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Jisung POV

Meine Atem stoppte, als er seine Lippen auf meine presste. Vor ALLEN. Vor der ganzen Schule.

Ok, vielleicht nicht der ganzen, aber auf jeden Fall vor 50 Schülern. So würde die restliche Schule auch bald Wind davon kriegen.

Er machte sich gerade zum Loser, weil er einen Loser küsste.

Wenn das nicht mal eine Liebeserklärung war. Aber gerade war ich mir unsicher, ob ich mich über selbige freuen sollte. Ich will eigentlich nicht, dass er wie ich gehasst wird. Ich wollte nicht, dass er wie ich endete. Als jemanden, den man einfach gerne mal verprügelte. 

Obwohl jetzt darüber nachzudenken, bringt mich auch nicht weiter. Was passiert ist, ist passiert. Stattdessen sollte ich es genießen, solange es möglich war, oder?

Langsam lehnte ich mich in den Kuss und schloss meine Augen sanft.

Wir standen einfach da. Zwei Jungs. Die vor ihrer halben Schule knutschten. Sachen passieren.

Der ganze Flur war totenstill. Bis auf ein paar leisere Stimmen aus der Ferne, hatten alle die Luft angehalten.

Um ehrlich zu sein, hatte Minho Recht. Wir hatten uns beide. Das reichte uns doch komplett, oder?

Nach gut 20 Sekunden lösten wir uns und schauten uns in die Augen. Seine Augen sind mit Abstand das Schönste was ich je gesehen hatte. Sie hielten die Sterne. Wirklich! Sie funkelten förmlich.

Obwohl alle uns anstarrten, waren wir in unserer Welt und lächelten uns an. Minho war sichtlich stolz, sich endlich getraut zu haben. Sich getraut offen zu sagen, dass er schwul ist.

Als wir unsere Augen sich von einander lösten, schauten wir in die verdutzten und geschockten Gesichter unserer Klassenkameraden. Keinem von ihnen fiel ein Wort ein, was sie uns gegen den Kopf werfen könnten.

Es war wirklich komisch, unangenehm, aber irgendwie auch... lustig. Alle starrten sich einfach nur an.

Den Gedanken hatte wohl nicht nur ich, sondern auch Minho vor mir und fing an zu lachen. Kurz darauf schloss ich mich an und wir beide lachten einfach nur über die anderen.

In dem Moment tauchten genau zwei Menschen aus dem nichts auf. Chan betrat den Flur und Rubin kam von der anderen Seite des Flures.

Chan hatte wohl sehr schnell alles erledigt, was er im Sekretariat besprechen sollte und ist zurück gekommen. Er schien sichtlich verwirrt, warum der GANZE Flur ruhig war und schaute über die Köpfe hinweg. Vermutlich versuchte er mich oder Minho ausfindig zu machen, was leichter war als gedacht.

Denn zweitere Person, Rubin, kam laut auf uns zu gestürmt.

,,Das wird deinem Vater aber gar nicht gefallen, Minho", sagte er mit einem wütenden Unterton zu Minho und versuchte ihn von mir wegzuziehen.

Inzwischen konnten Min und ich nur noch mehr über ihn lachen.

,,Weißt du was mir nicht gefällt...?", begann Minho spielerisch, bevor er eine kurze Pause einsetze, „...deine Visage"

Ein kurzes Lachen von allen Anwesenden folgte.

,,Dein Vater wird dich so umbringen. Du weißt, dass du das Opfer der Schule wirst, oder? Du wirst geschlagen, genau wie du es jahrelang mit deinem ach so tollen Jisung gemacht hast. Ach, und dein „Freund" wird wahrscheinlich von den ganzen Mädchen, die dir hinterher rennen, zu Tode verprügelt.", versuchte Rubin sein Psychospielchen wieder. Er wollte uns wieder beeinflussen. Besonders Minho. Ein bisschen Angst hatte ich schon, dass Minho ihm wieder verfällt, aber diesmal vertraute ich ihm und nahm dessen Hand fest.

Minho schaute kurz von Rubin, zu unseren Händen und dann zu mir, bevor er lächelte.

,,Ach und Jisung. Wahrscheinlich hat Minho dir auch seine Geschichte erzählt. Weißt du, Kinder haben nichts von Fremden. Wer garantiert dir denn, dass Minho dich nicht genauso betrügen würde, wie sein Vater es mit dieser Hure gemacht hat. Wer garantiert dir denn, dass er das nicht machen würde, heh?! Richtig keiner und dann bist du wieder allein", redete er nun auf mich ein. Um ehrlich zu sein, trafen mich seine Worte schwer, denn irgendwo hatte er Recht. Minho war trotzdem noch das Kind seines Vaters. Also hatten sie Gemeinsamkeiten.

Minho drückte meine Hand fest und in seinen Augen war pure Wut zu erkennen.

,,Aus euch wird und kann nichts werden, seht es ein.", fügte er dann böse grinsend hinzu.

,,Und weißt du, Rubin? Aus dir ist nie was geworden, außer ein erbärmlicher kleiner Hosenscheißer, der versucht seinen Willen durchzusetzen, indem er rumheult, wie ein Riesenbaby, dass sein verdammten Schnuller nicht kriegt", gab Minho dann trocken zurück.

Auf einmal brach der ganze Flur in lautes Lachen aus. Auch ich musste lachen.

,,Und noch was, wenn du mich das nächste mal begrabschst, dann wasch dir bitte die Hände. Ich habe noch Popel an deinem Handrücken gesehen, vom Nase abwischen. War nicht sehr appetitlich mit an zu sehen. Also wasch dir die Hände oder sag deiner Mama, dass sie dir Taschentücher einpacken soll. Ach, und wenn sie schon dabei ist, kann sie mir noch Desinfektionsmittel mit einpacken, damit ich meine Hände entschmutzen kann, wann immer du mich anfässt", machte Minho ihn weiter runter. Der ganze Flur war fast am Grölen vor lachen.

Nun verstand ich: Minho nutzte Rubins Waffen. Er machte ihn runter und zwar da, wo es am meisten weh tat.

,,Apropos deine Mama... packt sie dir, obwohl du schon 17 bist, immer noch deine Schultasche?... Schätze schon. Mein Vater gibt mir nie Essen mit. Würdest du deine Mama bitten mir auch was mit ein zu packen. Danke.", sagte Minho mit einem monotonen Gesichtsausdruck.

Rubin zitterte vor Scham. Tränen bildeten sich, desto lauter die Leute um uns herum lachten. Und er wusste auch, dass sie nicht über uns lachten, sondern über ihn.

,,I-ich-", weinte er heraus, aber drehte sich weg und verschwand in der Menschenmenge.

Nun musste auch Minho sich die Seele aus dem Leib lachen. Ich weinte schon fast vor lachen.

,,Aua, mein Bauch", gab ich gequält lachend von mir.

Nach gut einer Minute hatten sich alle beruhigt.

Aber anders als erwartet, sprach uns keiner an. Alle drehten sich wieder zu ihren Spinden und taten das, womit sie aufgehört hatten.

,,Was zur Hölle ist gerade passiert?", fragte ein ratloser Chan, der weder wusste, dass wir ein Pärchen waren, noch dass Rubin überhaupt existierte.

,,Erklär ich dir irgendwann anders mal", sagte ich leise, bevor es klingelte und alle wieder in ihre Klassenzimmer zurück mussten.

Chan nickte verblüfft und schaute sich nach seinem Raum um.

Vorsichtig lehnte ich mich zu Minho und flüsterte:,, Wenn die Schule vorbei ist, gehen wir zu dir, holen ein paar Sachen, deine Schwester und gehen zu mir. Ab heute wird alles anders."

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Rip Rubin ;-; (stant 1team y'all)

Ich hoffe es hat euch gemundet und das es euch gut geht :D

bye bye <3

15𝙷ℴᴜᖇ𝙨Where stories live. Discover now