwelche Stalker. Haben die nichts anderes zu tun, oder was?! »Seit wann ist das denn dein Platz?! Tut mir leid, aber ich sehe hier kein Reserviert Schild.« Meine Stimme wird lauter und meine Wut steigt immer mehr. »Halt deine Klappe!«,schreit der Typ und fährt sich durch seinen ekligen Bart. Anfällig beobachte ich ihn dabei und ich muss fast würgen. Es tut mir ja eigentlich leid, dass es ihm nicht gut genug geht, um sich selbst zu pflegen, trotzdem macht es die Sache nicht gerade besser sich dann abzufüllen. Sondern eher schlimmer. Geld, das er für Essen und Unterkunft vernünftig aufgeben könnte, wirft er sozusagen weg. "Eigentlich bin ich überhaupt nicht besser!",fällt mir in diesem Moment ein. Ich könnte jetzt auch irgendwo anders sein und mein Leben genießen anstatt hier zu hocken und versuchen den Schmerz wegzutrinken. Im Gegensatz zu ihm, muss ich mir keine Sorgen um Geld machen, aber trotzdem. Es ist echt mega unfair. Also lasse ich ihm den acht so tollen Stuhl, der dazu noch unbequem ist und verschwinde. Wortlos und mit lässigem Schritt laufe ich nach draußen. Dort umfängt mich die kühle Nachtluft und ich bleibe erst stehen. Ich muss diesen Moment jetzt kurz genießen, vielleicht hilft mir das ein wenig runterzukommen. Der Alkohol hat nämlich nicht wirklich geholfen, er hat zwar die Erinnerungen gemildert aber dazu die Aggressionen gestärkt. Nicht gerade vorteilhaft. Die kalte Brise tut echt sehr gut und ich lasse meinen Kopf in den Nacken fallen. Bewundernd schau ich zu den Sternen hinauf, die ganz ruhig da oben am Himmel stehen und uns Menschen beobachten. Was sie wohl über mich denken?
Was für einen Schwachsinn labere ich hier eigentlich gerade, wie so ein kleines Kleinkind, das an die Erzählungen der Eltern glaubt. Bei meinem Verhalten könnte man wahrscheinlich auch manchmal denken, dass ich ein Kleinkind bin. Aber naja, so bin ich eben. Mein Leben ist nicht dazu da, mich selber runterzumachen, sondern um es zu leben. Am Besten mit Hope.

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