𝒘𝒊𝒏𝒕𝒆𝒓 | »Play Date«

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K A P I T E L || 45

{Emma Clark}

»Jack Gilinsky? Willst du mich eigentlich verarschen? Du krallst dir jeden Tag einen neuen Hottie. Kannst du mir erklären, wie du das anstellst? Emma? Hallo, ich rede mit dir!«, quietscht Estelle außer sich. Wenn ich das wüsste, dann hätte ich mir vermutlich schon ein Imperium aus Ratgebern aufgebaut und mein Gesicht wäre auf jeder Werbetafel.

»Ich mache das nicht extra. Frag mich nicht. Außerdem woher weißt du das mit Jack?«, frage ich und schaue von meinen Schnürsenkeln, die ich mir gerade binde, auf. Estelle ist, wie sie es immer macht, einfach in die Umkleide reingeplatzt, um mich mit Fragen zu bombadieren.

»Da draußen steht er und fragt nach dir. Innerhalb von zwei Tagen sind Shawn Mendes und Jack Gilinsky hier bei uns im Baumarkt aufgetaucht. Sie haben beide nach dir gefragt. Dafür gibt es nur zwei Erklärungen. Die eine ist, dass du irgendeine Zauberkraft hast und die andere, dass ich dringend eine Therapie brauche, weil ich Geister sehe. Es gibt durchaus schlimmere Dinge. Diese Wahnvorstellungen würde ich eigentlich gar nicht loswerden wollen....«, philosophiert sie vor sich hin. Während ich mir meine Jacke anziehe, grinse ich in mich hinein. Er ist ziemlich pünktlich, stelle ich außerdem fest.

»Achso ja, er wollte mich abholen. Hätte nur nicht gedacht, dass er so überpünktlich ist«, antworte ich ihr.

Estelle läuft mir hinterher, während ich mich nach draußen bewege. Kurz vor der Tür hält sie mich zurück, indem sie fragt: »Im Nachhinein verstehe ich noch weniger, warum du je auf Michael und so reingefallen bist...Du hast immerhin Chancen bei Shawn Mendes! Ich wusste schon immer, dass du besser bist als die. Jetzt geh raus und schnapp dir den Kerl!«

Es gibt wirklich wenige Momente, in denen ich Estelle am Liebsten drücken würde, ehrlich gesagt gab es bis jetzt noch nie so einen Moment, aber dieser ist einer. Diese Motivationsrede ist, auch wenn sie ohne jeglichen Zusammenhang, aus dem Nichts kam, wirklich süß.

»Danke, Estelle. Du hast auch jemanden Besonderen verdient. Wenn wirklich was mit Jack laufen sollte, dann verkuppele ich dich mit einem seiner Freunde«, grinse ich. Estelle umarmt mich überschwänglich, worauf ich ein wenig Atemnot bekomme.

»Du bist die Beste!«

Nach dem ich mich aus ihrem Griff losgerissen habe, mache ich mich auf den Weg zu Jack. Er sieht so gut, wie immer aus. Fast schon zu gut.

»Hey, schön dich zu sehen. Wie ich erkennen kann, bist du zum Glück noch nicht durch deine eigene Nadel erstochen worden«, begrüßt er mich. Lachend gehe ich auf die Umarmung ein, in die er mich zieht.

»Ja da hast du Recht. Kommt noch. Irgendwann bin ich blind oder tot. Nähen ist lebensgefährlich.«

Er grinst, während wir uns auf den Weg zu dem Ausgang machen. Beim über die Schulterluken sehe ich, wie Estelle mir zugrinst und zwar auf eine Art und Weise, die man schon fast anstößig nennen könnte. Lachend verdrehe ich meine Augen.

»Was ist?«, fragt Jack grinsend.

Lächelnd winke ich ab: »Nichts. Was soll sein? Wie läuft es eigentlich gerade mit deiner Musik? Ich meine die Tour endet ja hier. Hast du schon was neues geschrieben?«

»Ein paar Lieder gibt es wirklich«, erzählt er stolz.

»Darf ich sie irgendwann Mal hören?«

Jack sieht mich kurz an, in seinem Blick liegt etwas nachdenkliches, dann schüttelt er jedoch seinen Kopf.

»Erst, wenn sie released werden.«

Etwas beleidigt schmolle ich: »Das ist gemein. Warum denn nicht? Ich werde es schon keinem verraten!«

»Sie sind noch nicht fertig. Solange ich nicht wirklich damit zu Frieden bin, zeige ich sie niemandem«, antwortet er und hält mir die Tür seines Autos auf. In der Winterzeit kann man auf dem Lake Ontario immer Schlittschuhfahren, also gehe ich davon aus, dass er mich dorthin mitnimmt.

»Nicht einmal, wenn ich ganz lieb gucke und schmolle?«

Damit setzte ich einen unbeholfenen Dackelblick auf. Viel eher unbeholfen, als Dackel.

»Was soll das werden? Also, um mich zu überzeugen, da musst du dir schon etwas Besseres einfallen lassen«, grinst er und schlägt die Tür neben sich zu.

»An was denkst du da so?«

»Find es heraus!«, er blickt zu mir und seine Augen funkeln in einer Art und Weise, durch die mir ganz schummerig wird. Auf eine gute Art und Weise. Meine Hände sind schon ganz schwitzig, ich fasse es nicht. Für einen kurzen Moment habe ich daran gedacht, Shawn davon zu erzählen, bis mir eingefallen ist, dass er ja nicht mehr mit mir befreundet sein will.

Während wir fahren herrscht für eine paar Augenblicke Stille, bis Jack die Musik anmacht. Zu meiner Enttäuschung nicht seine, sondern bloß das Radio.

»Jetzt hören Sie Señorita von dem kanadischen Superstar Shawn Mendes und Camila Cabello«, wird das Lied angekündigt, während die ersten Takte im Hintergrund spielen. Als hätte dieses kack Radio meine Gedanken mitbekommen. Ich ertappe mich dabei, zu hoffen, das Camila an dem nächsten Señorita erstickt.

»Sorry«, murmelt Jack und schaltet das Radio wieder aus, bevor er fragt; »Willst du dich vielleicht connecten?«

Nachdem ich kurz darüber nachgedacht habe, nicke ich. In letzter Zeit höre ich Green Day rauf und runter. Also verbinde ich mich mit seiner Anlage und mache boulevard of broken dreams an.

»Zugegebener Maßen, das war unerwartet«, kommentiert Jack meine Musikwahl.

»Hast du was gegen Green Day oder ist es so unwahrscheinlich, dass ich gute Musik höre?«, lache ich. Damit drehe ich die Lautstärke noch etwas hoch und singe in meinem Kopf mit.

»Das habe ich nicht gesagt. Ich finde es cool, dass du Green Day hörst. Mir war nur nicht klar, dass du auf so Oldies stehst.«

»Die meisten alten Dinge sind besser. Zumindest was die Musik und die Filme angeht, da gilt dieses Konzept schon.«

Jack fasst sich gespielt entsetzt an die Brust: »Ich fühle mich attackiert«

»So war das nicht gemeint!«, stottere ich. Für einen kurzen Augenblick sieht er mich ernst an, bevor er in Lachen ausbricht und wieder auf die Straße blickt.

»Ich weiß. Du hast außerdem recht.«

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12 rules [s.m.]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt