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Minho POV

Als ich mich löste, schaute ich in dessen wunderschönes Gesicht, welches immer noch Tränen in den Augen hat.

,,Verzeihst du mir?", fragte ich nochmal vorsichtig und streichelte über dessen Wange.

Seine Augen schauten in meine und er nickte vorsichtig. Leicht erleichtert atmete ich aus.

,,Nur wenn du mich über deinen Vater aufklärst", sagte er dann fest und schaute mich genau an.

Ich schaute runter und seufzte. Ich hasste es über meinen Vater zu reden, nicht nur weil er ein Arschloch war, sondern einfach weil er mich an ein mal schönes Leben erinnerte.

,,Na Gut, von mir aus", sagte ich leicht gestresst und setzte mich neben ihn an die Hauswand. Sein Kopf drehte sich neugierig zu mir und er legte eine Hand auf meine. Also wenn er etwas konnte, dann war es einen seelisch zu unterstützen.

,,Also, als ich ungefähr 8 Jahre alt war, ist meine Mutter einfach gegangen...", sagte ich leise.

,,Einfach so?", fragte er erstaunt.

Ich schüttelte den Kopf.

,,Mein Vater hatte damals eine Affäre mit einer Frau. Immer, wenn meine Mutter mich nach der Arbeit von der Schule abholte, war diese Schlam-", ich atmete aus. Nein, nenn diese Frau jetzt nicht so, Minho. ,,- andere Frau bei ihm. Oder er bei ihr. Einen Tag hatten unsere Lehrer an der Schule Fortbildung. Also hatte ich 2 Stunden weniger, als sonst üblich. Darauf beschloss meine Mutter früher Schluss von der Arbeit zu machen und mich abzuholen. Sie hatte eigentlich vor mit mir, meinem Vater und Jihe, meine 4 Jahre jüngeren Schwester, Zeit zu verbringen.", erzählte ich, doch wurde unterbrochen.

,,Wo war Jihe immer?", fragte Jisung mich.

,,Mein Vater holte sie ab. Immer, wenn meine Mutter und ich wieder da waren. Der Kindergarten ging normalerweise etwas länger, als meine Schulzeit.", erklärte ich.

Er nickte verstehend.

,,Auf jeden Fall waren meine Mutter und ich an dem Tag früher zu Hause. Da mein kleines 8 jähriges Ich sich echt auf die Zeit mit meiner Familie freute, sprintete ich direkt zum Schlafzimmer meiner Eltern und erwartete das mein Vater, aufgrund seiner Nachtschicht, gerade schlief. Auf die Geräusche die aus genanntem Zimmer kamen, hatte ich nicht geachtet. Ich riss die Tür auf und fand meinen Vater mit dieser Frau im Bett meiner Eltern vor. Zwar wusste ich damals noch nicht wirklich, was sie da genau machten, aber ich wusste, dass es nicht gut war. Ich schrie nach meiner Mutter.", kurz stoppte ich und versuchte zu atmen. Ich hasste mich dafür, dass ich sie damals so lautstark gerufen hatte. Es wäre soviel besser gewesen, hätte sie NIE davon erfahren.

Jisung gab mir kurz Zeit, bevor ich weiter reden konnte.

,,Sie kam sofort und blieb schockiert an der Tür stehen. Mein Vater versuchte sich irgendwie raus zu reden, während die Frau unter ihm ihn nur fragte, seit wann er verheiratet war. Meine Mutter begann zu weinen, sprintete ins Zimmer, packte ein paar Sachen, rannte zur Tür und kam nie wieder. An dem Tag war nicht mein Vater die Person, die meine Schwester abholte, sondern ich. Mein Vater betrank sich lieber und versank in Selbstmitleid. Ich dachte diese damalige Woche war die schlimmste meines Lebens, doch die, die darauf folgten waren noch so viel schlimmer. Mein Vater gab mir die Schuld. Die Schuld daran, dass meine Mutter gegangen ist. Er hatte mich geschlagen. Er tut es immer noch.", sagte ich und biss mir auf die Lippe.

Jisung hatte die Augen leicht geweitet.

,,Das klingt schrecklich", gab er zu.

Ich musste leicht lachen, doch wollte einfach wieder weinen. Also erzählte ich einfach erst einmal weiter.

,,Die Hoffnung, dass sie irgendwann nochmal zurück kommen würde blieb, aber unser Vater meinte, dass sie tot war. Er meinte, dass er in der Zeitung gelesen hatte, dass sie bei einem Autounfall gestorben war. Den Zeitungsartikel wollte er uns aber nicht zeigen. Das Leben meiner Schwester und mir ging von da an nur noch Berg ab.", sagte ich und versuchte meine Tränen weg zu blinzeln.

,,Warte mal", unterbrach mich Jisung wieder und schaute mich aufgeweckt an.

,,Was ist, wenn sie noch lebt? Was ist, wenn dein Vater euch angelogen hatte? Er hat euch den Artikel nie gezeigt.", sagte er und schaute mich genau an.

Die Hoffnung hatte ich damals auch, aber ich hatte Angst davor, herauszufinden, ob es stimmt.

,,Vielleicht...", murmelte ich.

Jisung schien zu überlegen. Und zwar nicht kurz, sondern länger. Fast 5 Minuten saß er nur da und schaute ins Leere, bis er seine Stimme wieder hebte.

,,Ich habe einen Plan", sagte er leicht stolz und nahm meine Hand fester.

,,Der da wäre?", fragte ich ihn vorsichtig.

,,1. Wir holen deine Schwester und dich weg von diesem Kranken. Ich werde meine Mutter fragen, ob sie euch irgendwo unterbringen kann. Unser Haus ist groß genug.-", sprach er aufgeregt, doch ich musste ihn unterbrechen.

,,Das kann ich nicht von dir und deiner Mutter verlangen. Sie kennt mich nicht und meine Schwester schon gar nicht", sagte ich misstrauisch.

,,Lass mich das machen. Sie wird sich freuen, dass wir nicht mehr so allein sind. Sie wird euch schon mögen und wenn ich ihr alles erklärt habe, wird sie euch zu 100% aufnehmen", versicherte er mir.

Ich nickte leicht und schaute auf unsere Hände.

,,2. Wir werden uns darüber informieren, was mit deiner Mutter passiert ist und dann deinen Vater hinter Gitter bringen.", sagte er hoffnungsvoll.

Mir war etwas mulmig zur Mute. Er war echt leichtsinnig. Was ist, wenn das alles nicht funktioniert? Aber er hatte Recht. Ich kann nicht noch länger einfach nur zuschauen, wie mir mein Vater das Leben zur Hölle machte. Und sein Plan wirkte, als könnte es ein eventueller Ausweg sein. Ich sollte es zumindest versuchen.

Ich nickte.

,,Lass es uns versuchen", sagte ich und schaute ihm in die Augen.

Er lächelte und fiel mir um den Hals.

,,Wir schaffen das", hauchte er, ,,zusammen..."

Das hoffte ich auch.

Als es zur ersten Stunden klingelte, stand er auf und löste sich von mir. Er winkte, um sich zu verabschieden, doch ich stand auch auf und nahm seine Hand.

Ich zog ihn zu mir und küsste ihn kurz.

,,Bis dann", sagte ich darauf und ließ ihn lächelnd gehen.

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15𝙷ℴᴜᖇ𝙨Where stories live. Discover now