{Hope}
Schließlich schnappe ich mir die Serviette und wische mir damit den Mund ab. Ich habe zwar sehr aufgepasst beim Essen, damit ich mich nicht vollkleckere; aber sicher ist sicher. Mittlerweile habe ich meinen Cheeseburger und meine Pommes fertig gegessen und auch Kayden schnappt sich gerade die letzte Pommes, bis er sich noch einmal einen Schluck seiner Cola nimmt. Wir haben uns zwar viel unterhalten, aber über verwerfliches; nichts, dass von großer Bedeutung sein könnte. Das Essen war mal wieder köstlich, wie ich es ja auch erwartet habe. Das wäre eine große Überraschung gewesen, wenn es mal nicht so gut gewesen wäre. »Was sollen wir jetzt noch machen?«,fragt Kayden voller Energie und strahlt mich an. Zum Glück hat sich jetzt die Stimmung aufgebessert, und ist nicht mehr so unbehaglich wie vorhin. »Keine Ahnung, was hast du denn als Angebot?«,frage ich und kichere. Mir war nicht Bewusst, dass Kayden noch eine andere Aktivität im Plan hat. Nachdenklich schaut sich Kayden um und runzelt seine Stirn. Das macht er immer, wenn er nachdenkt. Bis sein Blick bei dem Bullen hängen bleibt. Er schaut mich wissend an. »Nein! Nein! Niemals«,erwidere ich und fuchtele mit der Hand herum. Nein, ich mache das nicht. Die anderen fremden Leute könnten zu viel unter meinem Kleid erkennen, bei dieser Wucht, die auf eine Person beim Bullenreiten ausgeübt wird. Das muss keiner sehen, was sich unter diesem Kleid befindet - das ist mein gehütetes Geheimnis. »Ach, komm schon! Sei nicht so spießig«,beharrt Kayden und schaut mich bittend an. Er faltet seine Hände zum Gebet und augenblicklich muss ich lachen. »Kayden, nein.« Er zieht seine Lippe zum Schmollmund hervor und klimpert mit den Wimpern. Ufff, er hat unglaublich lange Wimpern; für welche viele Mädchen alles tun würden. Zu meiner Zufriedenheit bin ich mit dem Glück gesegnet, selber lange Wimpern zu besitzen. »Dann applaudiere ich extra laut für dich, bei der Fashion - Show«,bietet er mir an und zwinkert mir zu. Das sieht dermaßen idiotisch aus, aber auch verdammt heiß. Er hat vor zu kommen? Warum?! »Du hast vor zu kommen?«,frage ich dementsprechend verblüfft. »Ja klar, was denkst du denn? Das lasse ich mir doch nicht entgehen!«,entgegnet er selbstsicher und verwirrt, als ob es klar gewesen wäre, dass er das macht. »Danke.« Meine Stimme ist leise und sanft, sodass ich mich wundere, ob er mich überhaupt gehört hat. Aber er beweist mir das Gegenteil, denn er antwortet schlicht:»Nichts zu danken.« Selbstbewusst beugt er sich ein wenig nach vorne und stützt sich mit einem Arm ab. Und obwohl ich diesen verdammten Entschluss mit mir selber gemacht habe, tue ich es ihm gleich. Auf einmal sind sich unsere Gesichter so nah. Nur ein paar Zentimeter trennen sie; würde ich mich noch ein wenig mehr nach vorne lehnen, würden sich unsere Lippen berühren. Sie würden miteinander verschmelzen, als wären sie perfekt füreinander geschaffen. Mir fällt auf, dass diese Gedanken zu weit gehen und außerdem meiner Entscheidung widersprechen. Aber auf einmal ist es mir egal. Doch ich mache es trotzdem nicht. Wenn dann macht er den ersten Schritt, falls er das überhaupt wollen würde. Wir schauen uns tief in die Augen und plötzlich verblasst alles um uns herum. Ich vergesse die lachenden und lauten Menschen, die uns vielleicht beobachten könnten; ich vergesse einfach alles um uns herum. Jetzt bemerke ich, wie seine strahlenden grünen Augen wirklich einem Smaragd ähnlich, durch die aber noch goldene Sprenkel strahlen. Seine Augen sind wunderschön, ich glaube die schönsten Augen, die ich je gesehen habe. Sie sind intensiv und funkeln sanft. Doch auf einmal beschleunigt sich meine bereits hohe Pulsfrequenz, als er seine rechte Hand hebt und mir ein blondes verwirrtes Haar hinter das Ohr streicht. Er verweilt kurz dort, bis er quälend seine Hand wieder zurück zieht. Vorsichtig berührt er dabei mein Ohr und sofort vermisse ich seine Berührung. Am liebsten würde ich seine Hand zu mir zurückziehen, aber das würde zu weit gehen. Mein Herz schlägt wie verrückt, Schmetterlinge schwirren in meinem Bauch umher. Abrupt beendet er aber diesen Moment und lässt sich lässig nach hinten fallen. Ich stoße die Luft aus und bemerke erst jetzt, dass ich sie angehalten habe. Als wäre das gerade nichts besonderes gewesen, sondern etwas ganz Normales. Trotzdem bin ich überzeugt davon, dass es das nicht ist. Obwohl wir uns so lange kennen und ich auch nicht abstreite, dass sich nicht alles nur freundschaftlich angefühlt hat, bin ich mir sicher, dass so etwas noch nie passiert ist. Bisher hat er mich nie so zärtlich berührt, mit Bedacht, als würde er sicher gehen, damit ich unter seiner Berührung nicht zerbreche. »Bitte mach es. Du wirst dich frei fühlen, glaub mir«,schwört er mir und seine Stimme ist gedämpft. Bevor ich überhaupt darüber nachdenke, willige ich ein:»Na gut.« Kayden springt glücklich auf und zieht mich an den Armen hoch. Ich kichere und lasse es über mich ergehen. Er führt mich an der Hand schnell durch die Reihen der Tische und stößt dabei versehentlich das Glas einer Frau um, aber das stört ihn nicht. Er läuft achtlos weiter, geradeaus zu dem Stand. Er beachtet die Schlange nicht und läuft überhaupt nicht schuldbewusst zu dem Typen nach vorne und steckt ihm einen Geldschein in die Hand. Der Kerl zuckt mit den Schultern und lässt mir den Freitritt. Wortlos hilft mir Kayden auf, indem er mich an der Hüfte hebt und mich hochhebt. Er ist unglaublich stark, denn er macht das im null Komma nichts. Seine Berührung ist so kurz und dennoch, spüre ich immer noch Sekunden danach den Griff seiner kräftigen Hände an meinem Körper. Er steigt aus dem Ring und lächelt mich zuversichtlich an. "Ich werde das schaffen!",spreche ich mir innerlich immer wieder zu. Nervös warte ich darauf, dass der Bulle startet und mich hin und her wirbelt. Mehrere von Augenpaaren liegen auf mir, die diese Nervosität nicht gerade reduzieren. Trotzdem bleibe ich voller Zuversicht aufrecht sitzen und binde mir mein Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen. Völlig unerwartet startet das Gerät und fängt an sich stockend zu bewegen. Es wird immer stärker und Kayden fängt an zu applaudieren und mich anzufeuern.
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My Happy-End
RomanceCinderella, Ariel, Aurora. Das Happy-End, das diese bekommen hatten, wünschte sich Hope schon ihr Leben lang. Hopes Leben scheint auch perfekt zu sein. Studentin an einer der renomiertesten Universitäten in New York, geliebte Tochter und Freundin...