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Jorge

Mein Tag war nicht gut. Besser gesagt meine komplette Woche. Ich habe ein absolutes Tief. Die Arbeit konnte mich ablenken, aber sobald ich die Praxis verlassen habe, war ich schlecht gelaunt. Giménez hat mir einen Bekannten von ihm empfohlen, der Psychologe ist, sich besonders mit Menschen beschäftigt, die traumatische Ereignisse hinter sich haben. Zweimal in der Woche hab ich eine Sitzung.

Natürlich sehe ich schon eine Verbesserung, aber trotzdem habe ich noch schlechte Tage oder in dem Fall eine schlechte Woche. Mein Highlights sind die Unternehmungen mit Leo und meine kleine Familie Zuhause.

Ich war vor drei Tagen das erste mal mit beim Frauenarzt und habe unser Kind auf einem Ultraschallbild gesehen. Es wird ein Junge. Ich war noch nie so stolz auf etwas in meinem Leben.

Der Kleine lenkt mich ziemlich gut ab. Wenn wir Abends im Bett liegen, dann rede ich mit ihm, er lässt mich meine Gedanken für einen Moment vergessen.

Ich sehe es Valentina an, dass sie meine Laune mitnimmt, weil sie nichts daran ändern kann. Deswegen wollte ich nie, dass sie davon erfährt. Vorher war es nur mein Problem, jetzt ist es unseres.

Giménez hingegen ist froh, dass ich mich ihr anvertraut habe und den Kampf nicht mehr mit mir alleine austrage. Für ihn war es auch eine Qual, Vale Nichts zu erzählen. Mit ihm treffe ich mich auch einmal in der Woche, wo wir über alles, außer der Therapie reden. Er ist wie ein Vater für mich und manchmal braucht es eben diese 'Vater- Sohn- Zeit'.

22 Uhr sitze ich gerade im Auto um nach Hause zu fahren, als Lionel mich anruft. 

"Hey Lio, was kann ich für dich tun?"

"Du solltest zum Polizeirevier kommen, deine Schwester und ihre Freundin abholen, ansonsten müssen sie wohl in der Ausnüchterungszelle bleiben."

Ausnüchterungszelle? Es ist 22 Uhr und sie ist betrunken? 

"Ich bin schon auf dem Weg, gib mir vierzig Minuten", erwidere ich, lege auf und fahre los. 

Mit etwas Verzögerung komme ich letztlich an, wo Lionel mich schon freundlich begrüßt. 

"Die beiden lachen wie bescheuert. Ich hab keinen Drogentest veranlasst, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass dieser positiv sein wird und dann haben die beiden ein Problem. Sie habe eine Verwarnung und ein Bußgeld bekommen."

"Wegen was?"

"Erregung öffentlichen Ärgernisses."

Mit großen Augen drehe ich mich zu meinem Kumpel. 

"Was genau muss ich mir darunter vorstellen?"

"Du weißt doch wie Frauen Sex haben."

Bitte was? Meine Schwester und eine andere Frau? Das verwundert mich. Dann ist ihr heimlicher Freund also eine Frau . 

"Okay, reicht an Informationen, wo sind die beiden?"

"Folg mir einfach", geht Lio voraus, ich ihm hinterher, bis wir eine kleine Zelle erreichen. Dort sitzt Karol lachend mit Malena, meiner Exfreundin. Lionel macht die Zelle auf und ich drehte hinein. 

"Guten Abend Señoritas", klatsche ich in die Hände um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen. Für einen kurzen Moment schauen sie ernst zu mir hoch, ehe sie einen erneuten Lachanfall bekommen. 

"So geht das schon die ganze Zeit", schüttelt Lio seinen Kopf.

"Na los, ich bring euch nach Hause", halte ich beiden jeweils eine Hand hin, ziehe sie mit Schwung auf ihre Beine. 

"Schön dich wiederzusehen, Jorge", fällt Male mir zur Begrüßung um den Hals. Ich halte sie fest, damit sie nicht umfällt.

"Gleichfalls", erwidere ich, stütze gleichzeitig meine Schwester. Nachdem Malena sich wieder von meinem Hals gelöst hat, verabschiede ich mich von Lionel, bringe die beiden zum Auto, wo ich sie auf die Rückbank setze, ehe ich vorn einsteige. Hin und wieder schaue ich durch den Spiegel zu den beiden, da sie sich verdächtig ruhig verhalten, aber vermutlich setzt nur die Müdigkeit ein. 

Amor Al LímiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt