𝒘𝒊𝒏𝒕𝒆𝒓 | »Arschkalt«

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K A P I T E L || 26

{Emma Clark}

»Wappnet euch mit Mütze und Schal, denn wie es aussieht, wird es kalt! Passend zum offiziellen Winteranfang erwarten wir Minusgrade. Damit zurück ins Studio!« Der Wetterheini bibbert gekonnt in die Kamera.

Ich schalte den Fernseher aus und blicke aus dem Fenster. Es scheint, als läge der Wetterbericht richtig: graue Wolken hängen über der Stadt. Ich mache mich auf den Weg zu meinem Kleiderschrank und ziehe mich so warm es geht an.

Mit Strickpullover, Schal und Mütze bewaffnet, mache ich mich auf den Weg zu meiner Schwester, die immer noch in Toronto ist. Sie hat ihren Aufenthalt verlängert, was mich einerseits erstaunt, auf der anderen Seite jedoch positiv stimmt.

»Kaffee?«

Ich falle beinahe rückwärts wieder in das Treppenhaus zurück.

»Verdammte scheiße, Shawn!«, stoße ich nach Luft ringend aus.

»Ich war gerade auf dem Weg und da dachte ich, du kannst vielleicht einen Kaffee gebrauchen...«, versucht er sich zu erklären, während er mir immer noch den Becher Kaffee hinhält.

Ich verdrehe meine Augen und reiße ihm den Kaffebecher aus der Hand.

»Es tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe. Außerdem tut mir das mit gestern leid«, brummt er.

Ich laufe ein paar Schritte nach vorne, ohne ihn zu beachten, doch dann antworte ich: »Kein Problem. Ich denke einfach, dass diese Freundschafts- und Freundinnengeschichte keine gute Idee ist. Schließlich stehst du eindeutig auf Camila. Das ganze Spiel noch weiter zu spielen ist dumm.«

In meinem Augenwinkel kann ich erkennen, dass Shawn mich einholt und mittlerweile auf meiner Höhe ist.

»Ich hätte dich nicht alleine lassen dürfen. Schließlich waren wir zusammen da und du kanntest niemanden...«

Ich lache kurz auf.

»Fühl dich mir gegenüber nicht verpflichtet«, sage ich und laufe den nächsten U-Bahn Schacht herunter.


»Emma-«, ist alles, was er sagt. Ich verdrehe meine Augen und nehme einen Schluck von dem Kaffee. Es gibt schlimmeres, als auf eine Party voller Stars mitgenommen zu werden. Shawn und ich hatten einen Deal, jetzt haben wir keinen mehr. Was ist schon dabei? Nichts.

Gut. Irgendetwas an der Sache stört mich. Ich umklammere den Pappbecher etwas fester. Blödsinn. Es stört mich kein bisschen.

Die U-Bahn fährt in die Station ein und ein dreckiger Wind begleitet sie. Ich huste, steige dann jedoch ein. Meine Schwester wohnt zum Glück in einem Hotel, das nicht weit von hier ist. Gestern hat sie mir eine Nachricht geschrieben, in der steht, dass sie mir etwas Wichtiges erzählen will.

Ich hatte gestern ja genug Zeit, um mir meine Nachrichten durchzulesen, immerhin hat Shawn lieber mit Camila geflirtet. Vorhin hat er es nicht einmal abgestritten. Es war, als sei ich Luft. Ach, er kann mich Mal.

»Möchten Sie sich hinsetzen?«, frage ich eine alte Dame, die gerade eingestiegen ist.

»Nein danke, das geht schon, junges Fräulein«, antwortet sie. Ich lächele sie an. »Sicher? Ich muss sowieso bald aussteigen, also macht es mir wirklich nichts aus.«

Schließlich setzt sie sich doch auf den Platz, den ich ihr angeboten habe. Manchmal kann ich mich an so kleinen Dingen wirklich erfreuen.

Bei der nächsten Station steige ich aus. Von hier aus sind es nur noch ein paar Meter zu dem Hotel. In meinem Kopf dreht sich alles um Shawn. Sollte ich nicht froh sein, dass unser Deal beendet ist, nachdem er mich gestern einfach allein gelassen hat? Schließlich tun sich beste Freunde so etwas nicht an. Ich bin auch froh. Bin ich wirklich. Das alles ist viel zu kompliziert geworden.

Als ich den U-Bahnschacht verlasse, beginnen kleine, weiße Flocken vom Himmel zu rieseln. Ich hebe meinen Kopf und starre in das unendliche Weiß. Vielleicht habe ich überreagiert. Wenn er auf Camila steht, dann muss ich ihn als beste Freundin unterstützen. Vielleicht ist es nur der Schnee, der mich wieder besänftigt. Manche Menschen regen sich über ihn auf, doch ich bin ein riesiger Fan von dem weißen Puder, das sich über alle Straßen legt und damit alles verschönert.

Der Schnee ist ein Zeichen dafür, gestern nicht so wichtig zu nehmen. Gerade, als ich weiter gehen will, rempelt mich jemand an und ich verliere das Gleichgewicht. Ich taumele rückwärts und lande mit meinem linken Bein in einer Pfütze aus Eiswasser.

»Verdammte Scheiße!«, fluche ich und blicke dem Mann, der mich umgerempelt hat, ohne sich zu entschuldigen, hinterher. Arschloch.

Der Schnee bleibt wahrscheinlich nicht liegen. Er ist viel zu wässrig. Stattdessen werde ich nur noch nasser. Wäre ja auch zu schön gewesen, Schnee am offiziellen Winteranfang. Pfff. Stattdessen friert jetzt mein Bein ab.

Ich blicke auf meine nasse Hose herab und setzte mich wieder in Bewegung.

»Es schneit«, gebe ich angepisst von mir, als meine Schwester die Tür öffnet. Ich bin über mich selbst erstaunt. Darüber, wie schnell ich meine Meinung von einer Eispfütze habe ändern lassen.

»Ich weiß, ich besitze die Fähigkeit aus dem Fenster zu gucken.«

Ich umarme meine Schwester und schiebe mich an ihr vorbei in das Zimmer.

»Du glaubst es kaum, aber vorhin hat mich so ein Arsch einfach angerempelt, wodurch ich mein Gleichgewicht verloren habe. Wegen ihm bin ich in eine Eispfütze getreten. Er hat sich nicht einmal entschuldigt!«, lasse ich mich aufgeregt aus.

»Doch, das glaube ich. Menschen sind kacke. Ich würde dir ja eine Hose geben, aber du weißt ja, ich verleihe meine Sachen grundsätzlich nicht und ich bin sowieso viel kleiner als du.«

Ich muss schmunzeln. Sabrina wollte ihre Anziehsachen noch nie verleihen. Schon als sie klein war nicht. Aus dem Grund, dass sie ausschließlich Designer Kleidung trägt und nicht will, dass sie dreckig oder ausgeleiert wird. Macht ja auch Sinn.

»Hast du nen Föhn? Dann kann ich mir wenigstens das Hosenbein trocken föhnen. Und meine Socken. Ich glaube mein einer Zeh ist schon abgefrohren«, frage ich.

»Awo. Finn leiht dir jetzt eine Jogginghose. Er weiß zwar nichts von seinem Glück, aber passt schon.«
Damit kramt sie aus einer Schublade eine Jogginghose ihres Verlobten. Ich grinse in mich hinein. Ich würde eigentlich ablehnen, weil ich ein schlechtes Gewissen hätte, aber mein Bein ist nass und kalt, genauso wie mein Fuß.

Ich sehe Sabrina nachdenklich an: »Apropros: Wo ist er eigentlich?«

Sie grinst mich an: »Hat etwas damit zu tun, was ich dir erzählen will.«

{26}

Irgendwie leide ich gerade unter einer Schreibkrise. Es deprimiert mich, dass ich vermutlich nie die Wattys gewinnen werde... Lächerlich, ich weiß...Aber ich hatte irgendwie ein winziges bisschen Hoffnung. Alles, was ich tue ist nur so halb, dabei möchte ich meine Bücher irgendwann Mal an einen Verlag schicken. Doch ich habe das Gefühl, dass meine Bücher nie gut genug sein werden...Ich weiß nicht einmal, warum ich das mit euch teile. Das ist kein Fishing for Compliments oder so, ich schätze ich musste das einfach Mal loswerden. Zudem werde ich vermutlich Drugs löschen und neu schreiben. Genauso, wie ich vielleicht ein paar andere Bücher lösche. Unexpected überarbeite ich im Moment schon, was man vor allem an den unterschiedlichen Anführungszeichen innerhalb des Buches sehen kann.
Macht es gut, bis zum nächsten Kapitel.

12 rules [s.m.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt