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Jisung POV

Nachdem ich mich bedankte hatte, ging er wieder auf etwas Abstand und schaute aus dem Fenster.

Da er nun sowieso mit dem Rücken zu mir stand, kuschelte ich mich wohlig in die Jacke und genoss den Moment, der sich mir gerade bot. Die Jacke roch nach ihm und ich musste zugeben, dass sein Geruch echt irgendwie gut war. Hörte sich das komisch an? Vielleicht.

Langsam kuschelte ich meinen Kopf mehr in den Kragen der Jacke und schloss die Augen. Da er etwas größer war als ich, wirkte es fast so als würde mich die Jacke verschlucken. Um ehrlich zu sein könnte ich mich daran gewöhnen. Meine Ruhe zu haben und mich in eine übergroße Jacke zu kuscheln.

Entspannt schloss ich meine Augen und lächelte in mich hinein. Zwar spürte ich immer noch die angetrockneten Tränen um meine Augen, aber dieser Moment ließ mich kurzfristig vergessen, was heute schon alles passiert war.

Mochte mich Minho irgendwo in seinem Innersten vielleicht auch? Vielleicht ist sein Leben auch nicht immer leicht, weswegen er mir das antut. Hatte ich mich etwa wirklich schon so sehr in diesen Typen verguckt, dass ich seine schlechten Taten teilweise ignorierte und als nichts persönliches ansah? Ob er bemerkte, wie meine Augen manchmal auf ihm lagen? Wie ich ihn anschaute, wenn ich mal nicht gerade genau vor ihm stand und mich fürchtete? Ob er mich überhaupt groß bemerkte?

Viele Fragen, doch keine eindeutigen Antworten. Nur Vermutungen, die aus Hoffnung aufstellte.

Genau dieses ganze Denken brachte mich dazu langsam in eine Art Halbschlaf abzudriften. Ich vergaß meine Umgebung komplett und fühlte mich gerade nur müde und schwach. Ich hatte heute noch nichts gegessen. Das war wahrscheinlich der Grund, warum mir die Energie für diesen stressigen Tag fehlte.

Dieser Müdigkeitsanfall ließ mich langsam in einen ruhigen Schlaf fallen.

Was ich dabei wohl nicht bedacht hatte war, dass ich immer noch auf dem Tisch saß.

Aber gerade kümmerte das mein Gehirn gar nicht und ich fiel immer weiter zur Seite. Bemerken tat ich das Geschehen nicht. Viel zu sehr brauchte ich gerade die Ruhe.

Diese war aber spätestens dann vorbei, als mein Körper realisierte, dass ich das Gleichgewicht verlor und zur linken Seite weg kippte. Leider war es schon zu spät und ich konnte mich nicht mehr halten. Mit einem leicht quiekenden Geräusch fiel ich den Tisch runter.

Zum Glück war ich wieder so wach, dass ich meinen Kopf davor beschützen konnte auf den Boden zu knallen.

So landete ich NUR auf meinem Arm. Trotzdem tat dies, aufgrund der Verletzungen von Minhos Prügelaktion von vorhin echt schrecklich weh. Ich zischte auf und kugelte mich leicht auf dem Boden zusammen.

Minho POV

Gerade verfolgte ich ein Flugzeug, das über unsere inzwischen dunkle Stadt flog, als man plötzlich ein paar etwas schmerzhafte Geräusche von Jisung hörte.

Erschrocken drehte ich mich um und ging automatisch einen Schritt vom Fenster weg. Jisung saß nicht mehr auf dem Tisch, aber lag auf dem Boden. Wie hatte er es bitte geschafft vom Tisch zu fallen?!

Schnell ging ich alarmiert zu ihm und hockte mich vor selbigen.

,,Alles in Ordnung?", fragte ich immer noch leicht erschrocken.

Leicht regte er sich und nickte nur mit dem Kopf. Irgendwie fiel es mir schwer ihm das zu glauben. Er schien verkrampft und wieder kurz vor den Tränen zu stehen. Da es ihm wohl peinlich war, versteckte er seinen Gesicht vor mir. Angsthase.

Ich packte den Jüngeren unter den Armen und setze ihn vor mich. Wie vermutet hatte er Tränen in den Augen. Wahrscheinlich weil so ein Fall von einem Tisch ziemlich schmerzhaft sein kann.

,,Wie hast du das denn geschafft?", fragte ich leicht amüsiert, aber auch mit ernstem Unterton.

,,I-ich b-b-bin wohl ein-eingeschlafen", gab er zitternd von sich und schaute leicht weg.

Leicht begann ich zu lachen. Er war vom Tisch gefallen, weil er eingeschlafen ist. Wie tollpatschig kann man sein? Ja wirklich. Auf einmal lachte ich vor ihm und auch ein bisschen über ihn. Er schaute mich monoton an und wusste wohl nicht, wie er reagieren sollte.

Er sah aus wie ein Eichhörnchen, welches vergessen hatte, wo es seine Nüsse für den Winter vergraben hatte. Das brachte mich nur mehr zum Lachen.

Jisung hatte aufgehört zu weinen und betrachtete mich still. Ich konnte nicht mehr vor lachen und hielt mir schon den Bauch.

Kurze Zeit blieb es so. Was mich aber irgendwie überraschte war, dass er auf einmal anfing auch leicht mit mir über sich zu lachen.

:)

15𝙷ℴᴜᖇ𝙨Where stories live. Discover now