Das Kapitel spielt vor Kapitel 50, nachdem Aschenstern verstorben ist, und ist aus Geisterfuchs' Sicht geschrieben.
Am 23. Juni 2024 neu geschrieben.
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Geisterfuchs blinzelte angesichts der wabernden Nebelschwaden, die sich über das Lager des Sonnen-Clans gelegt hatten - ominöse Wolken schlängelten sich zwischen dem Schilf hindurch, griffen um die angrenzenden Tümpel und Teiche wie die unsichtbaren Krallen eines Gespensts, das die noch Lebenden heimsuchen wollte, und graue Fassaden hatten sich in düsterer Atmosphäre über den Horizont gelegt, sodass der junge Kater sich fühlte, als würde die schwere Luft ihn mit jedem Atemzug erdrosseln.
Sein Verstand raste, als sich die Bedeutung jener irrationalen Worte in seinem Bewusstsein entfaltete; seine Ohren zuckten, unruhig peitschte sein Schweif von einer Seite zur anderen wie ein Jäger, der einer Maus nachsetzt; sein ganzer Torso schien wie versteinert, alle Muskeln angespannt ohne den Bedacht, sich noch einmal zu regen, während eine tonlose Stimme die Botschaft in einem argen Flüstern zahlreiche Male wiederholte, die Ahornstern seinem Clan soeben überbracht hatte.
Aschenstern ist tot.
Die anwesenden Katzen verfielen bereits in angeregte Diskussionen über die Folgen dieser vermeintlichen Tragödie, erhitzte Debatten über das zukünftige Regime ihres nächsten Anführers oder die Neugierde erweckende Frage, welcher tapfere Krieges des Clans bald bereits die wichtigste Autorität dem schildpattfarbenen Kater folgend werden würde, dessen farbenfrohes Fell im Kleid des schimmerndes Regens viel mehr zu einer schemenhafte Silhouette verschmolz im Einklang mit den Schatten der Umgebung.
Selbstverständlich hatte sich bereits jeder eine reife Meinung zu diesen vielfältigen Themengebieten gebildet, die er nun kundtun und mit seinem Gegenüber austauschen musste, um jegliche Folgen oder mögliche Errungenschaften abzuwägen; doch Geisterfuchs fühlte sich in seinem Handeln schlichtweg paralysiert und nahm nicht an den Entscheidungsfindungen teil, obgleich er üblicherweise nicht davor scheute, seine Ansichten in ausführlichen Parolen den anderen kundzutun und zu evaluieren.
An seinem Herzen nagte eine Vermutung, die ihn schon seit vielen Monden begleitet hatte: eine Vorstellung, der er sowohl mit Abneigung als auch Hoffnung begegnete; ein Traum, den er sein Leben lang verfolgt hatte, den er nun aber gerne noch für einige Sonnenaufgänge von sich schieben würde, um sich vor der Entscheidung zu drücken, die er schon bald treffen müsste; zwischen all den Katzen, die am heutigen Abend den Worten ihres Anführers lauschten, zwischen muskulösen Kämpfern, geschwinden Jägern und weisen Veteranen, die im Ältestenbau den folgenden Generationen Geschichten der Vergangenheit erzählten, würde er, und dieser Gedanke entwuchs nicht seinem Hochmut, mit hoher Wahrscheinlichkeit derjenige sein, der sich Ahornsterns Ansprüchen an einen Zweiten Anführer am meisten näherte.
Bevor der dunkelgraue Kater allerdings dazu kam, sich noch einmal mit den Konsequenzen dieser bedeutsamen Möglichkeit auseinanderzusetzen, ermahnte der stämmige Anführer allerdings bereits die Versammelten mit einem Schnippen seiner Schwanzspitze, was in einem geschwinden Verstummen der Menge resultierte.
"Ich werde morgen den neuen Zweiten Anführer unseres Clans ernennen - demnach deklariere ich die Versammlung hiermit für beendet."
Den Mustern seines Vaters folgend wartete auch er nicht auf eine Reaktion seines Clans; welche Autorität sich hinter seinem selbstbewussten Auftreten versteckte, ließ sich bereits darin erkennen, dass die Menge auf seine Anweisung ohne jegliches Zögern reagierte und sich schnell erneut verstreute, um das abendliche Mahl wieder aufzunehmen.
In einem großen Sprung setzte Ahornstern anschließend von dem Felsabsatz hinunter, auf dem er zuvor seine Zuhörer überragt hatte, und landete anmutig wie ein Adler auf dem schlammigen Boden, wobei eine geringfügige Menge des sumpfigen Wassers sich unter dem Druck seiner Pfoten in verschiedene Richtungen verteilte, allerdings ohne den weißen Bauch des Katers zu beschmutzen, als habe selbst der Boden Respekt vor seiner imposanten Gestalt.
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Warrior Cats - Special Adventure - Seeroses Bestimmung
Fantasy"Schwarz und Weiß werden kämpfen, Eis muss fallen und Schatten sollen diese Welt regieren. Erst wenn einer siegt, kehrt Frieden ein." Die Zeit fließt immer weiter wie ein Fluss und niemand kann etwas dagegen tun. Das Schicksal ist für jeden vorbesti...