Jorge
Noch immer sitze ich wie versteinert auf dem Sofa. Ich sollte anrufen, ja wirklich, aber alles in mir sträubt sich dagegen. Ich will der Wahrheit nicht ins Auge blicken müssen. Ich kann jetzt kein Kind mit Cande gebrauchen, konnte ich nie und werde ich auch nie. Ich will sie nicht in meinem Leben haben.
Allerdings muss ich auch an den Kleinen denken. Er wird ohne Vater aufwachsen. Er hat rein gar nichts damit zutun und wird bestraft. Das will ich ihm nicht antun.
Ich greife nach meinem Handy und wähle dann die Nummer, die auf dem Zettel steht. Es klingelt ein paar mal, ehe der Anruf entgegen genommen wird.
"Hallo?"
"Hier ist Jorge", stelle ich mich vor und kurz herrscht Pause.
"Ich habe nicht mehr damit gerechnet, das du anrufst."
"Ich auch nicht", antworte ich ehrlich, starre Löcher in die Luft.
"Deine Freundin klang sehr deutlich und überzeugt, das du nichts mit mir zutun haben willst."
"Verlobte. Hat sie das so gesagt?"
Ich dachte Valu hat nur kurz mit ihr gesprochen.
"Du hast scheinbar nur schlechtes über mich erzählt."
"Kannst du es mir verübeln? Was hätte ich denn positives erzählen sollen? Es gibt nicht eine Sache."
"Warum hast du angerufen?", wechselt sie das Thema. Es ist ihr unangenehm darüber zu sprechen, welch schlechter Mensch sie doch ist.
"Ich will meinen Sohn kennenlernen, jedoch nur, wenn ich einen Vaterschaftstest machen kann. Ich will die Wahrheit, schwarz auf weiß", erkläre ich mein Anliegen und Candelaria ist sofort damit einverstanden. Sie hat den Brief von damals noch, in dem steht, das eindeutig ich der Vater des Kindes bin.
Wir vereinbaren ein Treffen für morgen und das macht mich stutzig. Warum ist sie noch hier? Es ist einige Tage her und bisher habe ich mich auch nicht gemeldet. Hat sie doch damit gerechnet, das ich mich melde?
Nachdem ich das Telefonat beendet habe bin ich erleichtert, aber auch panisch. In nichtmal 24 Stunden lerne ich mein Kind kennen. Mein Kind, von dessen Existenz ich nichts wusste. Ich weiß nicht damit umzugehen, das ist alles neu für mich.
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Spontan haben Valentina und ich entschieden, das ich einfach in die Stadt komme und wir uns erst dort treffen, zusammen mit den anderen. Ich habe Zuhause schon ein bisschen was getrunken und will die Sache jetzt hier fortsetzen, ich muss mich ablenken.
Ich begrüße erst unsere Freunde am vereinbarten Treffpunkt und dann Vale mit einem langen Kuss.
"Du hast getrunken", merkt sie an und ich bin erstaunt, wie gut sie riechen und schmecken kann.
"Ein wenig. Ich würde gern auch noch ein bisschen trinken, also lassen wir das Auto am besten stehen."
"Ich werde dann einfach fahren, ist auch okay. Aber warum trinkst du?"
"Einfach so, es gibt keinen besonderen Grund", wiegel ich die Sache mit einem weiteren Kuss ab und dann setzt sich die Gruppe in Bewegung. Schnell finde ich mich wieder inmitten von Essen und Alkohol.
Das Paradies.
Jedoch werde ich immer wieder von der Blondine zu meiner linken kritisch beäugt. Deswegen lege ich meinen Arm um ihre Hüfte, ziehe sie näher zu mir heran und küsse sie.
"Ich liebe dich, Baby", nuschel ich gegen ihr Lippen, drücke ihr noch einen Kuss darauf, den sie erwidert.
"Leute, hier wird nicht rumgeturtelt, sondern gefeiert", unterbricht uns Caros Stimme und nur ungern lösen wir uns voneinander. Immerhin lächelt Valu jetzt endlich und ich kann durchatmen. Ich will nicht, das sie von meinen Zweifeln weiß. Es ist meine Angelegenheit und darüber muss sie sich jetzt nicht den Kopf zerbrechen.
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Amor Al Límite
FanfictionDas Leben von Valentina und Jorge scheint perfekt. Die Beziehung läuft gut und beide stürzen sich voller Vorfreude in die Hochzeitsvorbereitungen. Bis Candelaria auftaucht. Jorges Exfreundin hat nicht nur sein Kind im Gepäck, sondern auch einen Plan...