Kapitel 13

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Ich habe nicht geweint. Keine einzige Träne wich aus meinen Augen, es war so, als ob Sand in ihnen wäre. Weder im Institut, noch in der Bahn oder vor meinem Dad weinte ich. Erst oben in meinem Zimmer liefen die Tränen herunter, immer mehr. Ich ließ mich auf mein Bett fallen, weinte ein paar Minuten in mein Kissen. Dann drehte ich die Kette meiner Mutter in der Hand, betrachtete  den Anhänger. Es war ein kleiner, goldener Flügel. Er führte von einem Engel ab, der ein Schwert in der Hand hielt. Ich wusste erst jetzt, was er bedeutet.
-Du bist mein Problem- Diese Worte hallten in meinem Kopf, immer und immer wieder. Und selbst, wenn sie von Zack kommen, trafen sie mitten in mein Herz. Ich hatte keine Ahnung, warum, aber ich war ihm nicht mal böse. Nur verletzt und enttäuscht.

Jetzt war Mittwoch, drei Tage nach dem Streit. Ich war seitdem nicht mehr im Institut, geschweige denn in der Nähe von Zack. Was sollte ich auch da? Mir wieder anhören, was ich alles falsch mache? Jetzt gerade hatten wir Deutsch und Mrs. Brown erklärte ausführlich, was alles zu einer Gedichts Analyse dazu gehörte. Mein Arm schmerzte immer noch fürchterlich, denn da ich nicht mehr im Institut war, hatte ich keine Male gegen die Schmerzen.

Amy saß, wie in jedem anderen Fach auch, neben mir und wisperte: „Willst du heute mit zu mir kommen? Meine Mama macht ihr Leibgericht.“

„Tut mir leid, ich kann nicht. Mein Vater will heute Abend mit mir ein Zweier – Ding machen, da muss ich hin.“, flüsterte ich zurück, den Blick nicht von der Tafel abgewannt.

„Ich weiß, dass Zack da auch noch eine Rolle spielt.“, meinte Amy stumpf. Ich gab meine Tarnung auf und starrte sie fassungslos an. Woher wusste sie davon?

„Ehm…nein? Was soll er denn damit zu tun haben?“, fragte ich gespielt irritiert. Ich log weiter.

„Man hat euren Streit bis in mein Zimmer gehört. Jetzt mal im ernst! Außerdem bist du seit Tagen komisch. Aber ok, dein Dad geht vor.“, erklärte sie und sah mich aus ihren Rehaugen an.

„Misses Smith, was ist ebenfalls wichtig bei einer Gedichts Analyse?“, fragte mich da Mrs. Brown. Ich seufzte innerlich. Das Thema konnte ich noch nie gut.

„Vielleicht…der Aufbau?“, riet ich. Meine Lehrerin schüttelte den Kopf und sah mich streng an.
„Wie wäre es mit aufpassen meine Liebe?“ Ich nickte nur stumm, drehte mich dann wieder Amy zu.

„Ich kann heute auf jeden Fall nicht. Vielleicht morgen?“, flüsterte ich wieder leise. Sie nickte: „Ok, wir reden nochmal.“

Mein Vater hatte echt ganze Arbeit geleistet. Er hat den Tisch mit einer Kerze gedeckt und mein Lieblingsessen gemacht. Arme Ritter. Dazu gab es Pfannkuchen und Eis. Nicht gerade gesund zum Abendessen, aber was solls. Ich hatte gerade meine Haare gewaschen, sie waren noch nass und ich habe sie erst gekämmt. Geschminkt war ich noch, allerdings passte mein Gammellook nicht zu dem Rest. Jogginghose und roter Hoddi.  Schnell checkte ich nochmal meine Nachrichten und versuchte meine Deutschhausaufgaben zu machen. Hätte ich mal besser aufgepasst! Seufzend gab ich auf. Schrieb ich eben von Leon ab, er hatte die Hausaufgaben immer. Ich ging die Treppe runter und wollte gerade in die Küche gehen, als ich Stimmen hörte. Zwei Stimmen, die meines Dads und Zacks.

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