Kennenlernen

3.6K 115 2
                                    

Insgesamt haben sich 15 Kerle eingefunden. Alle sind zwischen 20 und 50 Jahre alte, alle braun gebrannt von der Sonne. Onkel Ben hat sich am Kopfende niedergelassen daneben sitze nun ich und neben mir Granny. Gegenüber mir sitzt Karle, der Vorarbeiter wie ich mitbekommen habe. Er scheint ein guter Freund meines Onkels zu sein und auch sonst ziemlich nett. Neben ihm sitzt sein Sohn Natt, er ist zwanzig. "Also du bist Rose. Hi, ich bin Natt. Und was tut man so in Alaska? Muss doch echt langweilig für Teenager sein." Ich versuche ein Lächeln und sage zu ihm, "Naja entweder man macht kleine Rennen zu Pferd oder mit Motorbikes oder kleine Wettschießen. Und jeden Samstag Abend gab es im Pup Karaoke. Wenn man gut war gabs was spendiert. Was macht man hier in Texas so außer Bullriding?" "Och ich würd sagen Lagerfeuer und Wettschießen ist auch ganz okay oder tanzen gehen. Karaoke ist nicht so meins, gibt's hier aber auch bestimmt irgendwo- und ganz klar Rodeos sind hier das beste überhaupt.", er grinst mich fröhlich an und zeigt mir seine Zahnlücke. Nun mischt sich sein Vater ein, "Rose wie ist eigentlich Alaska, ich kann mir das nicht wirklich vorstellen."

"Nun Alska ist genauso gefährlich wie es schön ist. Am schlimmsten sind die Winter... Aber am schlimmsten ist der Goldrausch...", das hätte ich nicht sagen sollen, denn nun habe ich alle Blicke auf mir. "Mein Bruder war auch so dumm, daran zu glauben dadurch reich zu werden.", Onkel Ben scheint mehr mit sich selbst als mit uns zu reden. "Onkel Ben, das glauben viel in Alska. Ihr hättet meine Vater vermutlich nicht wieder erkannt, er war nicht mehr im Goldrausch. Ihn hatte das Goldfieber gepackt. Jedem ist bewusst, dass Goldsuchen gefährlich ist, doch er hatte es schon lange vergessen. Es passiert immer wieder, das einer dabei stirbt.", meine Stimme ist ganz kalt.

"Wie ist es passiert, Rose?", meine Großmutter blickt mich mit feuchten Augen an. Sie hatte immer eine gute Bindung zu meinem Vater und war vermutlich sehr traurig über seinen Tod.

"Es war einer dieser Tage, es hatte zuvor immer wieder gefroren und dann wieder getaut und es war endlich warm genug um den Stollen weiter zu graben. Mein Vater war schon total unruhig gewesen und hatte behauptet er hätte dort unten Gold gesehen. Alle Zeichen sprachen dafür das es wieder ein heftiges Unwetter geben würde, doch mein Vater machte sich mit einem Freund trotzdem dorthin auf. Ich hatte ihn noch nie von etwas abhalten können, also blieb ich ständig am Funkgerät um nichts zu verpassen. Man braucht von unserem Camp circa eine Stunde zum Stollen, der weit in den Bergen lag. Als der Regen einsetzt beschloss ich eine Stunde zu warten, wenn sie dann noch nicht zurück waren oder einen Funk abgesetzt hatten würde ich zum Sheriff gehen. Ich funkte von da an immer wieder meinen Vater an, doch nicht rührte sich. Also ging ich zum Sheriff und er informierte einen Helikopter. Ich musste den Sheriff begleiten, da ich die einzige war, die wusste wo genau der Stollen liegt. Doch man sah schon von weitem, was passiert war. Ein Erdrutsch hatte sich gelöst und hatte den Stollen verschüttet. Man alarmierte sofort Rettungskräfte, aber mir war klar das beide tot waren. Nach drei Stunden suchen gab man es auf und erklärte beide für tot. Da die Lawine, den gesamten Stolen gefüllt und ihn zum Einsturz gebracht hat. Ich hatte erwartet das niemand auf die Beerdigung meines Vaters kommt, da er nie im Dorf gewesen war und ihn niemand wirklich kannte. Doch es kamen alle wegen mir..... Ich vermisse Alaska nicht, nicht dieses unbarmherzige Leben und Wetter aber ich vermisse die Menschen mit denen ich gelebt habe." Ich hebe meinen Kopf, da ich während meiner Erzählung immer starr auf die Tischplatte geblickt hatte. Granny laufen stumm einige Tränen von der Wangen und sonst ist es still. Ich stehe auf und verlasse den Raum, lehne mich aber dort gegen die Wand, da meine Füße mich nicht weiter tragen. "Die Kleine ist erstaunlich, sie hat einfach die ganze Meute zum schweigen gebracht.", sagt Karle. Anscheinend sollte das ein Witz sein aber mein Onkel motzt ihn an," halt die Klappe!" "Wir hätten ihn nicht mit Rose gehen lassen sollen! Warum haben wir sie nicht hier behalten?", schluchzt meine Granny. "Eure Rose scheint erwachsen geworden zu sein in diesem Land. Sie hat gelernt mit dem gegenwärtigen Tod zu leben. Das können wir alle von ihr lernen, schließlich ist Bull-Riding auch nicht ungefährlich.", Karle scheint Granny trösten zu wollen, womit er kläglich scheitert, denn sie schluchzt nur weiter. Ich renne nach oben in mein neues Zimmer und verkrieche mich endgültig in meinem Bett, indem ich sofort einschlafe.

how to be a cowgirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt