Kapitel 30

940 37 2
                                    

„Und deine Haare machen wir zu Locken.“, erklärte mir Amy und holte breit grinsend ein Glätteeisen aus der Schublade. Ich seufzte.

Sarah, Amy und ich haben uns in Amys „Wohnung“ getroffen, um uns für den Ball fertig zu machen. Es war 18.00 Uhr und trotzdem war ich so nervös wie noch nie in meinem Leben. Heute war ich noch in der Schule, damit die Lehrer keinen Verdacht schöpften. Dank einer Iratze fühlte ich mich sogar einigermaßen fit und konnte so den Ball recht entspannt entgegentreten. Eigentlich zumindest. Denn die Tatsache, mit Zack dorthin zu gehen und von jedem Mädchen beneidet zu werden, sorgte für Herzrasen. Zack hat sich die letzten zwei Tage um mich gekümmert, mir Essen gemacht oder mir etwas Neues von der Schule erzählt. Er hat mir Witze erzählt, so dass ich lachen musste oder blieb solange, bis ich einschlafen konnte. Denn ich hatte schreckliche Alpträume. Letzte Nacht bin ich schreiend wach geworden, schwitzend und am schluchzend. Doch Zack war schon da, beruhigte mich und hielt mich fest, bis ich wieder eingeschlafen bin.
Er war wirklich süß, und ich bin ihm sehr dankbar dafür. Ich bin ihm dankbar für alles, egal was es war. Und obwohl wir uns nicht weiter geküsst haben oder ähnliches passiert ist, war es magisch mit ihm in einem Bett zu liegen und über alles Mögliche zu reden.

„Und was ist mit euren Kleidern?“, fragte Sarah uns schockiert. Sie selbst wird ein dunkelrotes, bodenlanges Kleid tragen, mit einer Schleife an der linken Schulter und hohe, silbernen Schuhen. Zum Glück hat sie Mike gefunden mit dem sie auf den Ball gehen kann. Mit wem ich gehe, wusste sie nicht. Amy hingegen war die erste, der ich davon erzählte und sie war hellauf begeistert. Insgeheim hätte sie damit ja wohl schon gerechnet, meinte sie. Aber es wäre trotzdem toll, dass ihre Fantasien jetzt Wahrheit wurden.

„Eine Freundin meiner Mutter, Janett, hat uns welche geschneidert.“, erklärte Amy und klatschte begeistert in die Hände. Sarah grinste und wandte sich dann wieder ihren Wimpern zu. Sie hatte ihre kurzen, schwarzen Haare geglättet und mit einer Spange etwas zurückgesteckt. Roter Lippenstift und dunkle Augen betonten ihr Kleid. Dazu passend hatte sie Nagellack drauf und ein schönes Puder. Sie war eigentlich ganz hübsch, bis auf die dicke Brille und das sie sehr klein war.

„Ich bin echt nervös.“, gab ich zu und sah unruhig auf meine Finger. Sie waren blau lackiert. Amy kniete sich echt in ihr Makeup hinein. Gerade war sie an meinen Haaren zugange und drehte sie zu leichten Locken. Ich sah nur stumm auf die gegenüberliegende Wand. Meine Gedanken sollten sich nicht um Zack drehen und deswegen dachte ich an die Begegnung mit meiner Mutter. War es normal, dass ich sie gesehen habe? Vielleicht war es unter Dämonenjägern ja normal, seine Mutter nach deren Tod zu sehen? Aber vielleicht – und ein Großteil von mir glaubte dieser Theorie eher – vielleicht war es auch nicht normal. Und ich war wieder einmal eine Ausnahme. Mittlerweile war es ja schon fast normal, eine Ausnahme zu sein.

„Die Kleider sehen wirklich hinreißend aus!“, rief Janett und zupfte einen Winkel meines Kleides zurecht. Dann schob sie einen Spiegel vor uns. Ich erstarrte. Amy und ich hatten ebenfalls bodenlange Kleider an, allerdings nicht in rot. Ich trug ein blaues Kleid, das Ähnlichkeit mit meiner Augenfarbe hatte. Dazu hatte ich die leichten Locken und rosa Lippen. Ich fand mich in diesem Moment wirklich schön mit den hohen Schuhen und der wundervollen Frisur. Ein Armband aus Nistelzweigen schmückte meinen Arm. Das Kleid schmiegte sich perfekt an meinen Körper an, es war trägerlos und oben etwas enger als unten.

AuserwähltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt