Kapitel 18

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Es war Donnerstag und die Woche verlief eigentlich ganz normal. Zumindest für mich. Montag haben wir die Englischklausur geschrieben, wofür ich nicht gelernt hatte. Aber Englisch war eigentlich nicht mein Problemfach, ich fand es ehrlich gesagt richtig einfach. Amy und Sarah hingegen wirkten nach der Arbeit eher genervt und wollten in die Stadt, um ihre schlechte Laune zu bekämpfen. Doch ich konnte nicht. Ich wollte einen Nachmittag mit meinem Dad verbringen, da das mal dringend wieder Zeit wurde. Zu Hause war es fast so wie früher. Dad und ich saßen auf der Couch und aßen Kuchen/Kekse. Dabei sahen wir eine Serie von zwei Müttern, die nicht wollten dass ihre Kinder sich gut verstehen, da sie sich selber hassten. Es war eigentlich ganz witzig und ich war eine Zeit lang abgelenkt von all den Sorgen und Problemen, die mich sonst immer belasteten. Aber es war eben nur fast so wie früher. Dad‘s Miene, als die Frauen ihre Männer begrüßten und sich freuten sie wieder zu sehen, ließ Bände sprechen. Und da war es wieder, dieses beklemmende Gefühl, dass mich jedes Mal erfasste, wenn es meinem Vater schlecht geht.

Heute war Donnerstag und langsam, aber sicher, wuchs die Nervosität. Ich hatte Montagabend und den ganzen Dienstag/Mittwoch hart trainiert. Allerdings nicht mit Zack, sondern mit Liam. Zack erschien nicht und da Liam eh gerade in der Nähe war, sprang er ein. Er war ein guter Trainer, und ein guter Kämpfer. Seine Bewegungen wirkten geschmeidig und selbstverständlich. Er erklärte mir vieles noch mal haargenau und nahm sich Zeit. Er war geduldig und freundlich, was man von Zack nicht gerade behaupten konnte. Wieder und wieder schlug ich mit dem schweren Schwert auf einen Sandsack ein und sollte so dafür sorgen, dass er aufplatzte und sich der Inhalt auf dem Boden verteilte. Doch ich hatte nicht die Kraft und es kostete mich große Mühe, überhaupt aufrecht zu stehen mit dem Schwert in der Hand. Liam meckerte mich kein einziges Mal an. Stattdessen verbesserte er meinen Händedruck oder wechselte mit mir die Station.

Donnerstagmorgen hatte ich einen so heftigen Muskelkater, dass ich nicht mehr richtig die Treppe herunter laufen konnte. Ich biss die Zähne zusammen, als ich in die Schuluniform kletterte und mir die Haare kämmte. Alles tat mir weh, sogar mein Bauch, weil ich mich an Seilen zur Decke hochziehen musste. Mein Dad musste ein Lachen unterdrücken, als ich mich mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Tisch setzte.
„Lach nicht, Daddy.“, fauchte ich, doch ich konnte es ihm nicht verübeln. Es musste witzig aussehen.

„Naja…du gehst wie auf rohen Eiern.“, lachte mein Vater und tat mir Rührei auf.

„Wo wir gerade bei rohen Eiern sind. Die hier sind doch noch nicht ganz durch.“, murmelte ich und stocherte in meinem Frühstück herum. Ich hatte nicht sonderlich Hunger, aber zwang mir ein paar Bissen herunter. Meinem Vater zuliebe und weil ich mich selber langsam zu dünn fand. Ich sah langsam aus wie diese Models, die jeder hübsch fand, nur ich selbst vollkommen unterhungert. Zudem fand ich es wirklich ekelig, dass mir keine Hose mehr richtig passte.

Als mein Vater mich an meiner Schule raus ließ, spürte ich die Blicke der anderen auf mir. Ich ging jetzt seit drei Monaten an diese Schule und irgendwie hat sich immer noch niemand wirklich damit abgefunden. Anna und Selena sind auch nicht gerade besser zu mir. Als ich in den Klassenraum trat, war Amy noch nicht da. Dies sorgte für einen Klos in meinem Hals, denn ich hatte sonst mit keinem aus meiner Klasse richtig Kontakt. Schnell ging ich zu meinem Platz und packte schon meine Sachen aus. Anna und Selena kamen herein und musterten mich wie üblich. Langsam fand ich das wirklich affig, denn wir hatten alle die gleiche Schuluniform an und bis auf die Frisur oder Schminke wirkten wir alle gleich. Wie Roboter, die tag ein und tag aus das gleiche taten und dachten. Ich beobachtete Anna.

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