25 - Malena

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"Es war wirklich schön hier, danke für deine Gastfreundlichkeit, aber ich muss zurück. Jorge braucht mich", löse ich mich aus Agus' Umarmung, antworte auf seine Frage, ob ich nicht doch noch bleiben möchte. 

Ich würde wirklich gern, diese Stadt hat mich abgelenkt und ich konnte trotzdem meiner Arbeit nachgehen. Ich glaube Giménez hat Kontakte auf der ganzen Welt. Allerdings geht mir Jorge nicht mehr aus dem Kopf. Das Telefonat nach seinem Geburtstag, er war so traurig und ich bin ja auch so fertig. Wir brauchen einander und wir bekommen das hin. 

"Dann wünsche ich dir einen guten Flug, bitte melde dich, sobald du kannst, okay?" 

Ich nicke und grinsend winke ich ihm zur Verabschiedung, gehe zu meinem Gate. 

Keiner weiß von meiner Rückkehr, nur meine Eltern. Meine Mamá wird mich vom Flughafen abholen und mich nach Hause bringen. Sie unterstützt meine Entscheidung voll und ganz. Sie liebt Jorge vermutlich mehr als mich oder mindestens genau so sehr. 

Ich vertreibe mir die Zeit am Flughafen mit einem Buch für werdende Mütter. Ich liebe es, mich über unseren Nachwuchs zu informieren. Eigentlich könnte ich den ganzen Tag einfach nur meinen Bauch streicheln und mit dem Baby reden. 

Ich schlafe fast den kompletten Flug über, bin froh, als ich endlich wieder argentinischen Boden unter den Füßen habe. Glücklicherweise komme ich relativ schnell an meine Koffer, die ich nach draußen schiebe, bis ich meine Mutter sehe, die mir auf halben Wege entgegenkommt, mich erstmal umarmt. Dann nimmt sie mir meine Koffer ab und ich folge ihr zum Auto. 

"War der Flug gut? Wie gehts dem Baby? Hast du schon mit Jorge geschrieben?", löchert sie mich erst mit Fragen, als wir im Auto sitzen. 

"Ich hab nur geschlafen, dem Baby geht es bestens und nein, Jorge weiß noch nichts davon", antworte ich brav auf all ihre Fragen.

Es soll eine Überraschung werden und ich hoffe er freut sich.

Meine Mutter fragt mich weiterhin aus. Natürlich ist sie neugierig, aber ich weiß ja selber nicht, wie es mit Jorge und mir weitergeht. Das akzeptiert sie auch irgendwann, sodass ich ein bisschen Fragen zur Schwangerschaft stellen kann. Da ist sie direkt in ihrem Element, was mich wunderbar ablenkt, bis wir vor der Haustür halten. 

"Soll ich mit reinkommen?"

"Nein, ich komm schon klar, aber dankeschön" beuge ich mich für eine Umarmung zu ihr rüber, drücke sie ein paar Sekunden lang, ehe ich aussteige, meine Koffer aus dem Kofferraum nehme und mich nach oben begebe. Ich schiebe meine Koffer ohne nachzusehen in den Flur, als ein spitzer Schrei ertönt.

"Malena", blicke ich um die Ecke und da steht sie tatsächlich. Die Bluse noch halb offen, sodass ich ihren BH sehen kann. Der BH, der damals auf dem Sofa lag. 

"Karol", ruft sie Jorges Schwester, die dann ebenfalls im Flur steht, halbnackt. 

Oh. Jetzt weiß ich, was hier läuft. Beide schauen mich etwas verloren an, weswegen ich mir ein schmunzeln verkneifen muss. Deswegen erzählt sie Jorge also nichts von ihrer Liebschaft. 

"Ich werde jetzt mal lieber gehen", hat Male den letzten Knopf ihrer Bluse geschlossen, huscht an mir vorbei, zur Tür raus, die ich dann schließe. 

Mit einem Grinsen im Gesicht lege ich den Kopf schief und Karol wird ganz rot. 

"Bitte sag Jorge nichts, versprich es mir", fleht sie mich an.

"Aber wieso denn nicht? Es ist doch schön, das du glücklich bist."

"Hast du gesehen, wer zur Tür rausspaziert ist? Seine Exfreundin. Das ist absolut seltsam."

"Ich finde daran überhaupt nichts seltsam. Ich wusste zwar nicht, dass du und sie, also das ihr auch auf Frauen steht, aber wenn ihr euch mögt, warum denn nicht? Jorge freut sich, wenn du glücklich bist, egal wer das ist", spreche ich ihr gut zu, woraufhin sie mich umarmt.

Amor Al LímiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt