𝒔𝒑𝒓𝒊𝒏𝒈 | »Sieg oder Niederlage?«

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K A P I T E L || 69

{Emma Clark}

Abends wird es doch noch ein wenig kühler, als gedacht. Das stelle ich fest, als ich in meinem leichten Mantel etwas friere. Das wird sich hoffentlich ändern, wenn ich in Bewegung komme.

»Na, wie war dein erster Tag an der Uni?«, fragt Shawn, während er seine Hände aneinander reibt und danach in die Taschen seiner Jacke steckt. Sein Blick, der bis eben noch auf mir geruht hat, wandert zu einem undefinierten Punkt in der Ferne.

»Ach, der war ganz gut. Mein Professor ist zwar stinklangweilig, aber ich habe einen Fan von dir getroffen. Sie ist wirklich nett«, erzähle ich und grinse.

»Die sind eben überall, was soll man machen«, witzelt er schulterzuckend und lacht ein wenig, ehe er fortfährt, »Okay, das mit dem Professor ist blöd...Morgen wird bestimmt besser.«

Nickend murmele ich: »Wird es sogar glaube ich wirklich. Wie war dein Tag denn?«

Seine Schultern bewegen sich erneut hoch und runter.

»Keine Ahnung...war ganz okay, schätze ich. Ich musste ein paar langweilige Dinge mit Andrew klären, aber das war nicht so schlimm.«

»Na dann. Wollen wir da vorne auf der Wiese Football spielen?«, frage ich und zeige auf die große Rasenfläche, die vor uns liegt. Shawn nickt mit seinem Kopf, bevor er mir plötzlich den Ball aus der Hand reißt und losrennt.

»Ich mache dich fertig!«, schreit er.

Während ich beschleunige, rufe ich: »Das glaubst aber nur du Mendes

Damit rennen wir gemeinsam auf die Wiese zu. Shawn erntet ein paar Bodychecks von mir, woraufhin er versucht, mir in unsportlicher Weise ein Bein zu stellen. Jedes Mal kann ich gekonnt ausweichen. Auf der Wiese angekommen, bleiben wir stehen.

Wirklich Football spielen kann man zu zweit nicht, aber man kann zumindest versuchen, das Spiel so gut, wie möglich, nachzuamen.

»Du wirst sowas von verlieren!«, verkündet Shawn kühn. Er hat immer noch den Ball in der Hand, nur dass er jetzt auf mich zustürmt. Besser gesagt, er stürmt auf seinen ersten Touch Down zu, wenn ich ihn nicht davon abhalte, den Ball hinter meine imaginäre 10 Yard Line zu bringen und dann in der Endzone zu landen.

Irgendwie schaffe ich es, ihn davon abzuhalten einen Touch Down zu machen, woraufhin her schmollend zurück auf seine Position geht.

»Ha! Du Lappen!«, schreie ich und provoziere ihn damit vermutlich noch mehr. Genau genommen ist das mein Ziel. Shawn in ein motziges Ungeheuer zu verwandeln ist sozusagen meine neue Lebensaufgabe.

»Wart's nur ab! Das war nur, weil ich nett sein wollte. Du wirst schon noch sehen!«, entgegnet er, bevor er einen neuen Versuch startet.

Nachdem wir beide völlig ausgepauert sind, lassen wir uns auf einer Bank in der Nähe des Rasens nieder. Mittlerweile ist es dunkel. Die Straßenlaternen sind sogar schon angegangen.

»Wie kann in einem so zierlichen Mädchen nur so viel Energie stecken?«, fragt Shawn mich kopfschüttelnd.

»Du hast ja gesehen, wie viel ich immer verdrücke, wenn wir Essen bestellen. Irgendwo muss die Energie ja hin. Ich für meinen Teil nutze sie eben gerne, um gewisse Sänger fertig zu machen.«

Shawn lacht kurz auf und klopft mir auf die Schulter. Dann murmelt er: »Das war nur Glück. Das nächste Mal mache ich dich wirklich fertig.«

»Das hast du heute zwar schon gesagt, aber gut. Wir werden ja sehen. Apropos Essen: Wollen wir langsam Mal ein Restaurant aufsuchen oder irgendwas bestellen?«, frage ich und stehe wieder von der Bank auf.

»Wie wär's mit dem Inder an der Ecke? Also den, den wir gesehen haben, als wir vorhin daran vorbeigelaufen sind«, schlägt Shawn vor. Da das ziemlich gut klingt, nicke ich.

»Ich habe übrigens vorhin mit Jack telefoniert...Er wird wahrscheinlich erst wieder zu Sabrinas Hochzeit da sein. Schöne Grüße übrigens«, erzähle ich.

Wir laufen weiter den Weg entlang und kommen dabei sogar noch an einigen Joggern vorbei.
Dass jemand so spät joggt, hätte ich nicht gedacht. Dabei hört man doch immer diese Horrorgeschichten, dass eine Joggerin in irgendeinem Busch vergewaltigt und tot aufgefunden wurde...Oder war das nur in den Filmen?

»Er richtet mir schöne Grüße aus? Clever...Schöne Grüße zurück.«

Was meint er denn bitte mit »clever«?

»Werde ich ausrichten?«, sage ich, wobei sich meine Stimme am Ende des Satzes so merkwürdig anhebt, als sei es eine Frage.

Shawn lacht kurz und entgegnet schließlich: »Jetzt guck schon nicht so komisch. Du kannst ihm wirklich schöne Grüße ausrichten. Ich mag ihn. Wir kennen uns ja noch von Früher.«

Also wenn das Mal keine Lüge war...Doch ich beschließe, es einfach darauf beruhen zu lassen. Man muss ja nicht auf allem herumreiten.

»Schau Mal, wir sind schon da!«, sage ich etwas zu überrascht. Schließlich war mir klar, dass wir in einigen Schritten das Restaurant erreichen.
Ich bin jedoch froh, ein neues Thema gefunden zu haben, das von dem ganzen Jack-Ding ablenkt.

»Wie wäre es mit dem Tisch da hinten?«, fragt mich Shawn und deutet auf einen Platz am Fenster, der sich am Ende des Raumes befindet. Die Sitzbänke sehen total gemütlich aus, wenn auch eher amerikanisch und nicht indisch.

»Sieht nach dem perfekten Platz aus!«, sage ich und mache mich mit Shawn auf den Weg zu dem Tisch. In der Sekunde, in der wir uns hinsetzen, merke ich, wie mein Magen grummelt. Sich die ganze Zeit auszupauern macht definitv hungrig.

»Darf es für Sie schon etwas zu Trinken sein?«, fragt die Kellnerin, als sie zu unserem Tisch kommt. Wir bestellen uns beiden Getränke und schauen danach noch einmal in die Karte, um uns etwas zu Essen auszusuchen.

Alle Gerichte auf der Karte klingen lecker und da ich hier noch nie war, habe ich absolut keine Ahnung, was ich mir bestellen soll. Vielleicht warte ich einfach, bis Shawn bestellt und nehme dann genau dasselbe. Dann muss ich mir keine Gedanken machen. Wenn er jedoch etwas ekliges bestellt, habe ich die Arschkarte gezogen. Damit lasse ich meinen Blick wieder auf die Karte sinken.

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12 rules [s.m.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt