11 - Verlobt

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Valentina

Die erste Nacht ist vergangen und grinsend betrachte ich meinen Verlobungsring. Jedes mal aufs Neue ist es für mich so merkwürdig diesen Ring an meinem Finger zu sehen. Es gibt kein schöneres Gefühl auf dieser Welt, aber ich werde mich weder daran gewöhnen, noch an den Ehering nächstes Jahr.

"Na, was grinst du schon wieder so verliebt?", regt sich Caro neben mir und ich halte ihr meine Hand mit dem Ring vor die Nase.

"Ich könnte schon wieder losweinen, wenn ich an die Verlobung denke."

"Ich kenne niemanden, der nach so vielen Jahren soooo verrückt nach seinem Partner ist, das ist krank", schlägt sie schmunzelnd meine Hand weg, 

"Ich kann auch nichts dafür, aber er ist einfach perfekt, jedenfalls perfekt für mich."

Ich glaube ohne Jorge kann ich nicht mehr leben. Er ist mein Anker, mein Fels in der Brandung und dieser Ring erinnert mich immer wieder daran.

"Ich gönne dir dein Glück, du hast es verdient, Süße."

"Als hättest du kein Glück, ich würde sagen Rugge ist auch ein Hauptgewinn", stupse ich ihr in die Seite und bekomme ein falsches Lächeln von ihr.

"Was ist los?", fällt mir sofort auf, das etwas nicht stimmt.

"Ruggero will mich nicht heiraten."

"Niemals?"

"Er meinte irgendwann vielleicht, aber nicht jetzt."

"Und du willst jetzt?"

"Ich will nicht noch Jahre warten."

"Wäre das also ein Trennungsgrund für dich?"

"Ich hab keine Ahnung", jammert sie, legt sich ihre Hände aufs Gesicht.

"Du liebst ihn doch, oder?", frage ich und sie nickt.

"Dann kannst du warten. Finde ich es schön, das ich Jorge heirate? Ja, na klar. Allerdings würde es mir auch nichts ausmachen, wenn er noch nicht so weit wäre. Wir haben alle Zeit der Welt und wenn einer noch nicht bereit ist, dann ist das eben so", nehme ich Ruggero in Schutz.

"Meinst du denn, er würde mich irgendwann heiraten?"

"Aber natürlich. Ruggero liebt dich über alles, er braucht nur immer etwas länger, das wissen wir doch."

"Ich hoffe nur du hast recht", seufzt meine Freundin, während ich mich langsam aus dem Schlafsack schäle.

"Komm, wir gehen eine Runde schwimmen, dann geht es dir vielleicht besser."

Unser Platz ist nur wenige Meter von einem See entfernt. Wir waren früher jedes Jahr hier, aber irgendwann hat einfach die Zeit gefehlt.

"Können wir nicht erst frühstücken?"

"Nein, wir ziehen unsere Bikinis an und dann gehts ins Wasser", lehne ich ihren Vorschlag ab, öffne unser Zelt, damit frische Luft reinkommt. Carolina braucht definitiv Ablenkung. 

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Auch am Sonntag und somit letzten Tag hat sich Caros Laune nicht wirklich verbessert. Ich habe gestern alles versucht, aber sie lässt sich nicht mehr davon abbringen, das irgendwas nicht stimmt in ihrer Beziehung. Ich halte mich zurück, nicht von Jorge zu schwärmen, damit sie nicht noch deprimierter wird. Ich kann es nicht verstehen. Ruggero ist ein guter Mann und das weiß sie auch, warum muss sie plötzlich diesen Drang haben?

"Eigentlich brauchen wir noch eine Woche, so deprimiert, wie du bist", lasse ich mich in der Sonne neben ihr auf der Wiese nieder. 

"Ich weiß auch nicht was los ist. Ich glaube es liegt daran, das dein großer Tag immer näher rückt, während mein Leben fast schön rückwärts verläuft. Früher war es relativ im Einklang, aber jetzt überrundest du mich."

Amor Al LímiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt