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Ilma ließ sich von alledem nicht beeindrucken. Sie fing seelenruhig an zu essen, ohne überhaupt einmal aufzuschauen. Auch wenn der König es niemals offen zugeben würde, ihre Starrköpfigkeit beeindruckte ihn auf eine gewisse Art und Weise. Bisher hatte kein Elb es je gewagt so mit ihm zu sprechen.

Elegant setzte sich der König auf seinen Thron am Ende des Tisches. Seinen langen Umhang warf er über die Lehne des Throns, bevor er seinen Blick über alle anweisenden schweifen ließ. Keiner wagte es auch nur annähernd ihn anzusehen. Alles so, wie es sein sollte! Zufrieden widmete er sich seinem Weinkelch, der bis zum Rand gefüllt war. Innerhalb kürzester Zeit hatte er ihn an den Lippen angesetzt und den Inhalt mit einem Zug geleert.

Sein Blick, welcher vorher noch durch den Raum gewandert war lag jetzt auf Ilma. Jene bemerkte allerdings nicht, dass sie beobachtet wurde oder sie ignorierte den Elbenkönig absichtlich. Das machte ihn fast rasend. Er wusste nicht warum aber er wollte ihre Aufmerksamkeit haben. Sie sollte ihn gefälligst respektieren und wie alle anderen verängstigt dasitzen. Genau das tat sie momentan nämlich nicht, sie hatte eine entspannte Haltung, während sie aß. Trotzdem strotzte ihr ganzes Auftreten nur so von Stolz.

Einer seiner Bediensteten kam dem König gelegen, um seiner Wut freien Lauf zu lassen. Der kleingewachsene braunhaarige Elb zitterte schon, bevor er neben dem König zum Stehen kam. Ilma ließ ihren Blick nachdenklich über den Bediensteten wandern. Die Angst war förmlich in sein Gesicht eingefräst. Alles an seiner Haltung und in seinem Blick war die nackte Angst. »T...Tut m...mir L...L...Leid m...mein K...König w...wir h...haben e...euren L..L...Lieblingswein n...nicht m...mehr a...aber ...« weiter kam er nicht. Er stotterte so heftig, dass Ilma Mühe hatte ihn zu verstehen.

Er hatte das unglückliche Los gezogen es dem König mitzuteilen, weil alle anderen schnell genug die Flucht ergriffen hatten. Alle wussten wie jähzornig der König sein konnte. Nachts erzählten sich die Dienstboten Geschichten davon, wie der Elbenkönig des Düsterwaldes schon für viel weniger gefoltert und gemordet hatte.

Der König drehte langsam seinen Kopf in Richtung des Bediensteten, welcher weiter zitternd an Ort und Stelle verweilte. Panisch sah er sich im Saal um, blickte sogar einige Sekunden Ilma panisch an, fast so als würde er sie um Hilfe bitten. Wobei sein Blick keine Bitte aussprach. Es war ein Flehen.

Der König starrte den Bediensteten eine Weile nur mit einem emotionslosen Blick an. Keiner Am Tisch konnte sagen, was in seinem Kopf vorging. Wie aus dem nichts nahm er die silberne Karaffe mit dem restlichen Wein und schüttete dem Diener den restlichen Inhalt direkt ins Gesicht. Auch Ilma blieb vom Wutausbruch des Königs nicht verschont, da der Diener direkt neben ihr stand bekam auch sie die Hälfte des Weines ab. Nicht einmal jetzt konnte man Wut oder eine ähnliche Emotion in seinem Gesicht erkennen. Er stand einfach auf und verließ mit schnellen eleganten Schritten den Speisesaal, ohne etwas gegessen oder getrunken zu haben.

Der braunhaarige Elb traute sich langsam aufzuatmen. Er wusste nicht, wie glücklich er sich schätzen konnte, dass Ilma im Raum war. Noch während der König den Saal verließ, war sie vor Empörung aufgesprungen. Viele Spritzer des roten Weines verteilten sich über ihr silbernes Kleid. Sie hatte sich gerade noch beherrschen können ihm nicht allerlei unsittliche Worte an den Kopf zu werfen, die sie kannte. Genau genommen hätte sie dazu auch gar keine Chance mehr gehabt. Der König war schon längst durch das Tor des Speisesaals verschwunden, welches jetzt mit einem lauten Krachen ins Schloss fiel. Mit einem genervten Gesichtsausdruck versuchte sie die Weinspritzer von ihrem Kleid zu bekommen. Es machte alles nur schlimmer. Statt der kleinen Spritzer waren es jetzt rote Striche, die ihr Kleid zierten.

Der Bedienstete hatte sich immer noch nicht von Ort und Stelle gerührt. Ilmas Blick war fast schon besorgt, als sie ihren Kopf hob. Nachdenklich musterte sie den jungen Elb. Auf dem Boden um ihn hatte sich eine rote Lache an Wein gebildet. Beinahe unaufhörlich tropfte die Flüssigkeit aus seinen Haaren. »Ist alles in Ordnung mit euch?« Der Elb, welcher immer noch leicht am Zittern war nickte leicht, bevor wieder Bewegung in ihn kam. »J..ja danke « Es war nicht alles in Ordnung. Vermutlich würde ihn der König öffentlich hinrichten, wenn er sich auch nur den kleinsten Fehler erlaubte. Er verschwand schnell aus dem Speisesaal. Mit einem leisen Seufzen folgte Ilma ihm, bog dann allerdings in Richtung Stall ab, wo sie eine ganze Weile Zeit mit Storm verbrachte.

Thranduil - Der eiskalte König ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt