Kapitel 56

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{Hope}
Ich knie gerade über meinem Koffer, um die letzten Sachen reinzulegen, da klopft es an der Zimmertür.
»Ja?«,rufe ich und lege das letzte Kleidungsstück hinein.
»Ich bin's Kayden.«
Ich bitte ihn darum reinzukommen, was er auch kurz darauf macht und die Tür hinter sich offen stehen lässt.
»Komm, ich helfe dir, die Sachen hinunter zu tragen«,räuspert er sich, als ich gerade meinen Koffer hochheben will und dazu noch meine schwere Kosmetiktasche, wo all meine lebenswichtigen Utensilien verstaut sind.
Dankbar lächle ich ihn an, als er mir meine Sachen abnimmt und mir befiehlt lediglich meine Handtasche zu tragen.
Er will sofort das Zimmer verlassen, doch ich halte ihn noch davon ab und ziehe ihn zu mir zurück.
»Was ist los?«,fragt er mich, obwohl er genau weiß, was los ist. Kayden verhält sich gerade komisch und ich will das so schnell wie möglich klären, damit wir nicht mit einem komischen Gefühl auseinander gehen.
»Was ist bei dir los?«
Da die Tür immer noch sperrangelweit offen steht und uns somit jeder hören kann, schließ ich kurzerhand die Tür.
»Nichts, ich werd dich nur vermissen.«
Das ist es nicht, ich spüre es. Da gibt es etwas anderes, das ihn im Moment bedrückt und ich will endlich dahinter kommen.
»Ach was, wir sehen uns doch schon bald. Was ist wirklich?«
Vorsichtig lege ich meine Hand an seine Wange, doch er schiebt sie langsam weg. Verblüfft trete ich einen Schritt zurück, das habe ich nicht erwartet. Gerade eben war doch noch alles gut und jetzt schiebt er meine Hand weg. Es bildet sich ein Kloß in meinem Hals, den ich versuche wegzubekommen, indem ich schlucke, doch vergeblich.
Kayden starrt den Boden an, als würde er sich nicht trauen, mir in die Augen zu schauen. Ist er etwa sauer, weil ich gehe, wobei wir uns doch demnächst wieder sehen? Oder bin ich hier die einzige, die wegen ein paar Tagen ohne ihn direkt durchdreht.
»Wir sind bald offiziell Stiefgeschwister.« Frustriert schließt er die Augen und schüttelt mit dem Kopf.
»Ich weiß, aber-«,beginne ich, aber er unterbricht mich, ohne mich überhaupt ausreden zu lassen.
»Nichts aber. Du weißt, was ich für dich empfinde, aber diese Umstände ... es geht einfach nicht.«
»Woher der plötzliche Sinneswandel?!«,entgegne ich enttäuscht. Es enttäuscht mich, dass er uns nach all dem direkt aufgeben will. Uns aufgeben will.
»Schon die Reaktion von Eathon hat gezeigt, dass wir alle um uns herum zerstören würden.«
Irgendwie hat er ja Recht. Er hat Recht. Aber ich dachte, wir hätten damit abgeschlossen. Vor Kurzem kämpfte er um mich, wollte mich davon überzeugen, dass uns die Meinung der anderen egal sein soll, dass das was zählt, nur wir sind.
Und jetzt stehe ich hier und er übernimmt diese Rolle. Es fühlt sich nicht real an, fast wie ein Film.
»Du sagtest doch zu mir, dass uns die Meinung der anderen egal sein kann.«
»Ja, vielleicht hab ich das gesagt. Aber eventuell lag ich auch einfach falsch.«
Nach wie vor kann er mir nicht die Augen schauen. Dieser Junge weiß nicht, wovon er spricht. Irgendwas muss doch passiert sein, dass er jetzt auf einmal so kommt. All die Zeit war er der Starke und kämpfte um mich.
»Nein. Hör auf, du weißt nicht wovon du sprichst.«
Allmählich spüre ich, wie die Kraft in meinen Beinen nachlässt und mir die Tränen in die Augen steigen. Nein, ich fange nicht an zu weinen.
»Wer weiß, wahrscheinlich hätte das sowieso nicht lang gehalten.«
Als er jetzt seinen Blick hebt, schaut er mich aus tiefroten Augen an, die mir die Sprache verschlagen.
»Du willst uns wirklich aufgeben? Einfach so?«,frage ich und wische mir schnell eine Träne weg, die unwillkürlich meine Wange runterfloss.
Schon wieder schaut er weg und fährt sich durch die Haare. Er schweigt einfach nur, genauso wie ich.
Nach ein paar Sekunden Stille, schaut er mich wieder an und sagt:»Ja.«
Ich wische mir eine weitere Träne weg, schmeiße meine Haare nach hinten und laufe aus dem Zimmer.

My Happy-EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt