Die eisige Nacht erstreckte sich über die Landschaft. Der Himmel war finster und die Sonne schien verstorben. Die sonst so bunten Blätter des Blattfalls waren nicht zu erkennen.
Nur wenige Katzen waren wach. Leise flüsterten sie miteinander und machten sich für die Morgenpatrouille bereit. Die Schatten der kalten Dunkelheit umschlossen die Silhouetten und schienen sie mit in die Finsternis nehmen zu wollen.
Seerose riss entsetzt ihre blauen Augen auf. Sie musste sich erst einmal einige Herzschläge lang umsehen, damit sie sich an die Schwärze gewöhnen konnte und verstand, wo sie war.
Sie lag in ihrem Nest. Sie war nicht im Lager des SonnenClans. Alles war nur ein Traum, oder? Nichts davon war real, sie hatte einfach nur geträumt, versuchte sie, sich selbst zu beruhigen.
Doch sie wusste, dass das nicht stimmte. Sie hatte bereits oft in der Vergangenheit Träume von anderen Katzen gehabt, die gerade wirklich passiert waren. Das war kein einfacher Traum gewesen, das wusste sie.
Das war gerade wirklich passiert. Ihr Sohn Nachtfrost hatte gerade wirklich Stimmengeflüster ermordet und deren Jungen in die Freiheit entlassen. Sonnenschein war wirklich am Leben.
Das alles war kein normaler Traum. Es war ein Auftauchen ihrer Gabe. Ein Zeichen. Ein Zeichen, dass sie handeln sollte. Sie sollte ihre Jungen retten und das hatte sie auch vor.
Aber wie? Eigentlich hatte sie gehofft, dass sie in der Nacht einen Traum von einer WunderClan-Katze gehabt hätte, aber den hatte sie nicht. Niemand war ihr erschienen. Sie war alleine.
Vielleicht wollte der WunderClan, dass sie ihre Probleme alleine löste? Vielleicht konnte der WunderClan nichts tun? Sie wusste es nicht, doch das spielte jetzt auch keine Rolle. Sie musste mit jemandem reden, der ihr helfen könnte.
Die einzige Katze, die ihr einfiel, war Sturmgeist. Weidenfluss würde sie nichts sagen können - diese wusste nicht einmal, dass sie Geschwister hatte.
Ich werde sie nicht unnötig belasten. Ich werde ihr alles erklären, wenn ich Sonnenschein und Nachtfrost gerettet habe. Ich werde zu ihnen kommen. Haltet durch, meine geliebten Jungen. Ich werde euch helfen.
Sie erhob sich auf die Pfoten und wusste, dass sie sofort mit Sturmgeist sprechen musste. Er würde ihr zuhören und ihr auch helfen, Sonnenschein und Nachtfrost zu retten.
Sie schlich sich in die Mitte des Baus und achtete darauf, niemanden zu wecken. Einmal verfing sich ihre Hinterpfote in Sandohrs Schweif, doch der sandfarbene Krieger bemerkte dies nicht und schlief weiter.
Als sie endlich das Nest des schildpattfarbenen Katers erreicht hatte, musste sie feststellen, dass er ruhig und friedlich schlief. Sein buschiger Schweif bedeckte sein Gesicht, die grünen Augen hatte er selig geschlossen.
Seerose tat es leid, dass sie ihn gleich aus seinem wunderbaren Schlaf reißen würde, aber sie wusste auch, dass es notwendig war. Sie musste mit ihm reden.
"Sturmgeist." Mit einer hellgrauen Pfote stieß sie ihn an; als er sich nicht rührte, wiederholte sie ihre Handlung heftiger. Der schildpattfarbene Kater fauchte frustriert und schlug ein grünes Auge auf.
"Seerose?", fragte er gähnend, "bist du das? Warum weckst du mich mitten in der Nacht? Beim heiligen WunderClan, geh wieder schlafen. Es ist mitten in der Nacht. Ich möchte meine Ruhe haben."
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Warrior Cats - Special Adventure - Seeroses Bestimmung
Fantasy"Schwarz und Weiß werden kämpfen, Eis muss fallen und Schatten sollen diese Welt regieren. Erst wenn einer siegt, kehrt Frieden ein." Die Zeit fließt immer weiter wie ein Fluss und niemand kann etwas dagegen tun. Das Schicksal ist für jeden vorbesti...