38 - Ehrlichkeit

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Während Leo mit seiner Mamá redet, beobachte ich ihn schweigend. Er ist zum dritten mal hier, nach der Beerdigung und kurz nach seinem Geburtstag. Sein erster Geburtstag mit mir, aber ohne Cande.

Wir waren im Disneyland, ein paar Tage, nur wir beide. Ich glaube, das tat ihm gut, genau wie mir.

Das ganze ist jetzt auch schon fast einen Monat her. Ich wollte ihm nicht zu viel zumuten, aber er hat mich gefragt, ob wir nicht kurz zum Friedhof fahren können. Er ist tapfer, geht mit der Situation besser um, als ich.

Mit Valentina gibt es keine richtigen Fortschritte. Wir sind uns so fern, obwohl wir unter einem Dach leben. Ich liebe sie und ich will auch dass es funktioniert, aber ohne ihre Hilfe geht das schlecht.

"Ich vermiss dich, Mamá", höre ich seine letzten Worte, ehe er zu mir kommt und ich ihn umarme. 

Wortlos gehen wir dann zum Auto und ich fahre ihn zu Candes Mutter, da er das Wochenende über bei ihr bleibt. Ich habe mir vorgenommen mit Valentina zu reden. Wir müssen endlich wieder gemeinsam durchs Leben gehen und an einem Strang ziehen. 

Bevor ich nach Hause gehe, besorge ich einen Strauß Rosen. Sie hat schon lange keine Blumen mehr von mir bekommen und das ist mein Friedensangebot.

Als ich das Haus betrete, höre ich Valentinas Stimme. Sie scheint zu telefonieren.

"Nein Mamá, ich diskutier' jetzt auch nicht weiter mit dir", brummt sie, als ich hinter ihr auftauche, die Rosen vor sie halte.

Die Blondine dreht sich um, lächelt mich an.

"Ich muss jetzt auflegen, Jorge ist gerade nach Hause gekommen. Ciao", beendet sie das Telefonat, legt das Handy auf der Küchentheke ab.

"Sind die für mich?", fragt sie verlegen und nickend drücke ich sie ihr in die Hand.

"Ich will nicht mehr das wir wie Fremde zueinander sind. Ich liebe dich und Nichts wird jemals daran etwas ändern. Wir haben bisher jedes Problem gemeistert, wieso also nicht auch das?"

"Ich liebe dich", legt sie die Blumen beiseite, legt ihre Arme um meinen Nacken und zieht mich zu einem Kuss zu sich runter.

"Es tut mir leid, dass ich so zu dir war. Du bist das Beste in meinem Leben und ich war einfach nur gemein zu dir. Keine Ahnung, wieso du noch nicht die Flucht ergriffen hast."

Ich lege meine Stirn an ihre, meine Hände sind hinter ihrem Rücken verschränkt.

"Ich komme niemals von dir los, habe niemals genug von dir und werde bis zu meinem letzten Atemzug an deiner Seite sein."

"Das wären schöne Worte für dein Ehegelübde."

"Du willst mich also noch heiraten?"

"Hab ich jemals gesagt, ich will das nicht mehr? Ich trage diesen Ring mit so viel Glück und Stolz, ich würde dich immer heiraten."

Das zu hören beruhigt mich. Keine Ahnung, wieso ich daran gezweifelt habe.

"Vielleicht sollten wir im Oktober heiraten. Vielleicht war das, was passiert ist ein Zeichen."

"Meinst du wir schaffen das in so kurzer Zeit mit der Planung?"

"Vielleicht müssen wir ein paar Abstriche machen, aber ich will dich heiraten, sobald wie möglich", ist sie total euphorisch, weswegen es mir schwerfällt sie zu bremsen, aber es muss sein.

"Können wir vorher noch darüber reden? Ich weiß, das ist ein empfindliches Thema, aber wir müssen es aus der Welt schaffen."

Wir brauchen einen Neuanfang und den schaffen wir nur, wenn wir das alte hinter uns lassen.

Amor Al LímiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt