Kapitel 17

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Ich war wirklich froh, dass ich drei Tage ruhe hatte. Es war Sonntag und heute war irgendwie alles anders als sonst. Meine Mutter war jetzt genau ein halbes Jahr tot und mein Dad war schlecht drauf. Ich konnte es ihm nicht verübeln, dass er den ganzen Tag nur auf der Couch lag und zu nichts wirklich Lust hatte. Auch ich war antriebslos, ich fühlte mich leer und erschöpft. In den letzten zwei ½ Monaten ist so viel passiert. Ich habe gefühlte 30 neue Leute kennengelernt, bekam ein komplett neues Leben!
Anni und ich haben nach dem Treffen am Donnerstag nicht weiter nachgeforscht. Ich konnte es einfach nicht. Die Sache ging mir viel zu nah und irgendwie vertraute ich darauf, dass Zack alles regelte. Ich glaubte an ihn, obwohl er es wahrscheinlich nicht verdient hat. Und vielleicht kümmert es ihn ja auch gar nicht. Andererseits wäre er sonst nicht mit Liam zu der Hexe gegangen. Amy hat mir auch noch nichts Neues erzählt. Weder sie noch Nail konnten Informationen zu seinem Aufenthaltsort herausfinden. Es war auch wirklich schwer, überhaupt etwas über Christopher Herondale heraus zu finden, da er jede Spur zu ihm sorgfältig verwischt hat.

Gerade, als ich überlegte, etwas zu essen, bekam ich eine Nachricht. Ich schaute auf mein Handy und erkannte eine Nummer, die ich vorher noch nie gesehen hatte.
Komm zum Institut, die anderen sind auch da. Es gibt etwas Neues – Zack.“, stand da. Zack musste meine Nummer von Amy bekommen haben. Ich speicherte ihn schnell ein und sah noch nach seinem Status.

„Du & ich geht nicht, doch ohne dich geht’s nicht.“ Ich wollte nicht auf sein Bild gehen, extra nicht. Bei Whatsapp war es zwar klar, dass er eins drin hat, aber ich traute mich nicht. Im Endeffekt siegte meine Neugier und ich klickte drauf. Zack stand vor unserer Schule, er hatte seinen Abercrombie & Fitch Pullover an und ausnahmsweise mal Air Max anstelle von seinen Vans. Er strahlte in die Kamera, aus vollem Herzen und ich mochte das Bild. Es war schön, da es so natürlich war. Aber bestimmt hat Anna oder Selena das Bild geschossen und das jagte mir einen Stich ins Herz. An einen von den Beiden war bestimmt auch der Status. Ich schüttelte den Kopf und packte meine Sachen.

Trotzdem war ich besser im Institut als hier mit meinem Dad. Ich wusste, dass er heute lieber alleine sein möchte. Und verübeln konnte ich es ihm nicht. Ich sammelte meine typischen Sachen zusammen –Geld, Schminke, Handy- und stieg in den Bus. Nach einer halben Stunde erreichte ich das Institut von London und klopfte laut an die Tür. Georg machte mir auf. Er lächelte mich freundlich an. Wann habe ich ihn das letzte mal gesehen? Es kam mir vor wie eine Ewigkeit.

„Miss Smith, schön, dass ich Sie nochmal sehe. Die anderen jungen Herrschaften sind in der Bibliothek, man hört ihre Stimmen bis auf den Flur. Soll ich Sie begleiten?“, fragte er mich höflich.

„Georg, bitte nenn mich doch Julie. Und nein, das ist wirklich sehr nett, aber ich finde den Weg schon alleine.“

Ich wollte nicht, dass er noch falsche Sachen hört. Schnell stieg ich in den Fahrstuhl und drückte auf ‚1‘. Ratternd schloss sich das Gitter und gab mir wie immer das Gefühl, eingesperrt zu sein. Ich glaube, das wird sich bei mir nie legen. Ich stolperte aus dem Fahrstuhl und ging zielstrebig zu der großen Flügeltür. Davor hielt ich noch einmal kurz an, atmete durch und stieß dann die Tür auf.
Es waren schon alle da. Nail und Anni saßen auf dem Sofa und unterhielten sich angeregt über ein Model, von dessen Namen ich noch nie gehört habe.

„Sie verdient bestimmt 3 Millionen pro Jahr!“, warf Anni jetzt in den Raum. Nail schüttelte den Kopf. „Nie im Leben, so bekannt ist sie noch nicht.“

AuserwähltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt