Jorge
Wie ein begossener Pudel stehe ich am Straßenrand, sehe sie wegfahren. So habe ich mir unser Wiedersehen nicht vorgestellt. Sie ist zurecht sauer wegen dem Kuss, aber mit dem BH habe ich nichts zutun. Keine Ahnung wem der gehört und was er in unserem Wohnzimmer macht.
Er war definitiv noch nicht da, als ich ankam und auch nicht als ich nochmal los bin.
Als sie mit dem Auto um die Ecke verschwunden ist, gehe ich wieder nach oben. Zunächst stelle ich den Blumenstrauß ins Wasser, ehe ich den BH an mich nehme. Ich hoffe er gehört meiner Schwester und sie kann erklären, wieso er in unserem Wohnzimmer lag. Leider ist Karol nicht da, weswegen ich nur spekulieren kann.
Müde lasse ich mich auf unser Sofa fallen, nehme mein Handy und versuche Valentina zu erreichen. Wir können jetzt nicht einfach auf Abstand gehen, wir müssen darüber reden. Ich tippe mir die Finger wund, schreibe ihr ständig, rufe sie an. Irgendwann geht sofort die Mailbox ran, meine Nachrichten erreichen sie nicht mehr.
Wo würde sie hingehen? Fieberhaft überlege ich. Mein erster Gedanke ist Caro. Da sie mich bestimmt wegdrücken wird, rufe ich gar nicht erst an, sondern schnappe mir mein Fahrrad und düse los. Ich brauche fast vierzig Minuten, bis ich die Wohnung erreiche. Unser Auto sehe ich nicht irgendwo stehen, aber vielleicht hat sie nur weiter weg geparkt. Ich will gerade klingeln, als jemand die Haustür aufreißt.
"Caro, hey, ist Valentina bei dir?"
"Hey, seit wann bist du wieder da? Nein, Vale ist nicht bei mir", umarmt sie mich kurz, sieht mich dann fragend an.
"Seit ein paar Stunden. Weißt du wo sie ist?"
"Hattet ihr Streit?"
"Sowas in der Art", möchte ich das eigentlich nicht auf offener Straße besprechen.
"Aber doch nicht wegen dem Baby, oder?"
"Baby?", reiße ich erschrocken meine Augen auf und ertappt blickt Carolina an mir vorbei.
"Was für ein Baby? Bitte Caro, was meinst du?"
"Valentina ist schwanger", kommen die Worte aus ihrem Mund, ziehen mir den Boden unter den Füßen weg.
Warum hat sie mir nichts gesagt? Seit wann wusste sie davon? Normalerweise verhütet sie mit der Pille. Hat sie diese einfach abgesetzt oder war es wirklich ein Unfall? Geplant war es definitiv nicht.
"Meine schwangere Frau ist gerade irgendwo im nirgendwo unterwegs, keiner weiß wo, ihr Handy ist aus, ich weiß nicht-"
"Jorge, beruhig dich", unterbricht Caro mich, zieht mich in ihre Arme, wo ich kraftlos zusammensacke und mich zurückhalten muss, nicht einfach loszuheulen.
Ich habe die letzten Tage und Wochen zu viel geheult, ich muss mich zusammenreißen.
"Komm, ich bringe dich erstmal rein."
Mühevoll schleppt sie mich nach drinnen und die Treppen hoch. Ich bin keine große Hilfe, ziehe mich am Geländer nur provisorisch mit nach oben.
Ich kann nur daran denken, das Valentina schwanger ist und sie mir nichts davon erzählt hat.
Auch als ich auf dem Sofa sitze und Caro mir ein Glas Wasser gebracht hat, kann ich an nichts anderes denken. Ich werde wahnsinnig!
"Valu hat ihr Handy aus, es geht sofort die Mailbox ran", kommt Carolina wieder zu mir, setzt sich neben mich.
"Ich weiß, ich habe es auch so oft versucht, sie geht nicht ran. Hast du eine Ahnung, wo sie sein könnte? Meine einzige Idee wären noch ihre Eltern, ansonsten bin ich ratlos", lege ich meine Hände auf meine Augen.
"Ich habe keine Ahnung Jorge, es tut mir leid. Was ist denn vorgefallen?"
"Das ist egal gerade. Ich muss Valu finden und mit ihr reden."
Danach kann Caro ja gern erfahren was passiert ist, aber so läuft mir die Zeit davon.
"Jorge, du musst dich erstmal wieder beruhigen, du zitterst als wärst du nur mit Badehose in einer Eistonne."
"Meine Frau ist irgendwo da draußen, schwanger mit meinem Kind. Ihr Handy ist aus, was wenn ihr etwas passiert ist? Jemand könnte sie entführt haben oder sie hatte einen Unfall-", male ich mir schon das schlimmste aus, werde erneut von Caro unterbrochen.
"Du schaust zu viele Filme. Valu geht es gut, sie braucht vielleicht gerade nur etwas Zeit."
"Und woher willst du das wissen?"
"Wir kennen Valentina, sie passt schon auf sich auf."
"Ich bete zu Gott, dass du Recht hast."
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Es ist schon stockdunkel, als ich mit dem Rad durch die Straßen fahre. Carolina hat eine Ewigkeit gebraucht, damit ich wieder halbwegs vernünftig werde und nicht die Polizei anrufe. Außerdem hat sie mir versprochen, sich zu melden, sobald sie was von Valu hört.
Ich mache mir unglaubliche Sorgen, will nur wissen ob es ihr gut geht. Sie muss nichtmal mit mir reden, von mir aus kann sie sich bei Caro oder sonst wem melden und es wird mir dann übermittelt.
Bevor ich nach Hause fahre, mache ich noch einen Abstecher zu meinem Onkel, ich brauche dringend mehr Tabletten, sonst überlebe ich diese Nacht nicht.
Verwundert stelle ich fest, dass unser Auto vor dem Haus steht. Ist sie wirklich zu Giménez geflüchtet?
Ich stelle mein Fahrrad am Haus ab, drücke dann die Türklingel. Erstaunt öffnet mein Onkel kurz darauf die Tür.
"Jorge, was machst du denn hier um diese Uhrzeit?"
"Ist sie hier?", gehe ich auf seine Frage gar nicht ein.
"Es ist fast Mitternacht, wieso bist du hier?", antworter auch er nicht auf meine Frage, stellt eine andere.
"Du musst mich nicht rein lassen oder mir sagen, ob sie da ist. Unser Auto steht hier, also war sie mindestens kurz da. Sag mir wenigstens, dass es ihr und unserem Baby gut geht."
"Es geht den beiden gut. Die Frage ist aber immernoch, was du hier machst?"
"Ich brauche Tabletten, sonst drehe ich durch. Ich hab keine mehr...bitte."
"Du gefährdest deine Gesundheit, du solltest dich psychologisch behandeln lassen und nicht alleine durch Tabletten hoffen, dass alles wieder normal wird."
"Ich weiß, aber gerade brauche ich sie."
"Na schön, warte hier, ich bin gleich zurück."
Ungeduldig laufe ich vor der Tür hin und her, bis Giménez mit einer neuen Schachtel vor mir auftaucht.
"Du rettest mir das Leben."
"Ich wünschte, es würde anders funktionieren", seufzt er, drückt sie mir in die Hand.
"Würdest du Valentina bitte sagen, dass ich sie liebe, es mir leid tut und ich mich auf das Baby freue?"
"Gute Nacht Jorge, wir sehen uns morgen auf Arbeit", geht mein Onkel wieder nicht auf meine Worte ein und ich gebe mich geschlagen.
Die Tabletten packe ich in meine Jackentasche und dann fahre ich mit meinem Fahrrad nach Hause.
Obwohl ich es gerade nicht Zuhause nennen kann, denn Valu ist nicht da und ich weiß nicht, ob sie wiederkommen wird.
Müde lasse ich mich aufs Bett fallen, greife in die Innentasche meiner Jacke und hole die Tabletten raus.
Zwei sollten reichen um die Nacht zu überleben.
Tja, ihr habt alle gedacht sie geht jetzt mit Agus fremd, absoluter Plottwist mit Giménez. :D
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Amor Al Límite
FanfictionDas Leben von Valentina und Jorge scheint perfekt. Die Beziehung läuft gut und beide stürzen sich voller Vorfreude in die Hochzeitsvorbereitungen. Bis Candelaria auftaucht. Jorges Exfreundin hat nicht nur sein Kind im Gepäck, sondern auch einen Plan...