Kapitel 58

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{Hope}
»Willkommen in New York City, die Stadt der Stars und Sternchen«,werde ich freudestrahlend von Molly und meiner Mum empfangen. Ich lache, stelle mein Gepäck ab und schließe beide gleichzeitig in meine Arme. Dadurch, dass Molly und ich schon seit Ewigkeiten befreundet sind, kennen sich meine Mutter und sie auch relativ gut. Ich meine, man könnte denken, wir wären Geschwister, wenn man bedenkt, dass wir uns sonst jeden Tag sehen, Urlaube miteinander verbringen und unzertrennlich sind. Aber wie kann man Molly auch nicht in sein Herz schließen? Allein schon ihr Lachen, verbessert direkt meine Stimmung. Vor allem wenn man bedenkt, dass es ihr psychisch nicht perfekt geht, was aber auch komplett normal ist. Auch wenn sie erst von dem Jungen verletzt wurde, auf den sie jahrelang stand. Natürlich bin ich aber auch sehr froh meine Mutter endlich in die Arme schließen zu können, denn sie ist der Grund warum ich hier bin.
Ich spüre, dass sie diese Umarmung braucht, genauso wie ich. Dennoch ist nichts an ihrem Lächeln falsch, es ist so echt, trotz allem. Manchmal wünsche ich mir, so eine Gabe auch zu besitzen. Es ist so schwer, jeden mit seinem Lächeln den Tag zu versüßen, vor allem wenn es einem nicht gut geht.
»Ich hab euch vermisst«,flüstere ich und löse mich daraufhin von den Beiden.
»Wir dich auch. Trotzdem haben wir »Keeping up with the Kardashians« geschaut«,erzählt Molly stolz und ich weiß direkt, was sie damit ausdrücken will. Als ich noch nicht da war, hat sie den Part übernommen, meine Mutter ein wenig abzulenken. Das nennt man wahre Freundschaft. Mehr als das.
»Ihr mit euren Soaps«,beschwere ich mich theatralisch und verdrehe die Augen. Jetzt macht sich meine Mutter bereit, um ihre geliebten Soaps in Schutz zu nehmen.
»Diese Soaps sind amüsant und dort gibt es viel Drama. Perfekt«,will sie mich überzeugen, doch ich schüttle nur belustigt den Kopf.
»Genau«,stimmt Molly mit ein und nickt übertrieben mit dem Kopf.
Oh Gott, weibliche Kaydens, denen Drama nie zu viel sein kann.
»Habt ihr nur euren Spaß«,gebe ich nach und lache.
Diese Frauen sind unberechenbar, aber ich liebe sie dafür.
Nach einer Weile beschließen wir dann auch, nicht mehr unnötig am Flughafen rumzustehen, sondern unseren Heimweg anzutreten. Schon der Aufzug hoch in unser Penthouse, fühlt sich an wie zu Hause. Ich stand für viel zu lange Zeit hier nicht mehr drin. Ob das normal ist, dass ich einen Aufzug vermisst habe? Das bezweifle ich, aber heutzutage ist Normalität überbewertet, nicht?
Als wir oben ankommen, ist es um mich geschehen und ich freue mich wie ein kleines Kind.
»Bei dir könnte man denken, du warst Jahre nicht mehr hier«,macht sich meine Mum über mich lustig.
»Lass mich, es war eine gefühlte Ewigkeit!«
Trotzig schiebe ich meine Lippe nach vorne, doch breche kurz darauf in Gelächter aus.
»Ihr beide redet jetzt und ich backe und koche, was auch immer mir einfällt«,meldet sich Molly wieder zu Wort und macht sich schonmal in der Küche breit.
Ja, sie ist immer noch da. Für uns ist das aber auch nichts Neues. Es wäre eher etwas Neues, sollte es nicht so sein. Immerhin kommt später eine weitere Folge »Keeping up with the Kardashians«, was sie sich natürlich nicht entgehen lassen darf. Manchmal fragt man sich natürlich, ob sie mehr Zeit bei uns verbringt als bei sich selbst zu Hause. Die Antwort ist nein.
Das ist nämlich phasenweise, manchmal bin ich für ein paar Tage gefühlt durchgängig bei ihr und dann sie eben bei uns. Dennoch geht sie hier ein und aus, als würde sie selbst hier wohnen.
Ohne rumzunörgeln, folgen wir ihrem Befehl und lassen uns auf das Sofa fallen. Theoretisch kann sie uns trotzdem hören, was sie aber nicht macht. Zum Ersten, weil ihr der Begriff Respekt bekannt ist und zum Zweiten, weil sie beim Backen und Kochen einfach in ihrer eigenen Welt ist. Leute könnten nebenbei ihr Penthouse ausrauben, sie würde nach wie vor wie eine Bekloppte dort stehen und weiter machen, weil es ihr einfach nicht auffällt. Bei dem Kopfkino, muss ich anfangen zu lächeln. Solche Menschen bereichern mein Leben, genauso wie der Mensch, der mir jetzt gegenüber sitzt und mich direkt in den Arm nimmt.
»Ich dachte nicht, dass es wirklich ein Ende geben würde«,flüstert sie und auf einmal klingt ihre Stimme sehr zerbrechlich, als würde sie gleich anfangen zu weinen. Was auch in Ordnung ist. Man muss all seine Emotionen und Gefühle einfach mal rauslassen, denn sie sind auch vor allem eines: befreiend.

My Happy-EndWo Geschichten leben. Entdecke jetzt