Kapitel 44

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Die weiße Welt war verblasst und eine bunte hatte sich geöffnet. Keine Dunkelheit. Keine Schatten. Keine Finsternis. Nur Licht und der Duft der Blüten. So sollte es sein - doch so war es nicht.

Das alles war eine bittere Lüge. Das schwache Abbild des grauen Katers war zu sehen. Auf der sonst so hellen Wiesen stand er und starrte ins Nichts.

Dann; Pfotenschritte. Eine hellgraue Kätzin erschien am Rande der Wiese. Ihre sanften, blauen Augen leuchteten.
Hinter ihr erschien eine weitere blaugraue Kätzin.

Das schwache Abbild des Katers verblasste und die Farben kehrten zurück.
Die Blumen gingen wieder. Die Blätter flüsterte wieder miteinander.

"Noch ist es nicht zu spät", flüsterte die erste Kätzin.

Die zweite seufzte. "Noch nicht", murmelte sie, "aber bald wird es so weit sein. Sie macht gerade den größten Fehler ihres Lebens. Einen Fehler, der nicht nur auf Auswirkungen auf sie haben wird."

Die hellgraue Kätzin drehte sich um und sah der anderen tief in die Augen. "Ich weiß, Mondrose", miaute sie, "doch ich vertraue ihr. Sie wird den Pfad zum Licht wiederfinden. Da bin ich mir sicher."

Mondrose schnaubte missbilligend. "Du bist doch nur zu naiv, um das einzusehen, Schwarzfluss. Sie ist deine Tochter. Du wirst immer hoffen."

Schwarzfluss stieß verächtlich die Luft aus. "Was weißt weißt du denn schon?", fauchte sie, "du hattest nie Jungen. Ich weiß, dass das nichts damit zutun hat, dass sie meine Tochter ist. Ich spüre, dass sie den richtigen Weg wählen wird."

Mondrose verdrehte die Augen und stöhnte genervt. "Wie kannst du das sagen?", knurrte sie, "ich kann nicht einmal mehr Kontakt zu ihr aufnehmen. Die Verbindung ist abgebrochen!"

Es dauerte nicht lange, da brauste Schwarzfluss vollständig auf. "Dann überleg doch einmal, woran das liegt! Sie glaubt nicht mehr an den WunderClan!"

Mondrose riss entgeistert die Augen auf. "Warum nicht?!", fragte sie perplex.

"Weil sie schon so oft verraten wurde. Erst von Windnebel, dann Sandwolke und nun auch Löwenfell! Und nie hat ihr jemand zur Seite gestanden! Ich wollte sie in ihren Träumen besuchen, aber ihr wart ja dagegen!", fauchte Schwarzfluss die andere WunderClan-Kätzin an.

Mondrose verstummte. Sie wusste nicht mehr, was sie sagen sollte.

Bevor sie überhaupt die Chance bekam, etwas zu erwidern, knurrte Schwarzfluss: "Ich werde mich jetzt selbst um die Sache kümmern. Ich habe es satt, dass ihr für alles zu dumm seid."

Mondrose erstarrte und konnte nicht glauben, was sie da gerade gehört hatte. "Meinst du das ernst?", fragte sie leise.

Schwarzfluss schnaubte. "Natürlich", fauchte sie, "ich habe eure Verschwiegenheit satt. Und das ist meine wirkliche Meinung zu euch."

Ehe Mondrose noch etwas erwidern konnte, drehte sich die hellgraue Kätzin um und verschwand in der Dunkelheit.

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"Heiliger WunderClan! Seerose! Steh endlich auf! Wir wollen aufbrechen!"
Regenbogenklangs Worte drangen nur schwach zu der schlafenden Kätzin durch.

In ihren Träumen verstand diese einfach: Seerose, bleib liegen. Wir brechen ohne dich auf.

Der hellgraue Haufen Fell rollte sich enger zusammen. So friedlich dieser Anblick auch war - Regenbogenklang musste ihn zerstören und weckte die junge Kriegerin mit einem Pfotenhieb in die Seite.

Seerose fuhr hoch. "He!", fauchte sie, "was soll das?! Kannst du mich nicht sanfter wecken?"

Regenbogenklang verdrehte die Augen. "Du wolltest ja nicht aufwachen", fauchte sie, "irgendwie musst du ja aufwachen. Komm jetzt. Die Patrouille wartet schon."

Warrior Cats - Special Adventure - Seeroses BestimmungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt