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Seit ich wieder Zuhause bin, sehe ich die ganze Welt anders. Oke, nicht die ganze, aber das was ich hier habe. Meine Familie und meine Freiheit. Tyler findet, dass ich in letzter Zeit zu viel nachdenke und das er diese Sentimentalität scheiße findet. Aber für mich war es nicht leicht gewesen zum zweiten Mal alles zu verlieren und wo ich jetzt wieder hier war fühlte ich mich zum ersten Mal zuhause und das wirklich.

Heute war ich ziemlich früh aufgestanden und alleine mit Shadow in Richtung Nationalpark geritten. Ich wollte nochmal die Herde der Wildpferde sehen. Seit dem Bild von meinem Urgroßvater ließ mich das ganze nicht mehr los. Ich bin neugierig ob ich das auch kann, zwischen den Wildpferden sein und mich zwischen ihnen bewegen.

Ich hatte Shadow nicht gesattelt, was ihm sichtlich gefiel und er vergnügt vor sich hin galoppierte. Ich hatte eine Nachricht auf dem Küchentisch hinterlassen, das ich heute alleine mit Shadow ausreiten wollte, doch nicht aufgeschrieben wohin. Ich wollte nicht das mir jemand folgt. Nach einigen Stunden waren wir endlich an der Wasserstelle, die die Koppeln vom Nationalpark trennt.

Ich ließ Shadow von dort an die Führung, da auf der Seite des Nationalparks eine kleine Schlucht begann, in der eine feines Rinnsal in das innere des Nationalparks führt. Nach und nach wurde die Schlucht auch breiter und vor uns erstreckt sich eine Landschaft welche mit weitern Felsschluchten durchzogen ist. In den Täler wächst tiefgrünes Gras und alles schient friedlich. Doch ich wusste das der Schein trügt, Onkel Ben hatte mir erzählt, das hier einige Pumas leben und deswegen man nicht alleine betreten soll. Ich war nicht ganz allein, ich hatte ja Shadow.

Der hob in diesem Moment seine Nüstern in den Wind und wiehertet dann leise und schlug eine bestimmte Richtung ein. Wir ritten durch eines der größten Täler und Shadow erklomm einen kleinen Hügel und dann sah ich sie. Die gleiche Herde, wie ich sie auch mit Tyler beobachtet hatte. Die Leitstute hatte uns schon längst entdeckt und blickte zu uns herauf. Langsam glitt ich von Shadows Rücken und hoffte damit die Stute, deren wachsamer Blick immer noch auf uns zwei Neuankömmlingen lag, nicht zu beunruhigen. Ich tätschelte noch einmal Shadows Nase, bevor ich langsam den Hügel Hinunter ging. Die Stute hatte sich ebenfalls in Bewegung gesetzt und kam ebenso langsam und bedächtig auf mich zu. Ich erkannte aus dem Augenwinkel, das mir Shadow gefolgt war und direkt hinter mir war, da beruhigte mich ein wenig. Wer wusste schon ob mich die Stute nicht angreifen und mich als Bedrohung für ihre Herde sehen würde. Die Leitstute war an sich ein wunderschönes Tier. Ihr Fell war von so einem hellen braun, das man es fast schon als beige bezeichnen könnte und ihre Mähne war schwarz und bildete einen starken Kontrast zu ihrem Fell. Ihre Ohren hatte sie nach oben gestellt, doch sie wirkte noch nicht aggressiv sondern interessiert an ihren Besuchern. Unten am Fußende des Hügels bleib ich stehen und wartete bis sie einen Meter entfernt von mir war. "Hallo Schira, dürfen wir deiner Herde näher kommen?", ich versuchte sanft zu klingen und nicht zu laut zu sprechen. Ihre großen Augen blickten mich fragend an oder das glaubte ich in diesem Moment. "Ich weiß es ist ungewöhnlich das sich Menschen deiner Herde nähern, aber ich bin anders. Ich bin keine Gefahr." Während ich redete senkte ich meine Blick und bewegte mich keinen Meter von der Stelle. Shadow schnaubte hinter mir, was meinem Herzschlag half sich zu beruhigen.

Ich hörte wie Schira näher kam und spürte mit einem Mal einen Atem in meine Haaren. Schira, das war mir in diesem Moment einfach durch den Kopf geschossen als ich die Stute anreden wollte. Ich lies immer noch meinen Blick gesenkt und wartete bis sich der Atem entfernte. Erst dann hob ich wieder meinen Blick. Die Stute stand keine Armlänge vor mir und blickte mich immer noch an. Ihre Ohren waren nach vorne gerichtet und sie schien auf eine Erkundung meinerseits zu warten. Langsam hob ich meine Hand und sie schnupperte noch einmal daran, bevor ich ihr sanft über die Stirn fuhr. Sie lies es über sich ergehen und ich zog meine Hand langsam wieder zurück. Dann wendete Schira und blickte dann nochmal über ihre Schulter zu mir. Nach dem Motto, komm mal mit, und ich folgte ihr. Seite an Seite gingen wir durch die Herde. Ab und zu wieherte oder schnaubte sie, als mir die andern Pferde, die neugierig auf mich geworden waren zu nah kamen und drohten mich zu zertrampeln oder mir alle Haare auszureisen. Shadow war auch irgendwo zwischen den wilden Pferden verschwunden. Irgendwann fand die Leitstute, das sie mich genug herumgeführt hatte und fing selbst wieder an zu grasen.

Ich setzte mich etwas abseits und beobachtete einfach die Tiere. Eine große dunkelbraune Stute mit hellen Flecken auf dem Bauch hatte sich zu mir gesellt und prustete mir öfters ins Gesicht, während sie fraß. Als wollte mich auch zum grasen animieren. Ich schob lachend ihren Kopf zur Seite und auch sie wieherte. Hell und freundlich davon angelockt kam auch Shadow wieder zu mir. Er stupste mich an und schüttelte seinen Mähne. Ich hob meinen Kopf zum Himmel und versuchte am Sonnenstand abzuschätzen wie spät es schon war. Doch das Blitzen oberhalb der Schlucht lies mich inne halten. Was war dort oben, das es so die Sonne reflektieren konnte? Vielleicht ein Spiegel, aber wie würde der hier her kommen, es war schließlich verboten seinen Abfall oder Gegenständen im Park zurückzulassen. Es musste also ein Fernglas sein, dort oben war jemand und er beobachtet mich und die Pferde. Es war ausgeschlossen, dass er mich nicht gesehen hatte mit dem Fernglas. Ich stand auf, ging zu Shadow und zog mich auf seinen Rücken. Dieser stampfte freudig mit den Hufen und wieherte fröhlich, als wüsste er das wir beide gleich galoppieren würden.

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