𝒂𝒖𝒕𝒖𝒎𝒏 | »Jack & Jack«

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K A P I T E L || 25

{Emma Clark}

»Lass mich raten: Model«, höre ich jemanden hinter mir sagen. Ohne, dass ich mich umdrehen möchte, hat die Konversation mein Interesse geweckt. Ich frage mich, wen er gerade auf diese grauenhafte Weise versucht anzubaggern. Noch mehr interessiert mich aber, wer er ist.

»Kein Model?«, ein braunhaariger Junge lässt sich neben mir nieder, »Dann bist du bestimmt Instagram Model, du weißt schon, Influencer?«

Ich drehe mich nun doch um, weil ich erwarte, dass die Person, mit der er redet, ihm gleich antwortet.

»Ach nein. Wieso bin ich nicht gleich darauf gekommen? Du wurdest mitgebracht. Die Art, wie du dich umsiehst und dich fragst, mit wem ich rede, zeigt mir schon, dass du nicht hierher gehörst. Die meisten Leute strotzen nur so vor Selbstvertrauen. Du nicht.«

Schlagartig höre ich auf, mich umzusehen und erröte.

»Jap, ich bin wohl das Anhängsel. Wieso zur Hölle sollte ich ein Model sein? Mehr traust du mir nicht zu?«, entgegne ich.

»Die meisten Mädchen würden das als Kompliment auffassen, wenn man sie für ein Model hält.«

Ich lache kurz auf.

Dann sage ich:»Erstens bin ich nicht wie die meisten Mädchen, sonst würde ich mich jetzt an Justin Bieber ranschmeißen, anstatt alleine an einem leeren Tisch zu sitzen, während mein Freund mit Camila Cabello flirtet. Zweitens: Das ist echt ein schlechter Anmachspruch. Vermutlich krallst du dir extra Mädchen, die nicht das Selbstbewusstsein eines Victoria's Secret Models haben, nur damit du sie leichter ins Bett bekommt.«

Ich schiebe das Champagner Glas auf der weißen Tischdecke hin und her.

»Dein Freund ist Shawn Mendes?«, fragt der Junge entgeistert.

»Wieso? Ist das denn so offensichtlich?«

»Außerdem verurteilst du mich, ohne mich zu kennen. Meine Name ist übrigens Jack«, schiebt er nach, während er sich in seinem Stuhl zurücklehnt und zu Shawn rüberschielt, »Ja. Guck sie dir an. Frechheit. Wie kann er dich nur hier sitzen lassen und stattdessen seine Zeit mit ihr verbringen?«

»Schleimer. Ich heiße übrigens Emma.«

Plötzlich geht mir ein Licht auf.

»Jack?«, hake ich nach. Er dreht sich zu mir.

»Was denn?«

»I ain't never met a girl like you and you'll never find a man like me. Walking out the door with you on my arm... You got me going mad when you dress like that«, fange ich an zu singen, »Gilinsky?«

Ein raues Lachen dröhnt durch seine Kehle.

»Genau der. Also Model vielleicht, aber Sängerin wohl eher nicht«, lacht er. Dafür erntet er einen Tritt unter dem Tisch, ehe ich mitlache.

»Ich kann ganz toll singen«, brumme ich, wie ein trotziges Kind, nur eben aus Spaß. Er lacht und eine kurze Stille entsteht, obwohl es um uns herum laut ist.

»Ich war eigentlich noch nie ein Fan von diesen Parties. Die ganzen Menschen sind alle nicht mein Fall«, gesteht Jack nach einer Weile und nimmt einen Schluck aus seinem Glas. Ich sehe ihn ein wenig irritiert an. Man müsste meinen, dass ein Typ, wie er, solche Parties liebt.

»Zja, ich dachte das hier wird irgendwie cool. Vermutlich nur, weil ich noch nie hier war. Meine Gefühlslage hat dann relativ schnell zu beängstigt gewechselt und ist schließlich zu gelangweilt übergegangen. Ich kann mich nicht erinnern, in den letzten zwei Stunden ein Wort mit meinem Freund geredet zu haben«, antworte ich. Vermutlich ist das mehr, als ich irgendeinem Sänger preisgeben sollte.

»Hier steckst du«, gibt Jack Johnson von sich, während er sich einen Stuhl heranzieht.

»Jap. Ich habe schon daran gedacht zu verschwinden. Unter Umständen kommt Emma ja mit?«, Jack sieht mich an.

»Ich? Das ist glaube ich keine gute Idee...«, sage ich. Mein Blick wandert durch den Raum. Ich kann Shawn nirgendwo finden.

»Warum denn nicht?«, fragt der andere Jack. Seine Augen sehen durch seine Brille wie die eines Teddybären aus.

»Wegen Shawn. Ich meine immerhin sind wir zusammen hier und ich kann nicht einfach ohne ihn gehen«, sage ich.

Der braunhaarige Junge runzelt seine Stirn.

»Ach ja? Ich kann ihn hier nirgendwo sehen.«

Das hat gesessen. Ich stehe auf.

»War nett euch kennengelernt zu haben, ich suche jetzt meinen Freund«, gebe ich von mir und mache mich auf den Weg Richtung Menschenmasse. Zu dem Punkt, wo eben noch Shawn stand.

Doch egal, wo ich hinsehe, er ist nicht da. Es war eine verdammt blöde Idee mich mitzunehmen. Ich habe hier nichts verloren. Mittlerweile verstehe ich den Sinn seiner Aktion nicht einmal. Wenn er will, dass wir als Paar gesehen werden, wo zur Hölle ist er dann?

Das alles macht keinen Sinn. Wenn er jemanden als seine Freundin braucht, dann soll er doch Camila nehmen.

Ich quetsche mich durch die Menschen durch, bis ich zu den Toiletten gelange. Sie befinden sich in einem langen Gang. Wenn man noch weiter geht, kommt man zu der Garderobe. Ich hole mir meinen Mantel, da ich in den Taschen mein Handy vergessen habe.

Wo bist du?

Doch die Nachricht hat nur einen Haken. Shawn verdammt, wo bist du?

»Hast du dich doch dazu entschieden mit uns zu kommen?«, fragt Jack grinsend, als er mir mit dem anderen Jack entgegenkommt. Vermutlich, um ihre Jacken zu holen. Gedankenverloren schüttele ich meinen Kopf. Meine Augen ruhen immer noch auf dem Display, in der Hoffnung, dass mir Shawn endlich antwortet. Doch anstatt einer Antwort, kommt meine Nachricht nicht einmal bei ihm an. Es liegt nicht daran, dass mein Internet so schlecht ist, sondern wahrscheinlich hat er sein Handy ausgeschaltet.

»Schade. Du verpasst was.«

Ich lache: »Was denn?«

»Das wirst du leider nie erfahren«, gibt der blonde Jack achselzuckend von sich. Ich verdrehe meine Augen.

»Ich hoffe man sieht sich«, verabschiedet sich Jack, bevor er mit dem blonden Jungen im Gepäck den Raum verlässt.

Irgendwie ist es schon skurril, dass ich gerade Jack und Jack getroffen habe, während ich mit Shawn Mendes auf einer Party bin. Abartig.

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12 rules [s.m.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt