37 - Am Ende

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"Komm schon Valentina, bitte. Du hast seit zwei Tagen nichts gegessen und da war es auch nur Suppe", stelle ich das gefüllte Tablett neben die Blondine aufs Bett.

Seit sie vor zwei Wochen aus dem Krankenhaus entlassen wurde, liegt sie fast nur im Bett. Ich kann das absolut nachvollziehen, aber es ist auch für mich eine schwierige Situation.

"Ich habe keinen Hunger", lehnt sie ab, wirft mir einen bösen Blick zu.

"Bitte. Es muss ja nicht viel sein, aber du weißt so gut wie ich, dass Hungern keine Lösung ist."

"Lass es sein, Jorge. Ich hab keinen Hunger."

"Wenigstens einen Bissen, komm schon Valentina", appelliere ich weiter und kurz denke ich, ich bin am Ziel, da sie sich das Tablett schnappt. Jedoch hebt sie es dann hoch und schmeißt es samt Inhalt Richtung Tür.

"Raus hier!", schreit sie mich an und ich trete den Rückzug an. Ich komme sowieso nicht mehr an sie heran, egal wieviel Mühe ich mir gebe.

Ich lasse die Sachen so liegen, gehe vorsichtig an den Scherben vorbei nach draußen.

"Klang nicht nach Erfolg", sieht Karol mich mitfühlend an, als wir uns in der Küche begegnen.

"Ich muss auf Arbeit, wir sehen uns", will ich gar nicht weiter darüber reden, sondern einfach nur meinen Kopf frei bekommen.

Das ist leichter gesagt als getan. Ich kann meine Sorge um Vale nicht abschalten. Trotzdem bemühe ich mich, mir das vor den Patienten nicht anmerken zu lassen, denn diese haben selber Probleme und kommen zu mir, damit ich ihnen helfe. Da kann ich schlecht über meine Probleme reden.

Ich stürze mich bis spät Abends in die Arbeit. Ich will nicht nach Hause. Valentina wird mich entweder ignorieren oder anschreien, darauf kann ich verzichten.

Leonardo ist mit Candes Mutter aktuell in Chile, damit der Kleine sich von dem Schock erholen kann. Er hat nächtelang geheult, wollte nur seine Mamá wiedersehen. Es bricht mir das Herz, dass ich ihm nicht helfen kann. Er hat realisiert, dass Cande nicht mehr zurückkommt. Wenn er wieder da ist, will Giménez ihn therapieren. Für Kleinkinder ist das Ganze traumatisierend und dem will mein Onkel etwas entgegenwirken.

Gegen 22 Uhr verlasse ich die Praxis. Ich habe den Feierabend so weit wie möglich herausgezögert, aber ich bin müde. Natürlich werde ich wieder im eigentlichen Kinderzimmer schlafen. Wir haben nur die erste Nacht nachdem sie wieder Zuhause war in einem Bett geschlafen. Jetzt lebe ich schon fast in diesem Zimmer.

Ich schließe aus ein paar Meter Entfernung schon mein Auto auf, als ich einen mir bekannten Wagen auf dem Parkplatz sehe.

Scheinbar hat man mich gesehen, denn die Tür geht auf und Carolina kommt auf mich zugelaufen.

"Hey, was machst du denn hier?", begrüße ich sie stirnrunzelnd, umarme sie danach.

"Ich musste dem Hochzeitsplanungsstress entfliehen."

"Und da kommst du zu mir? Willst du dich in Therapie begeben?", mache ich einen kleinen Scherz und sie beginnt kurz zu lachen, setzt aber schnell wieder eine ernste Miene auf.

"Ich war schon bei Valu, aber sie redet nicht mit mir."

"Mit mir redet sie auch nicht, außer wenn sie mich gerade anschreit."

"Ist es so schlimm zwischen euch?"

"Wollen wir das vielleicht woanders ausdiskutieren?"

"Ich könnte einen Drink vertragen und du?"

"Hier um die Ecke ist gleich eine Bar, du kannst das Auto hier stehen lassen", bin ich sofort einverstanden mit ihrem Vorschlag.

"Na dann, zeig mir den Weg", schließen wir beide die Autos ab und machen uns auf den Weg. Keine Zehn Minuten später sitzen wir an einem Tisch in einer ruhigen Ecke, jeder ein Getränk vor der Nase.

Amor Al LímiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt