Kapitel 48

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Seerose erstarrte. Das konnte ihre Schwester nicht ernst meinen. Sie sollte Jungen erwarten? Aber wie? Sie hatte sich doch nur einmal kurz mit Geisterfuchs getroffen!

"Verwechselt du mich mit jemandem oder hast du Bienen im Hirn?", fauchte Seerose, "ich kann keine Jungen erwarten! Ich habe doch nicht einmal einen Gefährten!"

Sturmrose schnaubte."Natürlich hast du einen Gefährten", miaute sie, "denkst du, ich habe nicht bemerkt, dass du dich letztens aus dem Lager geschlichen hast?"

Seerose konnte es nicht glauben. Ihre Schwester hatte sie gesehen! Sie hatte sie und Geisterfuchs gesehen! "Sturmrose", stammelte sie, "es war nicht das, wonach es aussah. Ich ... Ich ..." Ihre Stimme brach ab.

Sturmrose verdrehte die Augen. "Was war es dann?", miaute sie, "ein zufälliges Treffen? Seerose, du kannst mir nichts vormachen. Ich weiß alles."

Die hellgraue Kätzin seufzte. "Gut", murmelte sie, "was soll ich machen, damit du es keinem sagst?"

Sturmrose riss entsetzt die Augen auf. "Du sollst gar nichts machen", miaute sie, "ich bin deine Schwester und ich erwarte nichts von dir! Denkst du nicht, dass ich auch meine Geheimnisse habe?"

Seerose warf ihrer schildpattfarbenen Schwester einen verwirrten Blick zu. "Was sollst du denn schon getan haben?", fragte sie, "du würdest niemals das Gesetz der Heilerkatzen brechen, so wie du deinen Rang liebst."

Sturmrose senkte den Kopf und betrachtete ihre Pfoten. "Aber das bedeutet nicht, dass ich keine Gefühle habe", flüsterte sie, "verstehst du es denn nicht? So wie du von einem SonnenClan-Krieger Jungen erwartest, erwarte ich von einem MondClan-Heiler welche."

Seerose erstarrte. Sie konnte es nicht glauben. Tausende Fragen flogen in ihrem Kopf umher wie Pollen in der Blattfrische über die Wiese.

Warum hatte Geisterfuchs Sandwolke ermordet? Erwartete sie wirklich Jungen? War Sturmrose ebenfalls trächtig?
Das konnte doch alles nicht sein!

"Von Erlenfluss?", fragte sie und zuckte mit den Ohren, "ich meine, ja wohl nicht von Wolfsnarbe."

Sturmrose sah Seerose angewidert an. "Natürlich nicht von Wolfsnarbe! Aber das spielt jetzt auch keine Rolle. Ich erwarte Jungen, die ich nicht zur Welt bringen darf."

Sturmrose warf ihrer Schwester einen traurigen Blick zu. Die hellgraue Kriegerin fühlte Mitleid in sich aufkommen.

Es liegt uns wohl im Blut, unseren Clan zu verraten.

Benommen betrachtete sie ihre Pfoten. "Und was soll ich jetzt tun?", fragte Seerose niedergeschlagen.

Eine kalte Stille beherrschte die Luft, ehe Sturmrose mit ihren Worten wie Krallen in Seeroses Herz traf. "Ich kann diese Jungen nicht behalten. Ich kann mich nicht um sie kümmern."

Sie will ihre Jungen wirklich abgegeben? Aber sie will doch nicht etwa, dass ich mich um sie kümmere! Das kann ich nicht tun! Auf keinen Fall!

"Seerose", hob die Schildpattkätzin an, "ich habe so lange dafür gekämpft, Heilerin zu sein. Ich kann diesen Rang jetzt nicht wieder aufgeben. Es ist meine Bestimmung, Heilerin zu sein, aber ich kann meine Jungen nicht nach der Geburt in der Wildnis aussetzen und verhungern lassen. Ich muss mir sicher sein, dass sich jemand um sie kümmert. Und wer eignet sich da nicht besser als meine eigene Schwester? Bitte, Seerose! Sag mir, dass du dich um meine Jungen kümmern wirst!"

Seerose erstarrte. Das konnte sie doch nicht tun! Sie musste sich doch um ihre eigenen Jungen kümmern! Wie sollte sie jetzt auch noch die ihrer Schwester übernehmen?

"Sturmrose", flüsterte Seerose und sah ihre freudlose Schwester an, "ich kann das nicht. Ich möchte dir wirklich helfen. Aber ich kann das nicht. Diese Jungen brauchen dich als ihre Mutter. Du weißt nicht, was wir für einen Schaden anrichten würden. Wenn du mich jetzt hasst, kann ich das verstehen, aber es tut mir unendlich leid."

Warrior Cats - Special Adventure - Seeroses BestimmungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt