Kapitel 19

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Irgendwie fühle ich mich schlecht während ich meine Hose anziehe. Alex ist bereits
gegangen aber sein Geruch liegt immer noch schwer in der Luft. Mein Gewissen sagt mir, dass ich gerade Julien betrogen habe, aber er hat mich zuvor betrogen, zwar auf eine andere Weise aber die ist noch viel schlimmer. Arthur hatte recht, ich hätte von Anfang an eine Beziehung mit Alex eingehen sollen dann wäre das niemals passiert, womöglich hätten wir sogar noch die Chance auf das Gebiet rund um den Fluss. Meine Leopardin in mir ist wütend und ich bekomme das Bedürfnis auf irgendetwas einzuschlagen. Schnell mache ich mich auf den Weg zur Trainingshalle wo ich John und Bao auffinde.
“Nicht dein ernst”, motzt mich Bao sofort an.
“Was?”, frage ich verwirrt.
“Du hast mit Alex geschlafen? Nicht einmal eine Stunde nachdem Julien weg ist?”, schimpft Bao weiter, der den Geruch von ihm an mir festgestellt hat.
“Entschuldigung das ist ja wohl meine Sache”
“Hört auf zu streiten!”, wirft John ernst ein, “Lasst lieber eure Wut anders raus”
Er deutet auf den Kampfring. Bao und ich wärmen uns auf und steigen in den Ring. Wir prügeln aufeinander ein, also eigentlich prügle nur ich und Bao versucht einfach meine Hiebe abzuwehren. Doch dann treffe ich ihn am Bauch. Schmerzerfüllt beugt er sich über und John beendet den Kampf.
“Okay, das reicht jetzt”, schreit er und kommt Bao zu hilfe.
“Tut mir leid Bao”, entschuldige ich mich und setze mich auf einen Hocker.
“Schon gut, meine Deckung war schlecht”, gesteht sich Bao ein.

***

Ich kann es immer noch nicht glauben, dass mich Ella eiskalt rausgeworfen hat, dabei habe ich absolut nichts getan. Aber es ist wirklich interessant wie das Lightwood-Rudel von dem Vorhaben erfahren konnte, wer wusste außer Ella und mir sonst noch davon? Klatschnass sitze ich nun in einer Baumkrone und grüble vor mich hin. Die einzige Person die mich jemals liebte, denkt ich hätte sie verraten. Verzweifelt lehne ich meinen Kopf an den Stamm hinter mir und lasse meine Tränen raus. Wieso glaubt sie mir nicht, ich würde sie doch niemals so hintergehen. Wozu sitze ich hier eigentlich noch? Ich könnte genauso gut tot sein, es hat eh keinen Zweck, Ella wird mir sowieso nie wieder vertrauen. Es sei denn ich decke die Wahrheit auf, aber wie soll ich das tun wenn ich sofort umgebracht werde sobald ich einen Fuß in ihr Gebiet setze.

***

Es sind ein paar Tage vergangen, aber immer noch träume ich von Julien, dem Moment als wir unter der Dusche standen und uns küssten. Schweißgebadet wache ich auf und greife zur anderen Bettseite. Dort liegt Alex tiefenentspannt und schläft. Mittlerweile habe ich eine öffentliche Beziehung mit ihm bekannt gegeben, es ist das beste für mich, Alex sorgt dafür dass das Rudel sich respektvoll mir gegenüber verhält, niemand wagt es den Namen Julien in den Mund zu nehmen, auch traut sich keiner auszusprechen was sie über mich denken, nämlich dass ich nur Stunden nach Juliens Strafvollzug plötzlich mit Alexej zusammen bin. Ich schleiche mich aus seiner Wohnung, verwandle mich und renne quer durch das Territorium. Meine Leopardin wimmert seit Tagen in mir und ist unglücklich. Langsam komme ich dem Fluss näher, unsicher ob es eine gute Idee ist überquere ich ihn und schüttle mich am anderen Ufer. Geduckt laufe ich durch das hohe Gras und schnuppere. Ich rieche das Blut eines frisch erlegten Kaninchens.

Der schwarze LeopardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt